Im fernen Hessen, im Aartalsee (Challenge 2019/20)

Mindestens fünf neue Seen, hieß die Grundidee, die in meinen Jahres-Challenges immer wieder auftaucht. Das heißt aber nicht, dass nach fünf neuen Seen pro Jahr Schluss sein muss. Warum also nicht auch den Aartalsee einbeziehen?
Es gibt nämlich ein paar gute Gründe, dass ich diesen See 2019 schwimmend erkundet habe. Eine Runde wollte ich dort schwimmen und genau das habe ich gemacht. Warum?Düstere Stimmung über dem Aartalsee

1. Warum auch nicht?

Blöd, oder? Eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten. Aber die Logik ergibt sich trotzdem, und zwar aus diesem Grund:

 

2. Weil er nun mal da ist und weil wir nun mal da waren

Als im Frühjahr die Hochzeitseinladung meines Verlegers und Freundes Thorsten und seiner Freundin Danielle ins Haus flatterte und ich sah, dass die Feier im Seehof am Aartalsee stattfinden wird, war nicht nur klar, dass wir dahin fahren (das hätten wir so oder so auch bei anderen Locations gemacht), sondern: Am Tag nach der Hochzeit werde ich ins Wasser gehen. Und schwimmen.
Die Gelegenheit bot sich einfach an, unklar, ob ich dort nochmals hinkommen werde und neue Seen zu testen finde ich immer spannend. Also musste ich sie beim Schopfe packen.
Alles passte perfekt.
Nur das Wetter nicht. Aber man kann eben nicht alles haben.

Am Aartalsee - Blick nach Westen

3. Aus der Nummer wäre ich so oder so nicht mehr herausgekommen

Beim Small Talk während der Feier sprach ich davon und erwähnte meine Absicht, am nächsten Morgen nach dem Frühstück im Aaartalsee zu schwimmen – egal was passiert.  Also war mir spätestens beim Frühstück klar, dass ich nun ohne Gesichtsverlust nicht mehr aus der Nummer herausgekommen wäre. Natürlich versicherten die, die mich darauf ansprachen, dass ich um derentwillen nicht schwimmen gehen müsse. Immerhin war die Feier lang, der Alkohol mundend und zwischen Hochzeitstorte,  dem Abend-Buffet und mitternächtlichen Leckereien flutschte immer wieder etwas aus der Candy Bar. Überaus gut genährt und damit träge wie ein Zweifingerfaultier kam am nächsten Morgen das üppige Hotelfrühstück noch on top. Nach Rührei mit Speck zwängt man sich eben nur noch mit Gewalt in den Neo und schwimmt auch wenig grazil, dafür mehr wie ein Walross. Trotzdem. Der See wartet. Ich will und werde Vollzug melden.

4. Bange machen gilt nicht

Der Plan: Während meine Frau den Aartalsee zu Fuß umrundet, werde ich den Westteil abschwimmen, natürlich in gebührendem Abstand zum Grundablass und Überlauf. Es sieht verdammt nach Regen aus, was mich im Wasser wenig stört, aber das spätere Abtrocknen und Umziehen am Ufer nicht gerade vergnüglich macht. Vorsichtshalber deponiere ich meine Garderobe und mein Handtuch in einer Plastiktüte und hänge meine Tasche so in die Bäume, dass alles einigermaßen regengeschützt bleibt. Düster schaut der Himmel über dem See aus, aber bange machen gilt nicht (wie wir als Kinder immer gesagt haben).

Düsterer Himmel über dem Aartalsee

Der Wasserstand ist niedrig, das macht das Waten und später das Kraulen am ohnehin stark verkrauteten Ufer nicht gerade angenehm. Erst stapfe ich durch Wasserpflanzen, die angesichts der Trübnis unter mir kaum wahrzunehmen sind, dann furche ich bei Kraulzügen immer wieder überraschend durch sie hindurch.
Ich quere den See vom Südufer aus, entscheide mich, in westlicher Richtung weiterzuschwimmen, der Damm auf der anderen Seite, der aus Grauwacke besteht und die dahinterliegenden Häuser schützt, sieht wenig attraktiv aus, an ihm will ich nicht entlang schwimmen. Der See, der 1991 aufgestaut wurde,  ist eben künstlich und gibt sich in diesem Bereich auch keine Mühe, das zu verbergen.

