Die zweite Chance für den Klostersee und den Seehamer See (Challenge 2018/4d und…)

Fünf Seen, in denen ich erst einmal war, wieder besuchen, neu beurteilen. Das war der Plan. Und so wird es auch durchgezogen. Allerdings hatte ich ursprünglich an ganz andere Seen gedacht. Der Seeoner Klostersee und der Seehamer See zumindest aber waren von Anfang in meinem Hinterkopf eingeplant. Beide Besuche erweisen sich als bayerische Heimatkunde der besonderen Art.

Klostersee

Der Klostersee bei Seeon

2016 war ich dort, habe eine Runde gedreht, einen ersten Eindruck vom Schwimmen dort gewonnen – einen, der dem Klostersee in meinem Ranking 2017 den sechsten von 35 Seen verschafft hat. „Bilderbuch Bayern“, notierte ich damals. Und ja – das stimmt.
So schnell ändert sich eine solche arrangierte Landschaft ja auch nicht. Noch immer ruht wuchtig und mächtig das Kloster auf der Halbinsel gegenüber dem Strandbad. Idylle pur, fast schon so viel, dass es quietscht.
Kloster Seeon - vom gegenüberliegenden Ufer aus

…noch immer geht es am Strandbad gediegen zu, ein wenig so, als ob die Zeit eingefroren wäre. Touristen und Einheimische vergnügen sich hier in unaufgeregter Beschaulichkeit.
Strandbad am Der Klostersee bei SeeonEine Runde drehe ich ich durch den Klostersee, schwimme durch warmes, recht klares Wasser, sehe viele Fischschwärme unter mir, einige echte Kawenzmänner (auch so ein Lieblingswort). Am Nordufer überschwimme ich ganze Teppiche von Pflanzen, deren Triebe sich nach oben recken. Es ist lustig, hinhdurchzunavigieren, darauf zu achten, möglichst wenige Pflanzen zu berühren. Fast so wie einen Sternenkreuzer in einem Asteroidenhagel.
Silbern glänzt es unter mir, Jungfische stieben in alle Richtungen davon, wohl beunruhigt durch die klobige Masse, die sich langsam, klatschend und spritzend über ihnen bewegt. Schade, dass ich heute keine Unterwasserkamera dabei habe. Andererseits ist das allein schon ein Grund, den Klostersee ein weiteres Mal zu besuchen und vielleicht auch schwimmend einen Abstecher in die beiden Buchten nördlich und südlich des Klosters zu machen.Der Klostersee bei Seeon

Die Runde ist nicht sehr umfangreich – wieder mal nicht, aber ich will an diesem Tag noch einmal zum Schwimmen ins Wasser. Vollmondschwimmen. Bei einem Jahrhundertereignis…

Seehamer See

Ebenfalls 2016 besuchte ich den Seehamer See, einen mehr oder weniger künstlich angelegten See für ein Pumpspeicherkraftwerk. Auch dieser See konnte sich im Ranking im oberen Drittel platzieren, knapp verfehlte er die Top-Ten.
Grund genug, ihm eine zweite Chance zu geben und damit den „Pflichtteil“ der fünf Wiederentdeckungen abzuschließen. Soweit der Plan.
Er schaut auch richtig einladend aus, der See, als ich am Ufer stehe. Aber leer ist er, was allerdings weniger der Wärme und der Verdunstung geschuldet ist. Viel Wasser wurde für das Pumpspeicherkrafwerk abgelassen und wird erst wieder nach und nach hinaufgepumpt – zum Teil mit kostenlosem Solarstrom.
Leer ist er allerdings auch in Bezug auf Besucher, Schwimmer, Badegäste… und das während der Ferien. Ich wundere mich.

Vor dem Schwimmen mache ich einen kleinen Spaziergang im angrenzendem Wäldchen, treffe auf einen alten Naturschützer, der mich anspricht und fragt, ob ich Ausschau nach einem guten Badeplatz halte.
Wir kommen ins Gespräch. Er erzählt mir, dass im Mai im See multiresistente Keime im See festgestellt wurden und er allen, die er bei seinen Rundgängen trifft, darüber informiert. Er sieht das als seine persönliche Pflicht an, zwar habe man davon in der Presse und im Internet gelesen, Hinweisschilder aber seien keine aufgestellt worden, man wolle ja nicht die Touristen verprellen, es seien immerhin Gastwirtschaften am See und zwei gut besuchte Campingplätze. Also habe er es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen zu warnen, alles andere sei fahrlässig.

