Balladenmontag: Und was bekam des Soldaten Weib

Vor 80 Jahren neigte sich der Zweite Weltkrieg dem Ende entgegen. Davon war und wird in diesem Blog noch öfter die Rede sein. Der faschistische Terrorstaat des Nationalsozialismus versank in Schutt, Asche und Trümmern und riss dabei Millionen von Menschen in den Tod. Eine beispiellose Ära fand ihr Ende.
Dem gilt es, sich zu erinnern, kein Schlussstrich könnte gezogen werden, der dick genug wäre, das Geschehene nun endgültig abzuhaken, wie manche am rechten Rand es lautstark fordern. Einer, der sich literarisch, intellektuell und künstlerisch am diktatorischen Faschismus Deutschlands abgearbeitet hat, war Bertolt Brecht. Zum österlichen Balladenmontag, zu dem Christine vom Blog Irgendwas ist immer eingeladen hat, wähle ich Brechts Und was bekam des Soldaten Weib. Christianes Idee: In unregelmäßigen Abständen an einem Montag Bloggerinnen und Blogger aufzufordern, Balladen zu veröffentlichen, für mehr Lyrik im Netz. Und wann immer ich es rechtzeitig entdecke, hänge ich mich gerne dran.
Dieses Mal eben mit Brecht. Brecht geht eben (bei mir) immer.

Vertont hat die Ballade Und was bekam des Soldaten Weib Kurt Weill, ein erstes Mal eingesungen wurde sie 1942 von Lotte Lenya. Die Ballade kenne ich schon lange und schätze sie, Ich finde, sie passt perfekt hierher, vielleicht nicht zu Ostern aber zu den Erinnerungen an das Ende des Zweiten Weltkriegs – und als Mahnung – was auf diesem Blog auch oft Thema ist und ich damit auch nicht aufhören werde. Einen Schlussstrich kann und wird es für mich nicht geben.

Wer die Ballade nicht (nur) lesen will, dem empfehle ich, sie sich in der englischen Fassung von der wunderbaren, vor kurzem verstorbenen Marianne Faithful vorsingen zu lassen. Oder in Deutsch von Lotte Lenya, Klaus Kinski oder… oder…. Es gibt eine Vielzahl an Interpretationen auf den einschlägigen Musikplattformen oder YouTube. Da lohnt es sich, auf Entdeckungsreise zu gehen.

Hier der Text:

Und was bekam des Soldaten Weib

Aus der alten Hauptstadt Prag?
Aus Prag bekam sie die Stöckelschuh.
Einen Gruß und dazu die Stöckelschuh
Das bekam sie aus der Stadt Prag.

Und was bekam des Soldaten Weib
Aus Warschau am Weichselstrand?
Aus Warschau bekam sie das leinene Hemd
So bunt und so fremd, ein polnisches Hemd!
Das bekam sie vom Weichselstrand.

Und was bekam des Soldaten Weib
Aus Oslo über dem Sund?
Aus Oslo bekam sie das Kräglein aus Pelz.
Hoffentlich gefällt‘s, das Kräglein aus Pelz!
Das bekam sie aus Oslo am Sund.

Und was bekam des Soldaten Weib
Aus dem reichen Rotterdam?
Aus Rotterdam bekam sie den Hut.
Und er steht ihr gut, der holländische Hut.
Den bekam sie aus Rotterdam.

Und was bekam des Soldaten Weib
Aus Brüssel im belgischen Land?
Aus Brüssel bekam sie die seltenen Spitzen.
Ach, das zu besitzen, so seltene Spitzen!
Sie bekam sie aus belgischem Land.

Und was bekam des Soldaten Weib
Aus der Lichterstadt Paris?
Aus Paris bekam sie das seidene Kleid.
Zu der Nachbarin Neid das seidene Kleid.
Das bekam sie aus Paris.

 

Und was bekam des Soldaten Weib
Aus dem libyschen Tripolis?
Aus Tripolis bekam sie das Kettchen.
Das Amulettchen am kupfernen Kettchen
Das bekam sie aus Tripolis.

Und was bekam des Soldaten Weib
Aus dem weiten Russenland?
Aus Rußland bekam sie den Witwenschleier.
Zu der Totenfeier den Witwenschleier
Das bekam sie aus Rußland.


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1 Antwort

  1. Christiane sagt:

    Ja, Brecht ist wieder so aktuell, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Mag ich sehr oft sehr.
    Danke, dass du bei meinem Balladentag dabei bist!
    Rest-Ostergrüße 🌥️🐰🐣☕🍪

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