Die Basispyramide von Unterföhring
Querfeldein, los ging’s in Unterföhring und dann über Stock und Stein, durch Moor und Matsch, über Bäche, Gräben und Felder. Ihr Ziel: Der Turm der Aufkirchner Kirche bei Erding. Hier sollte sie enden, die Basislinie, von der in diesem Blog schon die Rede war. Für die Vermessungstrupps sicher keine amüsante Arbeit:
Neben der Winkelmessung waren es vor allem exakt fünf Meter lange Stangen, die eine an die andere angelegt zur Messung verwendet wurden. Immer schön wasserwaagen-gerade und alle ein einer Flucht. So wurde seit 1801 Stück für Stück die Messung quer durchs Erdinger Moos getrieben. Bloß kein Gefälle, bloß kein Knick.
Am Ende waren es 21.653,21 m – auch davon war hier schon im Beitrag über die Basispyramide in Aufkirchen die Rede. Selbige habe ich besucht. Knapp zwei Wochen später mache ich nach Feierabend einen Abstecher zu ihrem Zwilling in Unterföhring. Auf einer Schautafel sind oben gezeigte Abbildungen zu sehen – und jetzt weiß ich auch, wie damals gemessen wurde. Dass dabei nicht mal 70 Zentimeter Abweichung zu modernster Messtechnik zusammengekommen sind, beeindruckt mich ungemein.
Ein wenig „verloren“ steht sie direkt an der Straßenüberleitung, die von Unterföhring auf den Föhringer Ring führt. Tausende Autos brausen an ihr täglich vorbei und wäre dem nicht so und ich als Berufspendler auch öfter auf dieser Straße unterwegs, ich würde wohl bis heute nichts von diesen beiden Pyramiden wissen.
Von den Bushaltestellen an der Apianstraße dauert es angeblich 10 Minuten – in etwa so lange wie mit dem Transrapid vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen (anderes Thema; lassen wir das).
Die 10 Minuten sind aber mächtig übertrieben, im kräftigen Schritt erreicht man die Pyramide in der Hälfte der angeschlagenen Zeit.
Mich wundert nicht, dass sie nahezu genauso wie die in Taufkirchen ausschaut. Vom Auto aus hatte ich sie ja schon gesehen.
Die Unterschiede sind minimal: Wird die Aufkirchner als Ende der Grundlinie bezeichnet, liegt logischerweise hier der Anfang:
Das Türchen zum exakten Messpunkt im Kern des Gesteins ist hier allerdings schwer verrammelt – vermutlich traut man den Unterföhringern nicht halb so weit über den Weg wie den Aufkirchnern. Oder andersherum: Man traut den Menschen draußen auf dem Lande weitaus weniger Bereitschaft zu Vandalismus zu. Aber vielleicht gibt es noch einen ganz anderen Grund für den zusätzlichen Sperrriegel.
Wie auch immer.
Der Anfangspunkt ist besser gepflegt und eingezäunt, vor 20 Jahren zu ihrem 200sten Geburtstag wurde sie auch restauriert, ein zweites Mal nachdem sie bereits 1976 aufgehübscht worden war.
Während die Aufkirchner Basispyramide auf einem Acker steht, ist in Unterföhring ein winziger Park angelegt – eingequetscht zwischen Straßen und dem Heizkraftwerk. Man mag sich fragen, welche der beiden Pyramiden es da besser getroffen hat.
Es dämmert bereits, als ich den Heimweg antrete.
Hinter Unterföhring biege ich spontan und scharf am Feringasee ab. Am Feldrand lasse ich mein Auto stehen und werfe den Blick zurück. Und ja: Bei den Lichtverhältnissen kann man sogar einem Hochspannungsmast und dem Heizkraftwerk in München einen gewissen Charme abtrotzen.
Aber nur dann. Sonst nicht.
21.653,21 m ist die Basispyramide in Aufkirchen entfernt. Oder eben nur einen Klick…
Vielen Dank fürs Lesen.
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Das waren für mich zwei hochinteressante Beiträge. Vielen Dank dafür Lutz. Ich habe mir vorher nie Gedanken über solche Landvermessungen gemacht und bin sehr beeindruckt.