Ganz was Anderes – ganz was Neues: Im Naturbad (Challenge 2019/21)

Vor ein paar Wochen veröffentlichte Chlorhuhn Petra in ihrem Blog den Beitrag Zeitreise im Fluss – eine wunderbare, charmante Reminisenz an ein lost place, das aufgelassene Flussschwimmbad Floriansmühl in München-Freimann.
Ich war nie in einem Flussschwimmbad, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. In Flüssen schwimmen – klar, das kenne ich. Dieses Jahr zum Beispiel in der Alz. Aber ein reguläres Schwimmbad mit Becken und allem Pipapo, das vom Wasser eines Flusses gespeist wird, kannte ich bisher noch nicht. Das galt es zu ändern, um a. auch dieses Jahr ein neues Schwimmbad kennenzulernen und b. etwas auszuprobieren, so lange es das noch gibt. Denn Flussschwimmbäder werden immer seltener, ähnlich wie Autokinos.
Nicht weit entfernt von meinem Arbeitsplatz liegt südlich von München im Oberhachinger Ortsteil Furth das gleichnamige Naturbad. Sein Wasser bezieht das Bad aus dem Hachinger Bach. Also fahre ich einfach mal dahin.

Ich habe einen bedeckten, windigen und kühlen Sommertag ausgewählt, habe aber die Hoffnung, dass doch noch die Sonne herauskommt, als ich nach der Arbeit Furth ansteuere. An der Kasse teilt man mir auf Rückfrage mit, dass das Wasser etwa 20° C warm ist, das ist frisch und somit einer der „Nachteile“ solcher Anlagen; bzw. ist ein Vorteil für mich, denn es hält Besuchermassen fern. Der Schwimmmeister, der mit Reinigungsarbeiten beschäftigt ist, weiß es genauer: 21 4° C.
Entsprechend leer ist es an diesem Nachmittag auch. Ich bin zwar nicht der einzige Gast, einige wenige sonnenhungrige Menschen haben sich auf Liegen ausgebreitet. Im Wasser aber befindet sich niemand.

Ungeheizt, ungechlort wird das Bachwasser in das Betonbecken geleitet und aus diesem wieder abgeführt. Eine Wasserpflanzenfläche filtert das Wasser biologisch und bereitet es auch wieder auf.

Grün ist das Wasser und trüb, Schwebstoffe befinden sich darin. Der Grund des Schwimmbads ist kiesig und voller abgelagerter Sedimente. Wären nicht die betonierten Wände, man würde gar nicht merken, dass man „nur“ in einem Schwimmbad schwimmt und nicht im Freiwasser. Das muss ich mir mehrfach vorsagen, denn schon spiele ich mit dem Gedanken, die hier geschwommene Strecke einfach meinen Freiwasserkilometern zuzuschlagen. Aber das geht natürlich nicht, ein Schwimmbad ist ein Schwimmbad – und Flusswasser im Betonbecken ist nun mal kein Freiwasser.

Ein paar kleine Fische stieben auseinander, wenn man über sie hinwegschwimmt, auch das unterscheidet das Naturbad von den üblichen Freibädern. Ich ahne auch den Schatten zweier größerer Fische unter mir. Als ich die fünfzig Meter lange Bahn ausdauernd immer hin und her schwimme, wirble ich sehr schnell die Sedimente auf, die Sicht wird immer eingeschränkter. Für ambitionierte Sportschwimmer, die trainieren wollen, ist ein solches Bad also nur sehr bedingt zu empfehlen, ohnehin sind die algig glitschigen Beckenwände für Roll- und Kippwenden denkbar ungeeignet. Mir macht das wenig. Ich habe es nicht eilig.

Ein anderer Schwimmer gesellt sich zu mir, brüstelt ein paar Bahnen, ist dann schnell wieder auf der Sonennliege verschwunden. Und dann kommt wieder einer, der sich mit mir das Becken teilt. Er fragt, ob ich hier nach dem Schwimmen schon mal Probleme mit Zerkarien gehabt hätte, was ich verneine. Er merkt an, dass er öfter das Kratzen bekäme, ich kann dazu nichts sagen, bzw. will nicht. Denn in der Regel habe ich keinen Stress mit Zerkarien, sondern die mit mir, was dem Mann zu erklären mir aber zu mühselig ist. Also lass ich es. Ich bin auch nicht zum Schwatzen hier sondern zum Schwimmen.

Als schließlich wieder einmal die Sonne zum Vorschein kommt, greife ich meine kleine Kamera, die am Beckenrand parat liegt. Ob ich das überhaupt darf, frage ich gar nicht erst – aber es ist weder jemand da, der das mitbekommen könnte, noch jemand, auf den ich das Objektiv richten könnte. Außer mich selbst natürlich. Ich will heute mal wieder ein paar Gegenlichtbilder ausprobieren. Das Objektiv ist mächtig verschmiert, nicht, dass ich das gut finde, aber wenn der Schmier schon mal auf der Linse ist, kann ich mir das auch zunutze machen. Weichzeichnereffekte frei Haus, bevor ich die Kamera reinigen werde.

Nach 50 Bahnen und zweieinhalb Kilometern lasse ich es gut sein, die Zeit drängt, ich habe noch einen Abendtermin und mir wird es langsam recht kalt.
Furth aber merke ich mir, da komme ich sicher öfter mal vorbei, das liegt ja auf dem Weg.


Noch zu erledigen:

  • Und außerdem: Jahressoll 480 km / Ranking aktualisieren / Badehosen ausmisten / Vollmond-Schwimmen / Goldene Stunde / 100km im Freiwasser / Herbstlaubschwimmen

Erledigt:


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2 Antworten

  1. Axel sagt:

    Hi,

    dann komm doch mal im Sommer nochmals in die Schweiz. Es gibt hier auch Flussschwimmbäder z.B an der Wiese oder eine Bio Badi in Biberstein und natürlich die Aare mit etwas mehr Speed als die Alz und Strecken zwischen 2 und 6 km, den Rhein in Basel mit Badeanlage oder in Bern und Zürich die Flussfreibäder mit Rettungsseil vor den Wehren. Es gibt viel zu entdecken.
    LG

  2. Mir gefällt der Naturbadeteich,ist gesünder als ein Chlorbecken. Lg.

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