Bilder aus Georgien (09) – Am und im Schwarzen Meer
Es ist an der Zeit, in dieser Serie auch vom Strand und vom Schwimmen im Schwarzen Meer zu erzählen. Georgiens Küste liegt an der Ostseite des Meeres, also Bulgarien gegenüber und zwar etwas mehr als 1.100 Kilometer Luftlinie. Das ist der östlichste Meeresstrand Europas, was mir aber erst nach dem Urlaub auffällt. Erstaunlich wenig salzhaltig ist das Schwarze Meer, letztlich aber nicht anders als in der Ostsee, je weiter die Meere von den großen Ozeanen entfernt sind, umso salzärmer sind sie. Erstaunlich „langweilig“ plätschert es die meisten Tage an die schwarze Kiesküste – das Gestein ist vulkanischen Ursprungs. Mit den Sandstränden Spaniens und Italiens oder den Buchten der kroatischen Adria kann die Schwarzmeerküste Georgiens nicht mithalten. Und damit wäre ein purer Strandurlaub verglichen mit dem, was andere Länder zu bieten haben, wohl eher eine Enttäuschung. Aber dafür sind wir ja auch nicht hergekommen. Den Strand nehmen wir nur mit. Das Baden im Meer vor dem Frühstück und das Schwimmen am späten Nachmittag, wenn wir zurück von unseren Touren sind, sind wunderbar. Das Wasser ist frisch, aber nicht kalt.
Zwei Tage aber bläst ein rauer Wind, der auch ein Gewitter herantreibt. Und dann hat das Meer auch fulminante Brandung – nicht vergleichbar mit dem Atlantik, aber doch heftig genug, dass es einem gut mal die Füße wegziehen kann. Das ist der Tag, in dem wir nach dem Besuch des Botanischen Gartens auf der Terrasse eines Restaurants in Kobuleti sitzen und den wenigen Menschen zuschauen, die trotzdem ans Meer gekommen sind, um darin zu baden. Oder ihren Hund baden zu lassen.
Tags drauf ist es wieder sanft und ruhig, fast spielerisch, immer trüb und voller Schwebstoffe, so dass man mit Schwimmbrille nicht viel weiter sieht als in den heimischen Meeren. Vielleicht ist das auch besser so. Denn You never swim alone – und manchen Meerbewohner mag man vielleicht gar nicht ganz von Nahem sehen. Am Sarpi Beach treffe ich auf reichlich viele kleine Quallen, die aber ganz offensichtlich niemanden, der hier im Wasser ist irgendwie beeindrucken. Ok, mich dann eben auch nicht. So wirklich fündig, was denn das für eine Quallenart sein könnte, werde ich nicht, auf jeden Fall aber ist es eine ohne Nesselfäden, sonst wäre wahrscheinlich eine ganz andere Stimmung im Wasser.
Beeindruckt aber bin ich von der ständig wachsenden LKW-Schlange vor der Grenzstation in die Türkei. Die Straße führt direkt am Strand entlang. Nichts mehr scheint vorwärts zu gehen. Ich merke mir einen LKW mit rot-weißer Plane, der vom Wasser aus in der Ferne besonders gut erkennbar ist. Nach einiger Zeit hat das Fahrzeug sich nicht einen Meter bewegt. Erst eine Viertelstunde später registriere ich, dass der LKW gar nicht in, sondern neben der Schlange in einer Parkbucht steht. Kunststück, dass er nach einer halben Stunde noch immer nicht vom Fleck gekommen ist. Ich bin so ein Held…
Anders als in Sarpi bietet das Strandleben in Batumi reichlich Unterhaltung, der mitgebrachte Schmöker bleibt ungelesen: Mich überrascht die Sorglosigkeit mancher junger, erwachsener Urlauber:innen, die ganz offensichtlich nur schlecht bis gar nicht schwimmen können, sich aber mit großen, aufblasbaren, grell bunten Plastikringen oder -matratzen erstaunlich weit hinaus wagen. Ebenso sorglos stapfen andere mit ihren Smartphones ins Wasser, posen für Instagram (oder was auch immer), standfest sind sie nicht auf den Steinen in den Wellen, ihre Handys sind in großer Gefahr.
Wieder andere, die mit Crocs über den Kies ins Meer waten, verlieren permanent im Wasser ihre Schuhe und müssen sie wieder einfangen. Ein paar Motorboote sausen sehr dicht an der Bojenkette vorbei, es ist ein fortgesetztes Posing von Männern wie Frauen. Der Geldadel, der Batumi besucht, zeigt sich am Strand von seiner recht amüsanten Seite. Da kann man es schon mal einen Moment auf hartem Kies aushalten.
Etwas weiter südlich geht es am Strand familiärer und deutlich ruhiger zu. Fast schon laden die leeren Liegen zu Stillleben-Fotos ein, immer wieder richte ich die Kamera auch auf die Felsbrocken am Strand, ich mag es irgendwie, wenn sich die Wellen an ihnen brechen, sie umspülen, das Wasser hochspritzt. Bilder dieser Art habe ich auf Zypern, Mallorca oder Madeira gemacht. Und jetzt eben am Schwarzen Meer. Denn es ist immer wieder anders.
Das Privileg aller Westküsten und damit auch dieser ist es, fulminante Sonnenuntergänge über dem Meer ansehen zu können. An Badeorten wie Batumi macht man das natürlich selten allein. Völkerscharen hocken auf dem Kies oder den Strandliegen und starren verträumt in die Ferne. Unaufhörlich fotografieren wir alle – die einen dies, die anderen das, die meisten mit dem Handy, nicht wenige davon mit eingeschaltetem Blitz.
Hinter uns wird es Nacht – eine laute, stark beleuchtete und höchst lebendige Stadt wartet auf die Nightcrawler.
Weitere Bildergalerien von weiteren Spaziergängen und Touren in Georgien folgen.
Eine Übersicht über alle bereits veröffentlichten Beiträge finden Sie in der Ankündigung der Serie hier.
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