100 Kilometer Freiwasser – mit Höhen und Tiefen (Challenge 2019/23)

100 Kilometer während der Saison im Freiwasser zu schwimmen ist jetzt nicht gerade eine besonders große Herausforderung, viele machen das, viele machen mächtig mehr.
Aber für mich ist es das dieses Jahr irgendwie schon eine Messlatte. Denn gerade in diesem, dem sich zu Ende neigenden Sommer gab und gibt es viele gute und weitere tausend weniger guter Gründe, heute mal auf das Schwimmen zu verzichten oder zumindest die geplante Strecke deutlich kürzer zu halten als ursprünglich geplant. Und so kommt eben nichts zusammen. Wer nur kurze Strecken schwimmt oder gar nicht erst geht, der hat am Ende auch nichts vorzuweisen.

Ein weiteres Handicap war/ist in diesem Jahr das zumindest hier im Süden Deutschlands eher durchschnittliche Wetter: Kalte Tage, Regen, Gewitter… ich sagte schon: Tausend Ausreden. Als ich Anfang des Jahres die hundert Kilometer definierte, geschah dies auch vor den Eindrücken des Sommers 2018, es sollte aber trotzdem eine realistische, machbare Zahl werden. Wir erinnern uns – der Sommer 2018 war phänomenal. Den ersten Fuß in einen Weiher setzte ich am 22. April, das letzte Mal war ich am 18. Oktober im Freiwasser. Sechzig Mal (ich alter Statistik-Fuchs) war ich in einem See oder Weiher, beendete das Ganze mit 153 Kilometern, da sollten 100 Kilometer doch kein Problem sein, oder?

100 Kilometer Freiwasser - mal mit Boje und Neo

Doch.
Denn dieses Jahr startete ich, nachdem der Mai es wettermäßig vollkommen verkackt hatte, erst am 02. Juni mit dem Draußen-Schwimmen, lange im Neo, oft ohne und ärgerte mich dann über kaltes Wasser, stand im Regen am Ufer und wollte mich nicht umziehen, hatte oft vieles anderes vor und opferte so den einen oder anderen Tag, an dem ich nicht schwimmen war und ärgerte mich, dass ich dem inneren Schweinehund viel zu oft Raum zum Knurren gegeben und ihm Gehör geschenkt habe.

Keiner kann wissen, wie der September wird, ob im Oktober noch was geht – also peilte ich die letzte Augustwoche an, die 100 vollzumachen. Mit Ach und Krach, mit Hängen und Würgen und mit zunehmender Verärgerung und Frust, wenn wieder etwas dazwischen kam – und trotzdem mit einer gewissen Genugtuung, äußere Einflüsse, dafür verantwortlich machen zu können, das nicht tun zu müssen, wozu ich wenig Lust hatte: Schwimmen im Freiwasser. Der August ging, ich hatte die hundert noch immer nicht voll.
Die Zeit läuft davon, die Kilometer kommen nur mühsam zusammen, zwischendurch stand tatsächlich die Frage im Raum: Schaffe ich die hundert überhaupt? Doch wenn die Lust einmal zum Zwang wird, braucht man gar nicht mehr weiterzumachen. Dann sollte man es vielleicht sein lassen.

100 Kilometer Freiwasser - mal fehlt die Motivation

Sich ausgerechnet darin eine Bankrotterklärung auszustellen, was man selbst am allerliebsten beim Schwimmen macht, ist natürlich ein Armutszeugnis und keine Option. Folglich wird weiter geschwommen. Draußen.

Manchmal muss man sich selbst zu seinem Glück zwingen, denn selbst wenn von den geplanten drei Kilometern nach Feierabend am Ende nur zwei übrig geblieben sind, hab ich bisher noch jedes Mal gesagt: „Gut war’s! Und richtig. Es hat sich gelohnt!“
Aber es war nicht jedes Mal ein Formtief, nicht immer ein Motivationsproblem. Im Gegenteil:

Ich habe tolle neue Seen entdeckt und bereits bekannte Seen, die ich eher dürftig fand, wiederentdeckt (s. unten). Ich habe viel erlebt, viel gesehen, viele kleine Fluchten gewagt. Schon allein das war es wert. In diesem Blog ist oft davon die Rede gewesen.
Vor allem habe ich, weil er wegen der Witterung meist recht leer, den Kronthaler Weiher für mich neu entdeckt. Mein Stammrevier „Dahoam“, von dem ich dachte, dass ich mit jeder Wasserpflanze per Du bin und man im Hochsommer kaum ein Bein an die Erde, geschweige denn ins Wasser bekommt, sehe ich nun vollkommen anders. Denn auch im sattsam bekannten Gewässer lassen sich neue Dreiecke, Vierecke, Streckenaufteilungen erschwimmen. Mal freiwillig, mal umständehalber, weil an dem einen Ufer niemand ist, der einem den Neo zuzieht, am anderen Angler stehen, man Gästen mit Hunden am Ufer ausweicht, mal seine Sachen regensicher in einer Tasche unter Bäumen deponiert und daher woanders startet oder einfach mal nicht so schwimmt wie üblich.

100 Kilometer Freiwasser - mal läuft alles perfekt

Wie dem auch sei: Die hundert sind seit heute voll.
Zeit wurd’s.
Und ein wenig was wird hoffentlich noch dazu kommen.


Noch zu erledigen:

  • Und außerdem: Jahressoll 480 km / Ranking aktualisieren / Badehosen ausmisten / Vollmond-Schwimmen / Herbstlaubschwimmen

Erledigt:


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