Zypern im November (#05): Die Akavas-Schlucht

Schluchten gibt es viele. Vor allem dort, wo der Fels aus Kalkstein ist und sich das Wasser langsam aber stetig immer tiefer in das Gestein schneidet.
So ist das auch auf Zypern. Die Akavas Schlucht gehört sicher zu den bekanntesten und beliebtesten Outdoor-Sehenswürdigkeiten, Trails, Wanderwegen und Hot Spots der Insel.
Ich möchte gar nicht wissen, was in der Saison dort los ist, wenn schon Anfang November reichlich Leute durch die Schlucht stapfen.
Darüber mokieren möchte ich mich allerdings nicht, schließlich machen das auch – und gleich zweimal.

Das erste Mal steigen wir oben ein in die Schlucht, buchstäblich irgendwo im Nirgendwo, einer Schotterpiste als Straße folgend, das Auto dann an einem Wegweiser parkend und diesem über staubige Feldwege folgend.
Übrigens, man kann mit Fug und Recht feststellen: Es ist alles vorbildlich für Wanderer oder neudeutsch Hiker ausgeschildert, der sauerländische Gebirgsverein könnte es nicht besser machen.
Uns erwartet ein etwa 3,5 Kilometer langes, sehr urtümliches Stück Landschaft. Die Bilder, die wir vorab gesehen haben, verheißen Großartiges. An den engsten Stellen, so lesen wir, fällt das Sonnenlicht fast nie herab bis zum Boden. Und im November schon gar nicht, denn die Schlucht verläuft ziemlich genau von Ost nach West und die Sonne steht schon schräg am Himmel.
Schon der Ausblick auf das, was uns am frühen Sonntagmorgen erwartet, ist großartig. Da stört auch nicht das Geballer und Gebelle. Denn am Sonntag ist Jagdtag und das lassen sich die Zyprer nicht zweimal sagen. Es kracht und kläfft und uns, so dass wir froh sind, die Schlucht zu erreichen, bevor uns am Ende ein übereifriger Waidmann ins Visier nimmt.

Der obere Teil

Der erste Teil des Weges ist noch einigermaßen gemütlich, der Einstieg in die Schlucht erfolgt über eine Treppe, danach geht es erst einmal ganz „normal“ weiter.

Bildhübsche Troodos-Eidechsen drapieren sich auf Steinen um sich aufzuwärmen, eine endemische Art.

Schon bald verengt sich die Schlucht ein wenig. Der Weg führt eng am Wasserlauf und einem Oleanderwald entlang. Und manchmal wird es recht glitschig. Gut, wenn man da festes Schuhwerk an den Füßen hat, eines, dass auch mal einen Tritt ins flache Wasser erlaubt, ohne dass es gleich ramponiert ist oder einem nasse Füße beschert.

An vielen Stellen ist der Stein feucht und glitschig. Spuren des nassen, kreideartigen Kalksteins färben schon bald die Wanderhose und -stiefel ein, denn manchmal ist es am sichersten, sich auf einen Felsbrocken zu setzen und einfach abzurutschen. Aber wer nicht dreckig wird, der hat vielleicht nichts richtig erlebt.

Gelegentlich überrascht es mich dann doch, in welchem Outfit andere durch die Berge und Schluchten laufen, auch hier. Chic, ja, ohne Frage. Aber zweckmäßig und funktional? Da habe ich eher Zweifel.

Immer wieder weitet sich der Weg, verengt sich aufs Neue, es geht zwei Kilometer leicht bergab, ein Weg, bei dem wir im Hinterkopf behalten, ihn wieder zurücklaufen zu müssen oder außen herum eine Schotterstraße entlang durch die dann doch ziemliche Wärme der Sonne. Hinter jeder Kurve staunen wir erneut, wie schön es hier ist.

In den beschatteten Abschnitten stoßen wir auf das zyprische Alpenveilchen, auch eine endemische Art, die hier gerade in voller Blüte steht.

Irgendwann erreichen wir einen Abschnitt, in dem mächtige Felsblöcke den Weg versperren bzw. überklettert werden müssen. War es bisher relativ einfach, zu erkennen, wo und wie es weitergeht, wird es hier schwieriger. Den Weg über die Felsen muss sich jeder selbst suchen. Ein „Nadelöhr“, an dem sich viele Wanderer treffen und behutsam ertasten, wo es wohl am leichtesten geht.
Wir entschließen uns zur Umkehr. Den unteren, sehr viel engeren Teil der Schlucht wollen wir uns ein paar Tage später vornehmen. Genug gewandert für einen Tag, jetzt erstmal Kaffee und einen Snack am Meer.Akavas

Der untere Teil

Ein paar Tage später starten wir vom Parkplatz Toxeftra nördlich von Pegeia noch einmal zu einer Wanderung in der Akavas Schlucht. Denn den sehr engen, wesentlich spektakuläreren unteren Teil mit den zig Meter hohen Felswänden haben wir noch gar nicht gesehen. Und der soll – so haben uns Wanderer erzählt – sich wirklich lohnen.
Auch hier ist der Plan, bis etwa zur Mitte der Schlucht zu laufen, dann umzukehren, denn den oberen Teil kennen wir ja schon. Ud auch von unten ist das Überklettern der Felsbrocken, wobei sich jeder seinen eigenen Weg suchen muss, nicht unbedingt das, auf das wir Lust verspüren.

Zeitgleich mit einer geführten Gruppe, die unter Johlen aus mehreren Landrovern herangekarrt wurden, machen wir uns auf den Weg, bestrebt, diese Gruppe schnellst möglich hinter uns zu lassen, denn der Führer, der sich auch als Entertainer versteht, redet unentwegt und das in einer Lautstärke, die einem echt den Genuss an einer Wanderung vermiesen kann. Aber es ist ohnehin klar, dass die Gruppe nur die ersten paar hundert Meter in die Schlucht laufen wird. Denn zum einen ist niemand für den Weg über Stock und Stein eingerichtet, zum anderen drängt die Zeit, denn man will ja sicher schnell weiter zum nächsten Highlight der Jeep-Safari.

Akavas

Zweifelsohne gehört die Akavas Schlucht wirklich zu den Highlights. Der untere Teil ist wesentlich voller.  Fotos ohne Menschen gelingen fast nie oder nur unter extremer Geduld, andererseits ist es aber auch nicht verkehrt, kleine bunte Punkte auf den Bildern zu haben – Menschen, die im Größenvergleich sich einfach nur winzig ausmachen.
Akavas

Gelegentlich führt uns der Weg an den Hängen etwas hinauf und dann

Akavas

wieder zurück zum Fluss.

Akavas

Die Ziegen in den Hängen sieht und hört man schon von weitem. Und man riecht sie auch. Sie kommen herunter, versorgen sich am frischen Grün im Schatten und verschwinden dann wieder. Immer wieder entdecken wir Warnschilder, aufzupassen, denn natürlich können die Ziegen im Hang auch einen Steinschlag auslösen und wer will schon einen solchen auf die Rübe bekommen?

An zahlreichen Stellen weisen Hinweisschilder auf die Vegetation hin, vor allem im Ein- und im Ausgangsbereich an beiden Enden des Tales. Und mit etwas Glück sitzt dann auch mal ein Hardun auf einem solchen…

Akavas

Akavas

 


Zypern im November – alle veröffentlichten Teile:

Ankündigung
Teil 01: Im Tal der Zedern
Teil 02: Das Wrack, das Fels, das Meer
Teil 03: Ein Lost Place der lost Souls
Teil 04: Die Drachenhöhle
Teil 05: Die Akavas Schlucht
Teil 06: Von Flamingos, Mohammeds Tante und doofen Leuten
Teil 07: Auf dem Aphrodite Trail
Teil 08: Paphos, die Kulturhauptstadt Europas 2017
Teil 09: Das Kykkos-Kloster
Teil 10: Polis

Und als Special ein Beitrag in einem anderen Blog:
Ein kleiner Friedhof, wie es hunderte gibt… im Totenhemd-Blog


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4 Antworten

  1. Lutz sagt:

    Herrlich, eine beeindruckende Landschaft. Da wimmelt es nur so von Motiven :-)

    • Lutz Prauser sagt:

      Ja genau. Und das ist zugleich auch das „Problem“. Man kommt vor lauter Fotografieren kaum voran, muss aber.
      Es gibt außerdem Abschnitte, bei denen man die Kamera sicher verstauen sollte und sie demzufolge immer wieder aus- und einpacken muss.

  2. Inga sagt:

    Wunderschöne Landschaft und sehr gute Photos! Die Wanderung scheint aber ziemlich herausfordernd zu sein…
    Wir wollen bald nach Zypern (Pafos) reisen und auch nicht nur durch die Gegend düsen. Mich würde interessieren, wie ihr euch fortbewegt habt. Mit dem Mietwagen oder mit dem Bus?

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