Freiwasser? Münchens größtes Freibad? – Auf der Regattastrecke

Ok, streiten wir uns. Was genau ist die Regattastrecke am nordwestlichen Stadtrand, halb schon in Oberschleißheim gelegen. Die einen sagen: Münchens größtes Freibad, die anderen sinnieren darüber, ob dieses 140m breite und 2,23 km lange Rechteck voller Wasser als Freiwasser durchgehen kann. Immerhin speist sich die Regattastrecke durch Grund- und Oberflächenwasser, ist nicht gechlort, ungeheizt und ungefiltert und bietet zahlreichen Fischen einen Lebensraum.  Das spricht für Freiwasser.

Regattastrecke
Aber nichts ist natürlich an der Strecke, die vor ziemlich genau 50 Jahren fertiggestellt wurde, für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München genutzt wurde und seitdem Kanu- und Ruderclubs einen Trainingsplatz bietet. Radler umrunden die Strecke im hohen Tempo, Jogger und Inliner nutzen die glatte gerade Betonpiste ebenfalls, es geht höchst sportlich zu an der Regattastrecke.

Regattastrecke

Im Wasser wird geschwommen. Direkt vor der Tribüne, über die ich einen eigenen Beitrag geschrieben habe, sind exakt 1 km Strecke abgetrennt. Hier darf man schwimmen, anderswo nicht, denn das wäre bei dem starken Ruderverkehr höchst gefährlich. Seit ich weiß, dass man dort ins Wasser gehen kann, gehört das zu meinem Plan und so steuere ich nach Feierabend das nahe gelegene ehemalige Olympiageländer an. Zumindest einmal hin und her – also zwei Kilometer will ich an diesem Abend schaffen, bevor es zu spät wird.

Regattastrecke

Den nahegelegenen Regattaparksee hatte ich bereits im vergangenen Jahr erkundigt, nun also folgt die Strecke selbst. Bisher dachte ich ja, der BuGa-See in München-Riem sei das sonderbarste Freiwasser Schwimmrevier hier, das ich kenne. Aber die Olympia-Regattastrecke in Oberschleißheim belehrt mich eines Besseren. Sie toppt den BuGa-See, der genauso künstlich ist und vom Grundwasser gespeist ist, und von dem niemand in Frage stellen würde, ob das ein Freiwasser ist  locker.

Mehrere Schwimmer stehen auf dem wackligen, maroden Ponton-Steg und pellen sich in ihre Neos. Scheint also kalt zu sein, zumindest so kalt, dass der Neo eine Option ist. Und die ziehe ich dann auch, schlüpfe in den Gummi und dann ins Wasser.  Die anderen sind längst weh, als ich die ersten Kraulzüge mache, aber das stört mich wenig. Ich habe erst mal die vor sich hin verrottenden Steganlagen besichtigt. Ein Wunder, dass die nicht längst zusammengebrochen sind…

Es geht nach Südwesten Richtung Start, was mir erst später klar wird. Denn natürlich steht die alte Olympiatribüne am Ziel, daneben erhebt sich der Zielturm, während entlang der Strecke mehrere Türme stehen, die einst zur Zeitmessung oder zum Start verwendet wurden, je nachdem, welche Distanz die Ruderer zurücklegen müssen. Vielleicht hätte ich mir auch einfach die gelben Fähnchen, die an der Leine hängen, näher ansehen sollen. Ich bin ja so ein Blitzmerker.
Tribüne der Regattastrecke

Zeitmessturm Regattastrecke

Daher sind auch in 250m Schritten fette Schilder am Rand des Bassins, Ruderer können sich daran orientieren, wie weit sie es bereits geschafft haben, das mache ich mir zu Nutze. Gestartet bei 2.000, bei tausend bin ich am Ende der Schwimmerbahn habe ich den ersten Kilometer weg. Und dann geht es unweigerlich zurück.

Am Wendepunkt auf der Regattastrecke

Vom Ufer schallen laut die Rufe einer Trainerin, die einem Achter immer wieder Anweisungen gibt, während sie mit dem Rad an Land nebenher radelt. Anweisungen ertönen auch plötzlich auch von der anderen Seite der Absperrleine, als ein weiterer Achter mit Steuermann neben mit entlang saust.
Ruderer auf der Regattastrecke
Anhalten: Einen Moment Zuschauen, wie die Schüler sich alle ins Zeug legen. Es ist ein rhythmisches Rufen, offenbar hat das Team noch nicht ganz den gemeinsamen Takt gefunden. Und weiter geht’s über fette Karpfen hinweg und Schwärme kleinerer Fische, das Wasser ist so klar, wie ich es selten im Freiwasser erlebt habe.
Das Ziel ist bald erreicht, noch einmal hin und zurück werde ich an diesem Tag nicht schaffen, aber ich werde wiederkommen. Ich kann verstehen, wenn Leute sagen, dass sie sich in das Riesenfreibad vom ersten Moment an, da sie da waren, verliebt haben. Liebe ist es nun nicht gerade, was ich für die Regattastrecke empfinde, aber  es hat wirklich Spaß gemacht.

Regattastrecke
Ruderer auf der Regattastrecke

Bleibt eine Frage: Rein ins Ranking oder nicht.
Ich beschließe, die Regattastrecke als Freiwasser zu werten und zack: Bin ich bei Nr. 67. So soll es sein.


Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.

Wenn Sie mehr von mir und meiner grantigen Stimmungslage lesen wollen, dann empfehle ich dieses Buch: Renate und das Dienstagsarschloch , das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können. Klicken Sie auf die Cover-Abbildung um mehr Informationen zu erhalten und in den Web-Shop zu gelangen.
Mehr von meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer finden Sie in meinem Buch Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , das Sie ebenfalls in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung erhältlich.

Diesen Beitrag weiterempfehlen:

Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen