Schwimmen und ein wenig Ikebana im Hollerner See
Vom Hollerner See erfahre ich auch nur durch Zufall – ein Hinweisschild bei meinem Besuch am Mallertshofer See macht mich neugierig. Ich stöbere durch das Netz, erfahre, dass das ursprünglich drei Kiesgruben waren, die westlich von Eching zu einem See zusammengefügt wurden.
Viele hochtrabende Pläne gab es wohl, was mit dem Gelände nach Beendigung des Kiesabbaus passieren soll. Am Ende entstand ein weiteres, ein brandneues Naherholungsgebiet.
Da muss ich hin und so finde ich mich an einem freien Tag vormittags dort ein. Gewitter ist angesagt, aber erst für den Nachmittag, genug Zeit also, den See kennenzulernen, an dem ich zwar nicht ganz alleine bin, aber doch so ziemlich. Kaum Menschen sind dort, schon damit punktet der See. Seine Größe abzuschätzen ist schwierig, er ist nicht, wie andere Kiesgruben, auf einen Blick überschaubar, trotz einer Aussichtsplattform am Westkap. Kein Witz. Das heißt wirklich so.
Die abgewinkelte Halbinsel, die noch auf Google Maps zu sehen ist, gibt es nicht mehr – stattdessen eine richtige Insel, ein Rückzugsgebiet für Wasservögel. Man bittet, die Insel wie die schildbewachsenen Uferabschnitte auf der Nordseite zu meiden. Ehrensache.
Ich starte im Süden in der Nähe der Aussichtsplattform, wende mich nach Westen, das typische Profil einer ehemaligen Kiesgrube ist deutlich zu erkennen. Steil geht es zum Wasser hinunter.
Steil geht es auch unter Wasser weiter. Mehrsprachige Hinweisschilder warnen die Badegäste.
Ein wenig frisch ist es im Hollerner See. Das Wasser ist erstaunlich klar, man sieht zumindest in den Uferbereichen alles unter sich: Viele Pflanzen, dazu vereinzelt Fische.
Die Rekultivierung ist weitgehend abgeschlossen. An manchen Abschnitten wurden Weidenzäune installiert, die verhindern sollen, dass das Ufer samt Vegetation in den See abrutscht. Es ist eben doch ein Kiesloch mit entsprechend instabilem Boden.
Ganz anders sieht die Nordseite aus, die – wie so oft in solchen Revieren – vom Wasser aus fast den Eindruck einer unberührten Natur macht. Aber das ist nur eine Illusion, aber eine, der auch ich mich sehr gern hingebe.
Es ist ein sonderbares Wetter, bleiern irgendwie. Die Sonne kämpft sich immer wieder durch, es will ihr nicht wirklich gelingen, aber Gewitterwolken ziehen auch nicht auf. Kaum ein Luftzug regt sich, das Wasser kräuselt sich leicht. Blasen verraten den Weg, den ich geschwommen bin. Es ist die Ruhe vor dem Sturm – nur, dass dieser noch Stunden auf sich warten lassen wird.
Wie so oft, wenn ich irgendwo ein erstes Mal bin, komme ich vor lauter Schauen und dem Sammeln von Eindrücken kaum zum Schwimmen. Alle paar hundert Meter halte mich an, blicke in alle Richtungen, nicht nur zur Orientierung, auch um Fotos zu machen und den See auf mich wirken zu lassen. Ich muss zugeben: Bei solchem Freiwasserschwimmen geht es nicht wirklich ums Schwimmen. Also mir zumindest nicht.
Ganz sicher werde ich hier noch öfter vorbeikommen. Das weiß ich jetzt schon. Spätestens wenn unsere Firma in den Münchner Norden gezogen ist, ist es auf dem Weg nach Hause nur noch ein kleiner Umweg zum Hollerner See. Den werde ich sicher dann im nächsten Jahr öfter mal fahren.
Während die Westseite eher „natürlich“ wirkt, schließt sich östlich des Sees eine kleine, fast baumlose Heide an. Eine Hochspannungsleitung verläuft wenig romantisch quer darüber hinweg.
Künstliche Buchten, eine Stufenanlage aus Betonklötzen am Ufer, dann der Turm der Wasserwacht, Treppengeländer, eine Rampe für einen barrierefreien Zugang ins Wasser – alles ist da. Es ist eben ein Naherholungsgebiet, ein sehr neues, sehr weitläufiges und ein sehr schönes. Die Landschaft am Hollerner See ist von Menschen geschaffen, gestaltet und geformt. Vielleicht sehen deshalb sogar die Binsen am Ufer ein wenig aus, wie von japanischer Hand kunstvoll arrangiert. Ikebana in Oberbayern. Wer sagt’s denn?
Vielen Dank fürs Lesen.
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Edit: Ja, nicht wahr? LP