Der Doppelschlag im Norden von München
Facebook ist gelegentlich doch zu etwas zu gebrauchen. Sonst wäre es kaum zum Doppelschlag gekommen.
Der Reihe nach.
Vor kurzem sah ich dort ein Foto vom Mallertshofer See. Nie gehört. Der soll bei München sein? Und ich kenne den nicht?
Das muss dringend geändert werden – denn nach wie vor ist es mein Ziel, möglichst viele schwimmbare (und schöne) Gewässer rings um mein Zuhause kennenzulernen und es gibt dort sicher an die hundert.
Eben auch den Mallertshofer See. Terra incognita.
Google zeigt mir schnell, dass er bei Oberschleißheim liegt – genauer gesagt umrandet vom NSG-00501.01, dem Naturschutzgebiet „Mallertshofer Holz mit Heiden“.
Auf der anderen, der westlichen Seite des gleichen Gebiets liegt der Garchinger See. Beide sind nicht besonders groß, beide sind Hinterlassenschaften ehemaliger Kieswerke wie die meisten Seen und Weiher nördlich von München entlang der Isar. Nicht umsonst heißt das Gebiet Kiesland.
Die Größe und ihre Nähe bringen mich zu dem Plan, an einem freien Tag erst den einen anzufahren, dort zu schwimmen, dann den anderen zu besuchen und auch in diesem ein Ründchen zu drehen. Es soll, wie ich später merke, ein ziemliches Kontrastprogramm werden:
Doppelschlag Tei1: Der Mallertshofer See
Der Mallertshofer See ist nicht ganz so leicht zu finden, aber Navi und Google helfen – ein Trampelpfad führt mich von der Straße durch eine traumhaft schöne Heidelandschaft, an Kiefern und hohen Gräsern, Blühwiesen und Schmetterlingen vorbei.
Ganz sicher werde ich hier noch einmal herkommen, dann mit der richtigen Kamera und dem genialen Pflanzenführer Was blüht denn da (Affiliate Link zu Amazon) im Gepäck. Dann werde ich das Holz und die Heiden durchstreifen. Ich bin sicher – da warten reichlich Fotomotive.
Als ich den See erreiche wird mir sofort klar, dass das wohl eines der ganz wenigen Gewässer im Raum München ist, an dem Hunde zugelassen sind. Denn entsprechend geht es dort zu. Sehr entspannt, sehr relaxt, sommerlich, urlaubsmäßig – sofern man mit Hund unterwegs ist.
Fast schon argwöhnisch werde ich beobachtet, weil ich keinen Vierbeiner dabei habe, mich am Ufer umziehe, meine kleine Unterwasserkamera an die Ferse binde und über das Kiesufer zum Wasser laufe. Schnell merke ich, dass es nicht sinnvoll ist, sehr nah am Ufer durch das flache Wasser zu schwimmen.
Denn hier planschen, toben und schwimmen die „Seehhunde“ mit und ohne Herrchen. Sie rennen Bällen und Frisbeescheiben hinterher, die ihre Halter ins Wasser geworfen haben, tollen und bellen und freuen sich des Sommers.
Da stört einer wie ich nur. Das merke ich am gegenüberliegenden Ufer, als ich meinen Schwimmfluss unterbreche, um eine Seerose zu fotografieren. Nur mit Mühe kann eine Frau ihren riesigen schwarzen Hund fest- und damit abhalten, ins Wasser zu rennen. Ungeduldig wartet sie, dass ich verschwinde, ruft mir was zu, was ich kaum verstehe, weil der Hund gleichzeitig zu bellen anfängt. Sie kann (oder will) nicht nachvollziehen, dass jemand soviel Zeit damit verschwendet, eine idiotische, nichtsnutzige Blume im Wasser zu fotografieren. So etwas schickt sich hier nicht.
„Ja, ja“, rufe ich zurück, was soviel heißt, wie „leck mich am Arsch“ und genau das auch bedeuten soll. „Ich bin ja schon weg!“
Zwei-, dreimal kommt ein Hund am Nordufer auf mich zugeschwommen, aber sie drehen alle ab, als sie merken, dass ich keineswegs nur spielen will. Ich will nur schwimmen.
Nach absolvierter Runde im Mallertshofer See packe ich meine Sachen schnell zusammen. Es füllt sich, immer mehr Hundebesitzer samt Tiere kommen, es geht auf Mittag zu. Kein Hund ist angeleint, sie alle machen mehr oder weniger, was sie wollen, derweil Frauchen sich in die Sonne legt oder Herrchen aus der Kühltasche die Bierdose auspackt. Das dürfen sie eigentlich nicht, zumindest nicht im Naturschutzgebiet, aber es ist egal.
Hier ist ihr Revier, nicht das meine. Ohnehin haben Hundehalter rings um München sonst nur wenig Chancen, ihren besten Freund an einem See freien Lauf zu lassen.
Auch ich habe Durst, am Garchinger See gibt es einen Kiosk, wehe, wenn der nicht geöffnet hat.
Doppelschlag 2: Garchinger See
Vollkommen anders präsentiert sich der Garchinger See. Er könnte, weniger der Form aber der Grundkonzeption nach, ein Drillingsbruder vom Heimstettener See Fidschi und dem Echinger See. Alles ist wunderbar aufgeräumt, eine kurz gemähte Wiese umsäumt die ehemalige Kiesgrube. Man gibt sich gesittet, familien- und radfahrerfreundlich. Ein properes Naherholungsgebiet – natürlich ohne Hunde. Dafür aber mit Schwimminsel, die fehlt in keinem der Seen im Landkreis München.
Am Kiosk, der natürlich geöffnet hat, wie konnte ich daran zweifeln?, gönne ich mir eine Apfelschorle, derweil das Handtuch und die Badehose in der Sonne schnell getrocknet sind. Dann geht es erneut ins Wasser, auch hier schwimme ich meine Runde. Erneut meide ich allzu große Ufernähe wegen der planschenden Kinder und der Schwanenfamilie, deren Vater alles andere als mild lächelt, während er seine Bahn zieht, die Kleinen im Schlepptau. Da ist Nähe nicht angesagt, nicht mal, um ein Foto zu machen.
Bei all dem Vertrauten, obwohl ich noch nie zuvor dort war, wartet der Garchinger See doch mit etwas auf, was ich zuvor in den rund 50 Seen rings um München noch nie gesehen habe. Einen Grundwasserpegelmesser:
Und noch eine neue Info nehme ich mit heim. Nördlich vom Mallertshofer Holz liegt der Hollerner See. Ein ganz neues Naherholungsgebiet, das hier aus einer ehemaligen Kiesgrube errichtet wurde (woraus auch sonst?).
Noch ein Ziel, auch da war ich noch nie.
Vielen Dank fürs Lesen.
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