Tage der Stille – An der Adria 2021/10
Ja, es gibt sie, die stillen Orte – auch an der Adria. Auch in den Urlaubsgebieten. Stille findet man vor allem dort, wo keine Touristen sind (zum Beispiel bei der Suche nach heimischen Schildkröten im Wald, wovon an anderer Stelle noch zu berichten sein wird).
Stille findet man aber auch dort, von wo sich die Touristen am Abend zurückziehen, um am Meer zu flanieren, in einer der vielen Restaurants Abend zu essen, einer Bar einen Drink zu nehmen oder sich in ihre Wohnmobile und Wohnwagen verkriechen, denn es wird, seit der kalte Wind über die Berge kommt, recht kalt.
Aber es ist spürbar leerer geworden in den Restaurants, einige haben bereits zugesperrt, die Saison neigt sich merklich dem Ende zu.
„Haben wir nicht oder nicht mehr!“ hört man jetzt öfter, wenn man sich etwas Spezielles auf der Speisekarte ausgesucht hat.
Das Land geht an seine Einwohner zurück.
Und dann finden wir mitten im Urlaub, Orte einer ganz besonderen Abendstille.
Da wäre der Vransko jezero, der Vrana See. Am Südende befindet sich einer der drei Zugänge zu einem wunderschönen Naturpark.
Und wenn man dort erst am Abend vorbeischaut, ist man auch so ziemlich allein dort.
Eine Ruhe breitet sich über der Landschaft wie über dem Gemüt aus.
Ein kleiner Spaziergang – eine Mußestunde. Ein Moment der Beschaulichkeit.
Als wir kurz vor 18 Uhr dort eintreffen, zeigt sich der Park-Ranger (was ist eigentlich die weibliche Form davon) irritiert. Wir zeigen unsere Eintrittskarten vor, ein wenig wollen wir noch am Ufer spazieren gehen – die Landschaft genießen. Und die Stille.
Rechts oder links herum?
Heute rechts, denn linkerhand, hinter dem Kanal auf dem Aussichtsturm entdecke ich den Kartoffel-Heinz. Der hat mit seiner Frau auch alle drei Bereiche des Parks abgeklappert, ich möchte den aber nun nicht noch einmal treffen. Wer weiß, welchen markig-bescheuerten Spruch der draufhat: „So sieht man sich wieder!“ „Die Welt ist klein!“ „Beim nächsten Mal geben Sie einen aus!“ Das Portfolio ist groß, mein Interesse an Konversation hingegen nicht.
Zwei Angler sitzen auf der kleinen Hafenanlage. Das ist Entschleunigung in Reinkultur.
Ein Dritter ist draußen auf dem See. Wäre Angeln nicht so unfassbar langweilig (finde ich jedenfalls) und eine harte Geduldsprobe, ich würde gern mit einem von den dreien tauschen.
Bötchen gäbe es ja.
Aber Fotomotive am Ufer eben auch. Und so macht der eine, was ihm gefällt, der andere, was er lieber mag. Und wir alle genießen die Ruhe. Das lädt den Akku, das tankt Energie.
Erst als der Kartoffel-Heinz und seine Ilse den Aussichtsturm geräumt und den Park verlassen haben, steige ich die paar Stufen hinauf. Ein wunderbarer Blick auf den Vrana See. Gegend, nur Gegend.
Nichts als Gegend.
Einmal mehr bemühe ich seufzend Goethe: „Werd‘ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön!“ Das wäre so ein Moment.
Der Urlaub nämlich ist zu Ende und diese kleine Serie endet mit diesem Beitrag auch.
Alles von der Adria 2021?
Hier sind alle Beiträge verlinkt: Tage des Lichts – Tage des Wassers mit Salz darin – Tage der Touris – All boobs are amazing – Tage der Vogelbeobachtung – Tage auf der Insel – Tage im vernarbten Land – Tage unter Wasser – So schlimm es auch ist, jetzt fahr’n wir übern See – Tage der Stille
Vielen Dank fürs Lesen.
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