Wildpark Poing (#02): Die Pfauen

Nie habe ich zuvor einen Pfau ein Rad schlagen sehen. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Pfauen laufen mir nicht allzu oft über den Weg. Gelegentlich habe ich sie in Zoos und Tierparks bewundert, aber dann ganz offenbar zu einer Zeit, in der dem Tier einfach nicht danach war, ein Rad zu schlagen. Meist „stolzieren“ diese wunderschönen Tiere einfach nur herum.

Im Frühling aber ist alles anders. Da wird gebalzt auf Teufel komm raus. Da drehen nicht nur Pfauen am Rad, die aber ganz besonders. Und nicht nur einer – fast alle balzen, was das Zeug hält.
Dutzende Pfauenmännchen laufen kreuz und quer durch den Picknickbereich des Wildparks Poing und versuchen, ihre Weibchen zu beeindrucken. Das gelingt offenbar nur mittelprächtig. Nicht selten zeigen sich die Weibchen mehr am Futter interessiert als an der Paarung. Frei nach Bert Brecht: Erst kommt das Fressen, dann der Gemahl!“Wer aber statt der Hennen mächtig beeindruckt ist, das sind die vielen Menschen, die Besucher des Wildparks. Als wüssten die Hähne das, präsentieren sie sich auch den fotografierbegeisterten Parkbesuchern aufs Vortrefflichste. Radschlagend drehen sie sich immer wieder im Kreis, rascheln mit den Federn, schwenken das Hinterteil hin und her.

Völlig ungeniert präsentieren sie sich paarungsbereit im prächtigsten Federkleid, stehen vor den Leuten und drehen sich langsam im Kreis als wüssten sie genau, welche Wirkung sie damit auf diejenigen haben, die die Kamera auf sie richten, oder als wüssten sie genau, was die Fotografen nun von ihnen erwarten. Wäre es nicht eine unzulässige Anthropomorphisierung, man könnte in der Tat Pfauen eine gewisse Eitelkeit unterstellen, zumindest eine Professionalität wie die der Models und Schauspieler auf dem Roten Teppich, die nahezu für jede Kamera posieren als gäbe es kein Morgen. Das ist hochroutiniertes Posing vom Allerfeinsten. Posing in Poing.

Ich kann schon verstehen, dass Pfauen früher die Gärten der Adligen bevölkerten und heute noch gern privat gehalten werden. Würden die nur nicht so durchdringend wie impertinent schreien…

Betrüblich ist allerdings die Distanzlosigkeit mancher Besucher, die ihre Finger nicht bei sich behalten können. Nach ausgiebigem Besuch des Streichelzoos meinen wohl manche Kinder, man dürfe alle Tiere anfassen. Auch die Pfauen. Das dem nicht so ist, scheint die Eltern hingegen weniger zu interessieren. Kaum nähern sich also die Kinder, strecken ihre Wurstfingerchen nach den bunden Federn aus, klappt der Hahn sein Rad wieder ein und schreitet majestätisch erhaben von dannen.

Er tut gut daran. Wie groß wäre das Geschrei, würde er sich dagegen verwehren und den Kleinen einen Picker auf die Finger geben. Erst das Geschrei der Kinder, dann das der Eltern und der Anwälte, wie man solch gefährliche und gewalttätige Tiere einfach frei herumlaufen lassen kann. Denn irgendwie scheint niemand mehr den Kindern Einhalt zu gebieten, ihnen im Vorfeld klar zu machen, dass sie außer im Streichelzoo einfach gar keine Tiere anfassen sollen. Wie sonst ließe sich erklären, dass teilweise vor der ersten Gehegeeinfriedung mittlerweile eine zweite errichtet wurde, die die Leute auf Abstand zum Zaun halten soll?

Haben wir alle über die Sonne gestöhnt, die viele störende Schlagschatten und harte Kontraste für die Fotografie zur Folge hat, ist das auf der Wiese mit den Pfauen überaus willkommen. Denn dann erst fangen die Federn erst richtig an zu schillern. Als wüssten das die Pfauen, drehen sie sich immer wieder ins Licht und immer wieder der Kamera entgegen. Fast so, als wären sie doch ein wenig eitel…

Im nächsten Beitrag schauen wir bei Tieren vorbei, die nicht wirklich viele Fans haben. Vielleicht gerade deshalb…

Alle Teile:
Die Ankündigung
Die Pfauen
Die Nutrias
Die Luchse und die Wölfe
Viele, viele Arten
Die Braunbären

 


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2 Antworten

  1. Linsenfutter sagt:

    Bauernhöfe haben sehr oft Pfauen als „Alarmanlagen“. Da kann man immer tolle Aufnahmen machen

  2. Naya sagt:

    Für Pfauenräder war ich leider zur falschen Jahreszeit da (aber genau richtig fürs Finden abgeworfener Schwanzfedern!), aber ich habe viele Pfauenfamilien in Indien in freier Wildbahn beobachten können.
    Da nicht nur als „Alarmanlagen“ vor Gefahren und Unwetter beliebt, sondern auch als Schlangenjäger.
    Und im Nationalpark als Hinweis, in welcher Richtung ein Tiger zu finden sein könnte – auch wenn meine Reisegruppe damit dann doch kein Glück hatte (wobei es da ja auch so viele andere tolle Tiere und Pflanzen zu entdecken gibt!)

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