Mediatipps (Teil 15): „Take me to the Lakes“ von The Gentle Temper

Wieder einmal „beginnt“ alles bei Facebook. Bianca Tchinda, Berlinerin und Betreiberin eines Schwimmblogs hält ein Buch vor die Kamera, teilt das Foto und merkt an, der Sommer könne kommen, sie habe ihr Programm. Es ist die Berliner Ausgabe der Reihe Take me tot he Lakes.

Und so denke ich mir: Was Berlin kann, kann München schon lange und finde innerhalb kürzester Zeit im Nerz die München Edition. 50 Seen, verspricht mir die Produktbeschreibung, seien dort aufgeführt: „Ausgewählt wurden sie anhand der Wasserqualität, ihrer einzigartigen Lage und der beinahe unberührten Natur, die sie umgibt. Dieser Band weist den Weg zu Weihern, in denen wir schon als Kinder geschwommen sind, und versteckten Buchten, die Google Maps nur als blaue Flecken auf der Landkarte verzeichnet.“

Das klingt spannend. 45 Seen der Region kenne ich schon, bedeutet: Bei maximaler Überschneidung würden 5 mir bisher unbekannte Seen auf Entdeckung warten. Allerdings rechne ich nicht mit so großer Überschneidung – die Auswahl der 45 Seen, die ich bisher abgeklappert habe, hatte viele kleine, abseits von Urlauber- und Touristenströmen liegende Gewässer. Ich erwarte nicht, sie im Buch zu finden und doch sind Einige drin.

Take me to the Lakes - Cover München

Erste Überraschung: Das Buch, das laut Verlag im Juni 2020 in zweiter Auflage erschienen ist, ist in der kleinen Buchhandlung meines Vertrauens nicht lieferbar. Zwar hat der große Online-Versender Amazon es im Sortiment und auch der Webshop des Verlags, aber das war es dann auch schon. Über klassische Bestell- und Auslieferung an den stationären Handel ist es nicht beziehbar – was sehr schade ist und nicht wirklich nachvollziehbar. Denn es würde beispielsweise gut ins Sortiment der drei Buchhandlungen unserer Kreisstadt passen – immerhin sind im Buch mehrere Seen im Landkreis erwähnt.

Zweite Überraschung, nachdem ich es bestellt und es mir per Post geliefert wurde: Von den aufgelisteten 50 Seen bin ich erst in 25 geschwommen – genau die Hälfte also. Das rührt allerdings daher, dass zum Teil Seen aufgeführt sind, die wirklich weit weg sind wie Kochel- und Walchensee zum Beispiel, aber auch Seen, die ich nicht wirklich als Schwimmrevier ansehe wie der Moosinninger oder der Bairischweiher bei Langenpreising – beide im Landkreis Erding. Sie sind einfach zu klein und eignen sich daher eher für Badeausflüge. Aber so erwähnt es Take me to the Lakes auch.
Trotzdem bleibt eine beachtliche Zahl an Seen, die ich auf die Zu-Besuchen-Liste setze: Da will ich auch mal hin.

Der im Vorwort formulierte Anspruch ist hoch: „Take me to the Lakes verbindet Fotografie und Design mit einer Begeisterung für Seenkunde dem Wunsch nach Entspannung und dem Versprechen, die Großstadt hinter sich zu lassen – egal, ob man für ein paar Rage bleibt oder in der Region zu Hause ist.“

Etwas ratlos macht mich dieser Ratgeber. Die Auswahlkriterien sind einigermaßen sonderbar. Es fehlen Seen, die meines Erachtens dort unbedingt erwähnt werden sollten, auch prominente in der Stadt wie der Feringasee oder in der Region, z.B. der Schliersee.
Die Beschreibungen und Informationen über die Seen sind bisweilen spärlich, ein richtiges Lesebuch also ist es nicht. Das ist schade, denn die Macher (Autorennamen nennt der Verlag nicht) verfügen über profunde Kenntnisse vor Ort, weisen bisweilen auf abgelegene Badeplätze und manch bemerkenswertes Detail hin wie Schwingseile in den Bäumen, von denen man sich ins Wasser fallen lassen kann.

