Wohin, wohin nicht – gute Vorbereitung bei der Suche nach Schwimmrevieren ist alles
Jedes Jahr mindestens fünf neue Seen in meiner Region! Seen, die ich mit etwa einer Stunde Anfahrt erreichen kann. Alles eine Frage der guten Vorbereitung.
Auch wenn es 2020 keine mich höchst motivierende Challenge gibt, die durch Corona sowieso geplatzt wäre, möchte ich zumindest an dieser Regel festhalten. Der Großraum München, der Chiemgau und das Alpenvorland bieten ja genug Gewässer, dies noch über Jahre praktizieren zu können. Es müssen mehr als hundert Seen sein, in denen man schwimmen kann.
Auf über 50 habe ich es bisher gebracht. Eine Übersicht (Stand 2019) finden Sie im Ranking. Dazu kommen die Neuentdeckungen in diesem Jahr, die erst in das nächste Ranking einbezogen werden.
Wie finde ich all die vielen neuen Seen?
Der Frage begegne ich öfters.
Zunächst natürlich gibt es online und auch in gedruckter Form jede Menge Tipps. Mit schöner Regelmäßigkeit veröffentlichen hiesige Medien im Netz Listen von Seen und Weihern, die angeblich kaum einer kennt, Geheimtipps, die aber selten welche sind und wenn doch, dann nicht mehr lange. Hilfreich bei der Suche sind aber auch regionale Reiseführer wie Dorothea Steinbachers Ratgeber 111 Orte im Chiemgau, die man gesehen haben muss. (Affiliate Links führen zu Amazon) oder auch spezielle Bücher wie die München Edition von Take me to the Lakes, über den ich hier etwas ausführlicher geschrieben habe. Hansjörg Ransmayrs Wildswimming Deutschland werde ich auch noch auswerten und noch als Lesetipp vorstellen.
Der Großraum München und das nahe gelegene Alpenvorland sind dabei natürlich eine besonders dankenswerte Region – viele Toteisseen, Moorseen dazu längs der Isar eine immense Zahl ehemaliger Kiesgruben, die zu Badeseen umgestaltet wurden.
Inspirierend sind auch die FB-Schwimmgruppen. Viele Mitglieder posten dort Fotos von Seen, in denen sie unterwegs waren. Bei Menschen, die in der gleichen Region wie ich wohnen, schaue ich genauer hin, wo die überall schwimmen waren. Manchmal frage auch schon mal nach, wo das ist. Und zack: So komme ich zum Mallertshofer und Garchinger See, zum Kastenseeoner oder Hollerner See.
Bisweilen „scanne“ ich aber auch ganz einfach Google-Maps. Gibt es irgendwo hellblaue Flecken, die sich zum Schwimmen eignen?
Letztlich kommt mir auch Kollege Zufall zur Hilfe, manchmal komme ich auch an einem See oder Weiher vorbei, von dem ich noch nie zuvor gehört habe.
Die Qual der Wahl
Die Berliner Schwimmerin und Bloggerin Bianca Tchinda, von der schon öfter in diesem Blog die Rede war, hat in einer dieser FB-Gruppen eine interessante Frage aufgeworfen:
„Mal so ganz grundsätzlich: Auf Basis welcher Kriterien entscheidet ihr, ob ihr in ein Freiwasser geht oder eben nicht. Klar, googlen, aber gibt es noch Tipps & Tricks, auf was so ein Freiwasser Neuling, Wiedereinsteigerin, wie ich achten sollte? Danke für Hinweise.“
„Klar, Google hilft,“ antworte ich. „Ich versuche, via Google und Maps in Erfahrung zu bringen, ob man dort überhaupt schwimmen darf. Dann messe ich Distanzen, um mögliche Entfernungen vorher zu wissen. Am Ufer ist es immer schwer zu schätzen. Ich habe dann auch eine mögliche Strecke im Kopf. Die Bildersuche gibt oft Auskunft, ob z.B. Buchten mit Seerosen zugewachsen sind. Dann muss ich da nicht hin. Ich meide Bootsanleger, Segelbootstege, die großen Strandbäder mit Bootsverleih.“
Das ist die Kurzantwort.
Etwas ausführlicher wäre diese:
Grundsätzlich mache ich mich über Seen und Weiher, die ich nicht kenne, erst einmal schlau. Das Internet bietet viele Informationen, neben Erfahrungsberichten helfen aber auch Fotos, einen See zu beurteilen. Wird dort gebadet? Geschwommen? Nicht alle fotografieren ja so penetrant um andere Menschen herum wie ich. Daher haben solche Bilder Seltenheitswert in meinem Blog, obwohl es wohl eher den Normalzustand an einem schönen Sommertag zeigt:
Die meisten Leute fotografieren eher so und teilen solche Bilder. Für mich ist das sehr hilfreich, ob ich dann überhaupt dahin fahre.