Aartalsee
In der anderen Richtung aber schaut das ganz anders aus, da gibt es ein kleines Naturschutzparadies. Das Ufer ist bewaldet, so mag ich das. Also schwimme ich an Büschen, Bäumen und kleinen Wiesen entlang.  Ein Angler sieht mich auf sich zukommen, winkt, ruft und gibt mir zu verstehen, dass ich umbeschadet weiterschwimmen kann, keine Haken in meiner Bahn. Danke, das ist sehr nett.

Wald am Nordufer des Sees

Ein Stück weiter hat sich ein Trupp Kanadagänse versammelt. Die Vögel beäugen mich argwöhnisch und halten sich – und damit mich – auf Abstand. Verständlich. Mehr als fünfzig Metern kann ich mich ihnen nicht nähern.

Kanadagänse hundert Meter voraus.

 

Zweimal schwimme ich sehr nah ans Ufer, Kraut hin oder her. Abgesägte Baumstümpfe liegen malerisch und hochdekorativ im Wasser. Ich wage ein paar Bilder, obwohl mich die Häuser von Bischoffen im Hintergrund schon irgendwie stören. Aber warum soll man „wilde, unberührte, romantische Natur“ auf Fotos vorgaukeln, wenn die Wahrheit eine andere ist?

Baumstumpf im See

Arrangeirte Natur am Nordufer - Baumstumpf mit neuen Pflanzen

Die Wurzeln eines Stumpfes verzweigen sich unter Wasser und geben ein interessantes Bild. Das schaue ich mir näher an, obwohl hier baden verboten ist. Aber erstens bade ich ja nicht (ok – das Argument zählt im Zweifelsfall nicht) und zweitens kann ich das ja nicht wissen. Davon erfahre ich erst später von meiner Frau, die diesen Uferabschnitt entlang gegangen ist und entsprechende Hinweisschilder gesehen hat. Wenn man sich aber von der Wasserseite aus nähert, kann man diese Schilder nicht lesen. So what…

Unter Wasser - alte Wurzeln

Schließlich nähere ich mich dem Westende, eine Bojenkette signalisiert, dass ab hier der See gesperrt ist. Doch so nah will ich gar nicht an Mauer und Überlauf.

Aartalsee

Als Nachweis, dass ich da war, vor allem denen gegenüber, die mich gefragt haben, ob ich denn wirklich bei dem Wetter in den See steige, mache ich das obligatorische Selbstbildnis mit Boje.
Ja, Leute, den Aartalsee kenne ich nun auch.

Selfie im Wasser - ich war dort

 

Am verabredeten Treffpunkt wartet schon meine Frau, die den See zu Fuß viel schneller umrundet hat als ich einen Teil davon schwimmend. Aber dann ist das nun mal so. Geregnet hat es nicht. Dafür kommt Wind auf, die ersten Segler und Surfer haben sich startklar gemacht und übernehmen nun das Gewässer.

Südufer des Aartalsees

Und für uns heißt es: Ab nach Hause!


Noch zu erledigen:

  • Und außerdem: Jahressoll 480 km / ein fremdes Freibad / Ranking aktualisieren / Badehosen ausmisten / Vollmond-Schwimmen / Goldene Stunde / 100km im Freiwasser / Herbstlaubschwimmen

Erledigt:


Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.

Mehr von mir und meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer finden Sie in meinem Buch Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können. Klicken Sie auf die Cover-Abbildung um mehr Informationen zu erhalten und in den Web-Shop zu gelangen.

Diesen Beitrag weiterempfehlen:

Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann

Subscribe to get the latest posts sent to your email.