Zum Sundowner in den Weiher – Die Goldene Stunde (Challenge 2018/10)

Mit Schwimmen hat der Sunddowner nicht allzu viel zu tun – zumindest nicht im klassischen Sinn. Denn es geht weder um Zeit noch um Geschwindigkeit, weder um Strecke noch um Ausdauer. Es geht nur ums Schwimmen an sich – und den Genuss daran. Wie andere diesen speziellen Dämmerschoppen zum Sonnenuntergang genießen, kann ich mich für eine Dämmer-Schwimmrunde im Weiher begeistern.Zum Sundowner im Kronthaler Weiher - kurz bevor die Sonne versinkt
Und nichts ist besser geeignet, genau dies zur Goldenen Stunde zu tun und dann ins Wasser zu steigen, wenn die meisten anderen längst auf dem Heimweg sind.
Der Abend ist angebrochen. Im Naherholungsgebiet am Kronthaler Weiher, das seit dem Zerkarien-Befall  des Wassers deutlich an Besuchern verloren hat, hat es sich geleert. Nur noch wenige Menschen sitzen oder liegen auf den Abschnitten, die bis zum Schluss von der Sonne beschienen sind. Sie starren den glühenden Feuerball an, sind in Gedanken versunken oder leise in tiefschürfende Gespräche vertieft. Einige haben sich vom Kiosk einen Sundowner geholt, andere einen von daheim mitgebracht.Zum Sundowner im Kronthaler Weiher - die Farben ändern sichEine arabische Familie hat eine Wasserpfeife angezündet, eine Frau sitzt im Lotos-Sitz auf der Yogamatte, Pärchen lehnen sich eng aneinander, selbst die wenigen noch verbliebenen Kinder sind ruhiger geworden. So ist es oft, wenn ich abends nach Feierabend an den Weiher komme. Stille liegt über dem Wasser, das sich nur wenig kräuselt, nur noch wenige Stand Up Paddler sind unterwegs, eine Handvoll Schwimmer, die den Abend genießen und sich von den Zerkarien nicht beeindrucken, und ein paar Wasservögel.Die Luft hat sich abgekühlt, der Moment ist nah, an dem die Wassertemperatur und die Lufttemperatur gleich sind.
Die Silhouette der gegenüberliegenden Ufer wird zu einem dunklen Strich, die Sonne dahinter steht tief, langsam nimmt alles einen goldenen Schimmer an – einen, der durch die getönte Schwimmbrille noch glänzender aussieht. Das sind die Augenblicke, die eine Ewigkeit halten könnten und doch so flüchtig sind – schwimmen, schwimmen, schwimmen. Abtauchen, Fotos machen, anhalten schauen, schwimmen, schauen…
Vieles verliert in solchen Momenten an Bedeutung, was wichtig war, wird mit einem Mal vollkommen banal, zumindest eine Goldene Stunde lang, die, das muss man ehrlicherweise sagen, aber keine Stunde andauert – will man großzügig sein, sind es vierzig Minuten.
Die aber haben es in sich.
Davon zu erzählen, ist müßig – jeder erlebt solche Augenblicke anders, sofern er denn eine Antenne dafür hat.
Das Schilf erstrahlt in den lertzten Strahlen der Abendsonne in fast unwirklichen Farben. 

Zum Sundowner im Kronthaler Weiher - das Schilf wird plötzlich bunt

Das Wasser, vorher fast türkis, nimmt eine tief blaue, fast schwarze Färbung an. In der Ferne leuchtet es hingegen in den glühenden Farben der Sonne orange und golden.
Zum Sundowner im Kronthaler Weiher - fast schwarzes WasserWie kann man da nur stoisch weiter schwimmen?
Einfach banal einen Zug an den anderen hängen, Strecke machen, Bestzeiten herausholen wollen? Zum Sundowner im Kronthaler Weiher - selbst schwimmen wird banalNiemand hat es in solchen Momenten eilig. Es ist die pure Entschleunigung zum Sundowner, den man ja nicht unbedingt in Form eines alkoholischen Getränks zu sich nehmen muss. Ein paar Schlucke Weiherwasser tun es schließlich auch.  Einige Kraulzüge, ein Entenpaar vorbei lassen, dann weiterschwimmen. Am besten Richtung untergehender Sonne. Immer dem Licht nach. So lange es noch da ist.
Zum Sundowner im Kronthaler Weiher - alles entschleunigt sich
Manchmal bleibe ich im Wasser, bis die Sonne endgültig hinter den Bäumen verschwunden ist und aus der Goldenen Stunde die Blaue wird. Manchmal kehre ich schon vorher zum Ufer zurück und nehme still Abschied von diesem Tag. Manchmal kann ich mich nicht satt sehen, manchmal rupfe ich hysterisch meine Kamera hervor und mache ganze Bilderserien. Manchmal drängt sich mir eine Melodie in den Kopf. 
Mit Schwimmen hat das wie gesagt recht wenig zu tun – aber das muss es auch nicht. 
Nicht immer.

Zum Sundowner im Kronthaler Weiher - kurz bevor die Sonne versinkt

 

Noch zu erledigen:

Fünf Wiederentdeckungen: noch 1
Und außerdem: Jahressoll 480 km / Ranking aktualisieren /  Badehosen ausmisten / Chiemsee – ein neuer Uferabschnitt  / Chiemsee-Querung 

Erledigt:
Fünf neue Seen: Tüttensee, Pullinger Weiher, Haager Badesee, Kirchsee, Happurger Stausee, Badesee Niedernberg, Lauser Weiher, Rothsee
Fünf Wiederentdeckungen: Pelhamer See, Thenner Weiher, Feldmochinger See, Klostersee
Und außerdem: Ein 5.000er, Völklingen – ein fremdes Hallenbad, Langbürgner See, Michaelibad – ein fremdes Freibad, Vollmondschwimmen, Goldene Stunde

 


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3 Antworten

  1. Ganz wunderbar! Wie reich doch das Leben sein kann …

  2. Naya sagt:

    Oh, das macht richtig Lust darauf, auch mal zu der Zeit zu „meinem“ See zu gehen!
    Bisher bin ich ja meistens am frühen Abend dort schwimmen gewesen, wenn die Sonne zwar schon etwas tiefer steht aber noch deutlich vom Sonnenuntergang entfernt ist.

    Sonnenuntergangsstimmung am See hab ich bisher nur beim Walken gehabt, wenn es im Winter nicht lange genug hell ist, um noch abends bei vollem Licht Sport machen zu können, aber noch nie von im See aus.

  3. Herrlich! Das ist Natur pur.Ich genieße die Stille am frühen Morgen.Sonnenaufgang und Nebel.

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