Take me to the Lakes - Doppelseite, tolles Foto

Die praktischen Informationen für Ausflügler hingegen sind eher ausbaufähig. Zwar fehlt nicht der Hinweis, wenn es irgendwo einen Kiosk gibt, aber es wäre vielleicht auch gut zu wissen, wo man sich um die wenigen Parkplätze prügeln muss, wo die Strandbäder Eintritt kosten. Wo es Spielplätze und Toilettenanlagen gibt ist nur teilweise erwähnt. Gut zu wissen wäre auch, wo SUP und Schlauchboote verboten sind usw.
Es ist auch verwunderlich, warum die schematischen Skizzen mit den GPS-Daten der Badeplätze nicht direkt bei den Seen aufgeführt sind sondern ein Extra-Kapitel darstellen. Gleiches gilt für den Index mit Hinweisen auf SUP-Verleih, Campingplätze etc. Diese Informationen wären besser bei den jeweiligen Seebeschreibungen platziert statt in in einem seitenlangen Index. Vor allem den großen Seen mit ihren ganz unterschiedlichen Ufern und Badeplätzen (z.B. Chiemsee, Ammersee, Starnberger See) hätte eine etwas detaillierte Betrachtung und mehr Raum gut getan.

Tolle Fotos sind in dem Buch enthalten – ausnahmslos. Sie machen unglaublich Lust, die Seen zu entdecken oder neu zu besuchen. Allerdings sind es allesamt Schmuck- und Landschaftsfotos: Seen, bewaldete Ufer, Stege, die ins Wasser ragen. Bilder, wie ich sie mag, die dann aber teilweise recht klein abgedruckt sind.
Allerdings verfälschen sie auch die Wirklichkeit: Sie verschweigen gerammelt volle Liegewiesen an Strandbädern, mit Schwimmern, SU-Paddlern, Schlauchbooten, Badenden übersäte Ufer usw. Glaubt man den Bildern (aber wer tut das schon?) ist einfach nie irgendwo jemand und man hat die herrlichen Seen in unberührter Natur für sich allen…

Take me to the Lakes - Seebeschreibung

An dem ambitionierten Ziel droht das Projekt fast zu scheitern: Für einen Ratgeber und Reiseführer ist der Informationsgehalt zu dürftig, für einen opulenten Bildband als Coffee Table Book, was die Fotos durchaus hergeben würden, ist die Gestaltung als Paperback hingegen wieder etwas zu dürftig. So liefert bei der Planung eines Ausflugs zum Baden, Schwimmen oder einen Tag im Strandbad Take me tot he Lakes – München Edition zwar viele tolle Inspirationen, für Details aber ist eine Recherche im Netz trotzdem notwendig.

Bildnachweis: The Gentle Temper Online Shop


Jetzt hier kaufen (Affiliate Link zu Amazon – das Buch gibt es aber auch im Webhop der Verlags und möglicherweise über die ISBN bei Ihrem Buchhändler):

The Gentle Temper: Take me to the Lakes – München Edition

Taschenbuch / 296 Seiten / Verlag: The Gentle Temper – Kraiczy & Rosina GbR; Auflage: 2 (11. Juni 2020) / Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3947747063 / ISBN-13: 978-394774706

Preis: 19,90 €

Weitere Editionen sind für Berlin, Hamburg, NRW und Leipzig erhältlich.


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2 Antworten

  1. Nadine sagt:

    Salut! Dein Blog gefällt mir sehr. Die Buchbesprechung ist super! Ich folge dir gerne :-)

  2. Es gibt nur einen, der so ein Buch wirklich schreiben könnte, Lutz!
    Setz dich dran und schreibe die vollständige Enzyklopädie der Badeseeen.

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