Und schon gerät der Mann in einen heiligen Zorn gegen die da oben, die er alle verhaftet wissen möchte. Sein Zorn richtet sich vornehmlich gegen das Landratsamt, aber auch gegen die Bayerische Staatsregierung und die Bundesregierung – vor allem gegen die CSU.
Er wettert und donnert gegen die Glyphosat-Freigabe durch den vorherigen Landwirtschaftsminister Schmidt, die unchristliche und unsoziale Asylpolitik Seehofers, gegen Söders damaligen Verkauf staatlicher Wohnungen und willkürliche Abschiebungen von Flüchtlingen aus Bayern, die Zerstörung der Natur, das Scheitern des Nationalparks Steigerwald und den Irrsinn am Riedberger Horn. Es ist der ganz große Rundumschlag.
Irgendwann schimpft er, die Staatsregierung seien alle miteinander Mörder, weil sie dem Antrag  der Grünen auf ein Antibiotika-Verbot in der Tierhaltung nicht stattgegeben haben und so der weiteren Ausbreitung multiresistener Keime immer mehr Vorschub geleistet wird.

Längst habe ich entschieden, auf das Schwimmen im See zu verzichten, und wenn er noch so verführerisch ausschaut. 
Auf dem Weg durch den Wald zurück zu meinen Sachen, die ich bereits zum Schwimmen bereit gelegt hatte, richtet sich der Zorn des Mannes gegen die Idioten, die bei der Trockenheit grillen und die, die trotz eines gut ausgebauten Waldwegenetztes mit dem Mountainbike kreuz und quer über Maiglöckerl und Knabenkraut donnern. Er zeigt mir Biber-Frasspuren, kommt erneut auf die Ignoranz und Dummheit der Politiker zu sprechen, wenn die von einer Biberplage reden und schafft es, auf knapp 500 Metern zurück zu meinem Auto, sich auch noch auf die Autofahrer einzuschießen, die vom nahe gelegenen Parkplatz der A8 in den Wald stapfen, alles voll scheißen und überall ihre Tempos ins Gehölz werfen.

Ein wenig bedauere ich, dass sich unsere Wege trennen – der Mann hat viel zu erzählen, hat sehr vernünftige Ansichten und brennt trotz seines hohen Alters immer noch in einer unglaublichen Leidenschaft. Er ist ein heimatverbundener, fest verwurzelter Wutbürger, einer, der etwas zu sagen hat.
Verstehen, so gibt er mir mit auf den Weg, könne er nicht, warum die alle in den Heimat- und Trachtenvereinen immer noch bedingungslos ihr Kreuzerl bei der CSU machen… Er belegt sie mit einem Schmähwort, schüttelt den Kopf, winkt und verabschiedet sich.
Statt einer ausgiebigen Schwimmrunde verbuche ich eine Lehrstunde in Politik. Schwimmen kann ich auch woanders…
Davon später.

 

Nachtrag:

Natürlich kann man dort auch (wieder) baden oder schwimmen. Hier ein paar Eindrücke von meinem Besuch dort 2019.


Noch zu erledigen:

Fünf Wiederentdeckungen: noch 1
Und außerdem: Jahressoll 480 km / Ranking aktualisieren / Chiemsee – ein neuer Uferabschnitt / Badehosen ausmisten / Chiemsee-Querung / Goldene Stunde / 100 km im Freiwasser

Erledigt:
Fünf neue Seen: Tüttensee, Pullinger Weiher, Haager Badesee, Kirchsee, Happurger Stausee, Badesee Niedernberg
Fünf Wiederentdeckungen: Pelhamer See, Thenner Weiher, Feldmochinger See, Klostersee
Und außerdem: Ein 5.000er, Völklingen – ein fremdes Hallenbad, Langbürgner See, Michaelibad – ein fremdes Freibad, Vollmondschwimmen

 


 

Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.

Wenn Sie mir spontan einen Kaffee spendieren wollen, weil Ihnen dieser Beitrag gut gefallen hat, dann klicken Sie bitte auf den Kaffeebecher. Mehr dazu hier.

Wenn Sie mehr Bilder von mir sehen wollen, dann empfehle ich das Fotobuch Im Süden – Bilder eines guten Jahres, das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können. Ebenfalls dort erhältlich sind die grantigen Geschichten Renate und das Dienstagsarschloch  und das Buch  von meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , Alle Bücher sind auch über die ISBN in der stationären Buchhandlung bestellbar.

 

 

Diesen Beitrag weiterempfehlen:

Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen