Tage auf der Insel – An der Adria 2021/6

Was genau – um es mit Adenauer zu halten – kümmert mich eigentlich das Geschwätz von Gestern?
Hatte ich nicht gleich am Anfang des Urlaubs entschieden, die Insel  Školjić nicht zu umrunden?

Was aber, wenn am Plaža Podvrške die Kaffeebar Kon Tiki geschlossen hat?
Am Plaža Podvrške haben wir den Mittag verbracht: Sonnen, im Meer schwimmen, schnorcheln (wovon noch gesondert zu reden sein wird), Lesen… Was man eben so macht, nachdem man zuvor einen kleinen Spaziergang auf Murters höchste Erhebung absolviert hat, um den Ausblick zu genießen und „ganz nebenbei“ in einer verlassenen Militäranlage herumzustöbern. Ein kalter Wind fegt vom Festland heran, da wird es Zeit, nach dem Spaziergang im windgeschützten Bereich am Strand Wärme zu tanken.Auf der Insel
Dann aber kommt der Kaffeedurst. Die Kaffeebar, an der es auch Kaltgetränke gibt hat aber geschlossen, obwohl dort ein Haufen Menschen den Tag genießen. Es lohnt sich in der Nachsaison wohl nicht mehr, mag der Betreiber gedacht haben. Nun gut. Sein Konkurrent bietet einen Automatenkaffee, der in der Skala der schlechtesten Brühgetränke ganz weit oben ist. Also packen wir unsere Sachen zusammen. Ab zur Beach Bar Debeli Krug, da haben wir schon öfter gesessen, einen Espresso oder einen alkoholischen Nachmittagsdrink genossen und aufs Meer geschaut. Auch das macht man im Urlaub so. Die Insel Školjić liegt in Blickweite. Die Luft ist klar, das Inselchen scheint zum Greifen nah.

Tage auf der Insel
Natürlich habe ich die Strecke ausgemessen.  Alles in allem bringt es eine Umrundung der Insel auf maximal 1,5 Kilometer. Das ist ja nachgerade lächerlich. Bootsverkehr herrscht kaum noch – unter der Woche in der Nachsaison ist eben nirgends mehr richtig viel los.
Dann sehen wir einen neonorangen Punkt auf dem Wasser. Ein Schwimmer – der umschwimmt doch tatsächlich das Inselchen. Unverfroren. Ohne Rücksicht auf den Bootsverkehr, aber mit der Absicherung der weithin sichtbaren Boje.
Ich zögere, meine frau liefert wie so oft das beste Argument: „Fahr zum Ferienhaus, hol die Boje und los. Wer weiß, ob Du noch mal die Gelegenheit hast!“
Sie hat Recht, denn eigentlich ist sie perfekt – ohne wenn, aber, trotz und alledem.
Ich bin sowas von reif für die Insel, ich kann gar nicht sagen, wie sehr.

Eine Viertelstunde später stehe ich am Strand, pelle mich in den Shorty und merke, dass dem die 10 Tage kroatische Küche gar nicht gut bekommen sind. Der ist noch enger als vor dem Urlaub.
Ein paar wenige vornehmlich ältere Leute, die zuvor im Wasser auf und ab geschwommen sind, beobachten das Ganze etwas irritiert. Mir egal, ich weiß nicht, wie kalt das Wasser sich auf der Strecke anfühlen wird, einen Sonnenbrand will ich auch nicht noch auf die letzten Tage am Meer kassieren.  Also auch eine Kappe auf.
„Ist der vollkommen irre?“ steht in dem Gesicht einer Frau, die sich am Strand die Fingernägel feilt.
Boje um, Brille auf, Earplugs rein und los.

Tage auf der Insel

Es ist gar nicht so weit bis zur Insel – Kunststück, die Strömung spielt mir gut in die Hände.
Tage auf der Insel

Tage auf der Insel

Dann aber, als ich sie gegen den Uhrzeigersinn umrunde und damit als Linksatmer immer im Blick habe, wird es ganz schön schaukelig. Da braucht es etwas Orientierung, um nicht abzudriften.

Tage auf der Insel

Tage auf der Insel

Irgendwann schwimme ich direkt gegen die kurzen Wellen und die Strömung an. Das macht Spaß – aber ein Fan vom Salzwasser im Mund werde ich deshalb noch lange nicht.
Durch die Schwimmbille sehe ich, was mich eigentlich immer wieder frustriert. Der Meeresgrund, vielleicht drei bis fünf Meter unter mir, ist übersäht mit Müll. Idylle oben und unten eine Ansammlung aus Flaschen, Dosen, alten Seilen, ein paar rostigen Rohren, Scherben von Tellern…

Tage auf der Insel

Ich kann  nicht verstehen, wie Leute, die mit Motorbooten hierherkommen zum Schwimmen und Schnorcheln sich ihr eigenes Gelände dermaßen vermüllen.  An den Badeplätzen ist das Meer erstaunlich sauber, aber hier eben zeigt sich wieder mal sehr deutlich, wie dämlich wir Menschen eigentlich sind, wie ignorant gegenüber der Natur und letztlich uns selbst. Denn Nein! So eine Glasflasche, eine Red-Bull-Dose oder ein zerbrochener Teller verrottet nicht in wenigen Wochen im Meer.  Vom Plastikmüll brauch ich gar nicht erst anzufangen.

Tage auf der Insel

Der Rückweg ist einigermaßen schnell gemacht, auch wenn mich die Strömung um einiges weiter östlich zum Strand zurückkehren lässt als gedacht. Gut, schwimm ich dort halt parallel zum Ausgangspunkt zurück. Der Blick nach Westen geht direkt in die Sonne und damit ist es schier unmöglich, ohne anzuhalten zu sehen, ob nicht doch ein Motorboot vorbeigebraust kommt. Also immer mal kurz anhalten.
Es kommt keines. Ein Blick zurück auf das Inselchen Otočić Školjić, als ich wieder in den abgesicherten Badebereich zurückgekehrt bin.

Ja, es hat sich gelohnt. Ich hätte mich geärgert, es nicht gemacht zu haben. War ja kein Akt, das Ganze hat nicht mal ne Dreiviertelstunde gedauert.
Und in der Beach Bar Debeli Krug ist der Kaffee sowieso viel besser.
Alles richtig gemacht.

 

Alles von der Adria 2021?

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