Gut zu wissen und im Netz vorab recherchierbar: Gibt es Stege? Gibt es einen Seerosenteppich oder sonstige Pflanzen?
Sind Teile des Sees gesperrt oder vielleicht sogar das ganze Gewässer? Egal, ob es sich um ein Naturschutzgebiet handelt oder aus anderen Gründen gesperrt ist (Privatgelände, Kiesgrubenwerksgelände…)?
Wo man nicht schwimmen darf, sollte man es auch nicht tun.
Google Maps zeigt, ob es Badeplätze gibt (die kann man erstaunlich gut erkennen), Schwimminseln und -plattformen sind deutliche Indikatoren. Wo sind Parkplätze und so weiter.
Auf Google Maps lässt sich auch die Größe eines Gewässers ausmessen, was gerade bei den Kleineren wichtig ist. Sind es nur 200 Meter quer herüber, würde das ein permanentes Hin-und-Her-Schwimmen bedeuten. Aber wie oft?
Kann ich in Ufernähe eine Runde drehen und ich komme auf z.B. 800 Meter, weiß ich, dass ich mehrere Runden schwimmen sollte.
Ich finde es enorm wichtig, einen ungefähren Plan zu haben, wie ich schwimmen will, bevor ich ins Wasser steige. Steht man nämlich erst mit den Knöcheln im Wasser, ist es schwer, realistisch zu schätzen, wie weit es tatsächlich bis zum gegenüberliegenden Ufer ist. Ein solches Gespräch führte ich vergangenes Jahr in Oberndorf am Wörthsee.
Der Urlauber hätte sich vollkommen verschätzt, die Distanz war viel kürzer als er dachte.
Aber es kann genausogut auch anders herum sein. Daher ist es hilfreich, solche Distanzen vorher zu messen. Wenn ich weiß, dass ich beispielsweise von Bad Wiessee nach St. Quirin 1,4 Kilometer vor der Brust habe, wenn ich den Tegernsee durchqueren will, obwohl das gegenüberliegende Ufer bei klarer Sicht zum Greifen nahe vor mir liegt…
…dann sollte ich auch daran denken, dass ich die gleiche Strecke auch für den Rückweg einplanen muss. Bei 2,3 Kilometern insgesamt ist das nicht wirklich ein Thema. Was aber, wenn eine Strecke allein schon über 2 Kilometer hat? Was, wenn das Wasser doch etwas kühler, der Wind etwas frischer und stärker ist und die Wellen etwas härter sind und mir bei jedem Zug ins Gesicht schlagen.
Spontanität ist nicht unbedingt mein Ding – und beim Schwimmen in fremden Seen vielleicht auch etwas unklug.
Die Entscheidung, ob ich in Jammer mit oder ohne Rashguard-Shirt, im Shorty oder im langen Neo schwimme, kann ich immer noch vor Ort treffen, ebenso, ob ich die Boje nehme oder nicht. Normalerweise ist immer alles im Kofferraum und greifbar.
Fotos von den Seen im Netz verraten mir zudem mit etwas Glück, wie belebt es dort zugeht.
Und noch etwas will ich vorher wissen: Neben dem Verkehr von Ausflugsschiffen auf den großen Seen, deren Routen man ggf. kreuzen muss, sind auch Segler für Schwimmer nicht ganz ungefährlich. Auch Stationen von Tret-, E- und Ruderbooten meide ich, wenn möglich. Da der Ausflugsverkehr getaktet ist, kann man zumeist im Netz die Abfahrtszeiten im Vorfeld checken und dann entsprechend deren Routen dann queren, wenn nicht gerade der „Dampfer“ vorbeituckert.
Oder kann ich die Fahrrouten von vorneherein vermeiden?
Manche Seen sind bei dieser Suche durchs Raster gefallen – später lese ich vielleicht bei Facebook, dass man dort toll schwimmen kann. Aber dann ist ja immer noch genug Zeit, sie in meine Liste aufzunehmen.
Dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Außer, das Wetter spielt nicht mit und a Weda kimmt…
Aber auch das kann man einigermaßen sicher in Erfahrung bringen.
Wir sehen uns im See.
Oder im Netz.
Vielen Dank fürs Lesen.
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Mehr von mir und meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer finden Sie in meinem Buch Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder sta
Dein Bericht ist sehr interessant. Was hat ein Schwimmer für einen „Schlachtruf“ ? Ich kann ja nicht „Weidmanns Heil“ Dir zurufen 🙂
Viel Erfolg bei Deinen Schwimmereien und viele Grüße Traudl