Gegen rechts – Eine neue Kategorie im Blog

Blogger gegen rechts

Es war Wilhelm vom Blog …mal nachgedacht, der mich auf die Idee brachte, die Kategorie Gegen rechts einzuführen. Von ihm „entwende“ ich auch das nebenstehende Logo, aber dazu hat er es ja auch veröffentlicht.
Genauer gesagt war es sein Blogbeitrag Tja, warum eigentlich nicht? , in dem er sich zunächst den Frust von der Seele schrieb, dass es auf den Beitrag Die letzten Masken fallen seiner Liebsten auf dem Blog Heimathafen Elbinsel so wenig Reaktionen gab.
„Wenn jeder von uns in seinem Blog nur ein kleines, aber deutliches Zeichen setzt (und das kann man auch, wenn man es sonst lieber unpolitisch mag!!) und so zeigt, dass er die Kackblauen nicht will, dann ist damit schon viel erreicht.“ Das ist sein Vorschlag.

Sichtbar werden, Flagge zeigen, Positionen beziehen, die Stimme erheben gegen rechts – ähnlich wie Holger Dankelmann aufgerufen hat, gegen rechts zu fotografieren, ähnlich wie die Aktion Schreiben gegen Rechts. ähnlich wie #Wirsindmehr Zusammenschlüsse auf Twitter.
Natürlich wird nichts davon eine überzeugte AFD-Wählerin oder einen überzeugten Wähler davon abhalten, dieser protofaschistische Partei seine Stimme zu geben. Aber vielleicht macht es dem einen oder der anderen Mut, die eigene Stimme zu erheben, zu wissen: Wir sind mehr!
Vielleicht bringt es Menschen mit Anstand ein wenig zum Nachdenken. Vielleicht werden Parteien, in denen Politiker wie Peter Ramsauer (CSU) Geflüchtete als Ungeziefer bezeichnen, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen hätte, oder Friedrich Merz (CDU) Berlin-Kreuzberg die Zugehörigkeit zu Deutschland abspricht, für mehr Leute unwählbar. Von der ganz und gar widerwärtigen Causa des nicht weniger widerwärtigen Hubert Aiwanger gar nicht erst zu reden. Hier nämlich zeigt sich aufs Deutlichste, wie in protofaschistischen Kreisen Bagatellisieren, Kleinreden und Rauswinden funktionieren. Und wie die Machtgeilheit in der Union die Tür nach rechts immer weiter aufstößt.

In diesem Blog gab und gibt es immer wieder Beiträge mit politischen Gedanken und Äußerungen. Sie hingen allerdings mehr oder weniger im luftleeren Raum, eingemengt zwischen Beiträgen übers Schwimmen, Spazierengehen, übers Reisen, übers Fotografieren, über den Genuss des Lebens im ganz Alltäglichen.
Seien es meine Besuche und die daraus resultierenden Eindrücke von der Gedenkstätte des KZ Dachau, der Außenstelle in der Mühldorfer Hart, mit Waldlager, Rüstungsbunkern und Massengrab (Links zu den Blogbeiträgen sind markiert). Seien es Beiträge zu Themen, Flüchtlingen das Schwimmen beizubringen, Stolpersteine in Erding, Black Lives Matter oder meinem ganz persönlichen Gedenken an Holocaust Opfer. Und manchmal ist es nur mein Versprechen, jedem Straßenmusiker, den ich treffe und der Bella Ciao spielt, etwas in den Hut zu legen, einer Wohnungslosen eine Straßenzeitung abzukaufen oder bettelnde Menschen egal welcher Herkunft in den Blick zu nehmen und auch ihnen etwas Geld zu geben. Denn – machen wir uns nichts vor – auch diese Menschen stehen im Fadenkreuz von rechts, sind Opfer von Häme und Hetze, vor allem aber Ziel möglichst weiter Ausgrenzung aus unserer Gesellschaft.

Das alles gehört irgendwie zusammen. Das alles ist ab sofort in diesem Blog auch in der neuen Kategorie Gegen rechts eingeordnet. Damit sind die Beiträge schneller auffindbar und empfehlen sich gemäß dem Algorithmus „More of the same“ im Blog noch stärker untereinander, damit die, die das lesen möchten, es einfacher haben. Mir persönlich tut es gut, von anderen Bloggern gelegentlich solche Inhalte zu lesen – es ist nicht nur eine Bestätigung meines Wertekompasses, meinem Verständnis dessen, was Anstand ist, es vermittelt mir auch das Gefühl, dass es neben den Rechten, den „Kackblauen“, wie Wilhelm sie nennt und neben der viel zu leisen und schweigenden Masse auch eine breite Ansammlung an Menschen gibt, die Populismus, Häme Hass und Hetze von rechts nicht einfach hinnehmen. Von Menschen, die aus der Geschichte gelernt haben.

Bloggen gegen rechts

Dieses Blog ist nicht unpolitisch, auch wenn rein politische Beiträge und Themen eher selten erscheinen. Aber sie kommen vor. Und es wird weitere geben, wann immer ich das Bedürfnis danach habe, dazu etwas in dieser Richtung zu schreiben, ob nun in eigenen Beiträgen oder als Randbemerkungen in meinen Blogposts zu anderen Themen. So wird es später im Jahr einen oder mehrere Beiträge zum Kriegsgefangenenlager in Moosburg im Nachbarlandkreis geben. Ein erstes Mal habe ich mir einige Erinnerungsstätten angesehen und viel fotografiert (s.unten), im Herbst will ich mich zusammen mit ein paar Freunden vor Ort an einer Führung teilnehmen. Auch ein Thema, über das viel zu oft die Schlussstrichdebatte geführt wird und sich die Erinnerungskultur in Deutschland mehr als schwer tut.
Ich werde immer wieder auf die Verbrechen des Nationalsozialismus hinweisen, gegen Faschismus und Rassismus meine Stimme erheben und klar Position gegen die menschenverachtende Politik von rechts beziehen, egal, in welcher Partei sie gemacht wird.

Wenn Sie diese Themen nicht lesen wollen, dann scrollen Sie einfach weiter. Es gibt genug Anderes, was Sie vielleicht interessiert.
Wenn Sie allerdings eine Regenbogenbank oder das Foto einer Synagoge in den sozialen Medien als Provokation empfinden und Sie in Wallung geraten lässt, sollten Sie sich vielleicht mal fragen, was mit Ihnen nicht stimmt und was Sie hier eigentlich wollen. Denn beides samt Kommentar zu den Reaktionen darauf im Netz kam auch hier im Blog zur Sprache.

Wenn Ihr politisches Herz allerdings abgestumpft oder abgefroren ist und weit rechts schlägt, dann lesen Sie vielleicht besser einfach gar nichts mehr hier. Es könnte (ver-)störend wirken. Ich verzichte gerne auf solche Leserinnen und Leser, sie stellen keine Bereicherung dar, eher im Gegenteil.
Kommentieren Sie diese Beiträge auch bitte gar nicht erst mit rassistischen, faschistischen, antisemitischen, homophoben Sprüchen oder gar justiziablen Inhalten. Ich schalte das sowieso nicht frei, wenn mein sorgsam eingestellter und sehr rigider Spamfilter das überhaupt durchlässt.

Wenn Sie das aber trotzdem lesen wollen, vielleicht sogar meine Standpunkte teilen, freut mich das umso mehr. Schön, dass Sie da sind!
Denn wir sind mehr.

Schreiben gegen Rechts? Ich bin schon lange dabei.


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Wenn Sie mehr Bilder von mir sehen wollen, dann empfehle ich das Fotobuch Im Süden – Bilder eines guten Jahres, das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können. Ebenfalls dort erhältlich sind die grantigen Geschichten Renate und das Dienstagsarschloch und das Buch von meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser. Alle Bücher sind auch über die ISBN in der stationären Buchhandlung bestellbar.

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3 Antworten

  1. Danke fürs Teilen meiner Idee und Deinen sehr ausführlich und richtig guten Beitrag dazu, der mir zeigt, dass wir da doch sehr auf einer Wellenlänge sind.
    Und ja, ich würde mir wünschen dass noch mehr Blogger sich entschliessen, ein ähnliches Zeichen zu setzen – egal, ob mit diesem Logo oder mit einem anderen. Denn jeder noch so kleine Beitrag (auch wenn man ansonsten nichts dazu schreiben mag) ist wichtig, um zu zeigen, dass wir alle zusammen nicht den Kackblauen, den Aiwangers oder Menschen wie dem Merz das Feld und die Meinungshoheit überlassen wollen…

  2. Lieber Lutz, ich blogge nun auch schon seit 15 langen Jahren über Gottloses und die Welt und bin politisch aktiv seit – warte mal – ziemlich genau 50 (!) Jahren. Und immer irgendwie deutlich links von rechts. Aber nein, ich glaube nicht, dass „gegen rechts“ eine Kategorie ist. Natürlich verbindet uns der Kampf für Demokratie und gegen die Feinde der Demokratie. Und wir beide wissen, dass die stärksten, gefährlichsten und widerlichsten Feinde der Demokratie Faschisten sind. Aber die stärkste Waffe gegen sie ist doch unsere Vielfalt, unser Anders-Sein, nciht unser Dagegen-Sein. Wir definieren uns doch mit unserer Vielfalt und nicht als Antifa. Unsere Attraktivität kommt aus unseren nicht-faschistischen Lebensmodellen, aus unserer demokratischen Vielfalt, aus unserer Buntheit, nicht aus unserer Ablehnung des Braunen. Auf meinem Czyslansky-Blog schreibe ich immer wieder auch über Politisches und deshalb natürlich auch gegen rechten Wahnsinn, aber „gegen rechts“ wird keine Kategorie, denn wenn ich, wie zuletzt, über die Situation in Mali, über den Umgang mit dem N-Wort, über sozialdemokratische Außenpolitik oder über die Frauenbewegung im Iran schreibe, das ist das immer auch antifaschistisch, aber es ist viel mehr: es ist prodemokratisch! Ich will mich nicht primär gegen die neuen alten Nazis definieren. Ich lass mich nicht von denen „belabeln“, auch nicht negativ. Die Nazis dürfen nicht unser Kategoriensystem definieren. Niemals. Gegen Nazis zu sein, in allem was wir tun und schreiben, ist viel zu normal, als dass man daraus eine Kategorie machen könnte. Dieser Kategorie müssten wir doch alle unsere Texte zuordnen. Alle, ohne Ausnahme. Ich denke, du verstehst mich richtig: dies ist ein sehr solidarischer Einwurf. Denn ich schätze dein Blog und deine Haltung sehr.

  3. Ich sage jetzt „Ja, ich will!“, meine aber natürlich nicht, dass ich vor dem Traualtar stehe, sondern dass ich erstens den Artikel gern gelesen haben udn zweitens auch weitere lesen will und werde.
    In letzter Zeit war ich über Gebühr beschäftigt, deswegen gibt es heute einen Lesemarathon.

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