Rehabilitation für den Wörthsee (Challenge 2019/16)

2015 kam ich auf die Idee, im Sommer 25 Seen in und um München herum schwimmend kennenzulernen. Ich wollte mich mit einer Challenge, der ersten dieser Art, zwingen, mehr ins Freiwasser zu gehen, Abwechslung inklusive. Und ich war neugierig auf neue Seen, Strände, Badeplätze.
Auf der damaligen Liste befand sich auch der Wörthsee. An einem Dienstag war ich zusammen mit Schwimmfreundin Petra dort.  Es war der falsche Wochentag, denn seit den Urwurzeln meines Blogs stelle ich fest, dass dienstags die Chance, auf Arschlöcher zu treffen, besonders hoch ist. Und so war es dann auch am Wörthsee, wovon in meinem Buch Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser zu lesen ist.
Seitdem war die Lust, noch einmal zum Wörthsee zu fahren auf dem Nullpunkt. Da es in meinen Jahresrankings immer eine entscheidende Rolle spielt, wie groß mein Interesse ist, einen See erneut zu besuchen, gruppierte ich den Wörthsee fortan ganz weit unten ein.  Nicht, dass er die rote Laterne inne hatte, aber fast war es so.
Aber ist das fair?

Wörthsee von Süden aus
Kann der See etwas dafür, dass an seinem Westufer Arschloch-Anwohner (zumindest zwei, und die mit Hund) leben?
Eigentlich nicht. Also bekam der Wörthsee in diesem Jahr seine zweite Chance, so wie andere Seen in meinem Ranking auch; Seen, die ich nur einmal besucht und mit einer eher miesen Bewertung abgekanzelt hatte.
Fair genug, dass ich das wieder an einem Dienstag mache – die Parameter sollen ja gleich sein. Das sind sie natürlich nicht, weil ich heuer nicht in Steinebach starte und nicht zu den Geldigen herüberschwimme. Start und Ziel ist der Badeplatz Oberndorf ganz im Süden.

Wörthsee am Oberndorfer Badeplatz

Dort angekommen gebe ich meinen ursprünglichen Plan, hinüber zum Campingplatz und dann am Ufer zurückzuschwimmen auf. Es dümpeln mir zu viele Segler auf der Route. Also nehme ich die Mausinsel am Westufer ins Visier. Östlich will ich am Ufer der Insel entlang bis zur Nordspitze schwimmen und dann zum Badesteg von Oberndorf zurück. Ein Vorteil: Ein Großteil der Strecke geht durch flaches und damit wunderbar warmes Wasser. Das klingt nicht nur nach einem Plan, das ist es auch. Etwa 700 Meter sind es bis zur Insel, ab da habe ich wieder weichen Boden unter den Füßen, was ich nicht brauche, aber es ist deutlich zu merken, dass hier das Wasser zwei oder drei Grad wärmer ist.

Wörthsee - türkisgrünes Wasser

In rund 100 Meter Abstand säumen Bojen den Uferrand. Wörtseeerfahren erwarte ich, dass Schwimmer, Bootsfahrer und SU-Paddler abgehalten werden sollen, sich der Insel zu nähern. Zumindest rechne ich mit einem entsprechenden Hinweis auf dem Schild oberhalb der Boje. Das Eiland befindet sich in Privatbesitz, vermutlich möchte der Eigentümer nicht, dass irgendwer dort anlandet und seine paradiesischen Zustände durch schnödes Betreten gefährdet. Das wäre fast schon ein Grund, den See im Ranking wieder zu drücken, denn eigentlich gefällt es mir ganz gut hier.Selfie unter Wasser

Dass es hinter der Aufreihung der Bojen nicht weitergeht, stimmt, aber Hinweis weist einen anderen Grund aus. Hier beginnt ein Landschaftsbestandteil. A ha.
„Ein geschützter Landschaftsbestandteil ist in Deutschland ein nach § 29 Bundesnaturschutzgesetz rechtsverbindlich festgesetzter Teil von Natur und Landschaft, deren besonderer Schutz zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts“, schlage ich später bei Wikipedia nach.

Wörthsee - Boje mit Warnschild

Ob’s wirklich so ist oder nur vorgeschoben – keine Ahnung. Aber ich will unvoreingenommen bleiben und im Prinzip ist mir das auch egal, ich habe sowieso nicht vor, die Insel zu betreten, daher betrifft mich die Sperrzone nicht. Ein Stand-Up-Paddler sieht das anders. Er ignoriert das kurzerand. Es ist nicht das erste Mal, dass ich diese paddelnden Genossen dabei beobachte, wie sie durch Bojen markierte abgesperrte Bereiche mit Naturschutzgebieten (so etwas gibt es an vielen Seen) einfach durchkreuzen.

Mausinsel - Standup-Paddler, dem die Sperrzone egal ist

Entlang dem Ufer sind Pfähle geschlagen, zwischen denen Seile gespannt sind – die sensible, schilfbewachsene Uferzone ist so vor Landgängern, ankernden Seglern und Paddlern geschützt. So etwas habe ich so vorher noch nirgends gesehen, aber es wird wohl einen Grund geben, warum so ein Schutzzaun an der Mausinsel notwendig ist. Es scheint wohl schwierig zu sein, nur mit Schildern eine bestimmte Klientel davon abzuhalten, sich Schutzgebieten zu nähern und diese zu vereinnahmen.

Uferzone der Mausinsel

 

Am Ende der Insel angekommen, bleibt mir nur der Rückweg, den ich zügig absolviere. Trotz des flachen Wassers wird es doch zum Abend hin frischer am und im See. Als ich nach meiner Ankunft in Oberndorf das Wasser verlasse spricht mich ein Urlauber an, ein Engländer, der in Holland lebt und hier seine Ferien verbringt: Was das denn für ein oranges Ding da sei, das habe er schon öfter gesehen. Und was die Idee dahinter sei.

Ich erkläre ihm die drei Gründe, in bestimmten Gewässern mit einer Boje zu schwimmen (Sichtbarkeit für andere Wassersportler und ggf. vom Ufer aus, Bootsführer, Hilfe bei Krämpfen, Tasche für Autoschlüssel o.ä.). Das findet er spannend und sinnvoll und er erkundigt sich, wo man solche Bojen kaufen könne. So entwickelt sich ein kurzes, angenehmes Gespräch. Small Talk können sie eben – die Engländer.
Ohne auf ein Dienstagsarschloch zu treffen beende ich den Ausflug ins Fünfseenland, das leider etwas zu weit weg von meinem Zuhause ist, um dort regelmäßiger schwimmen zu gehen.
Der Wörtsee ist rehabilitiert. Im Ranking wird er weit nach oben schnellen.

 


Noch zu erledigen:

  • Und außerdem: Jahressoll 480 km / ein fremdes Freibad / Ranking aktualisieren / Badehosen ausmisten / Vollmond-Schwimmen / Goldene Stunde / 100km im Freiwasser / Herbstlaubschwimmen

Erledigt:

 


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1 Antwort

  1. Klasse. Auch wieder Deine Bilder. Immer wieder faszinierend. Schon etwas ganz Besonderes.