Spaziergänge (#41): Beim Schwedenstein

Schwedenstein im Perlacher Forst

Zum Schwedenstein spazieren, rät mir einer, der das damit begründet, ich hätte ja ein Faible für solch alte Steine. Schließlich, so leitet er seine Vermutung her, hätte ich mir auch die Basispyramide in Unterföhring und die in Aufkirchen angesehen, die erzbischöflichen Grenzsteine im Wald zwischen Lengdorf und Isen, Gedenksteine für vom Pferd Gefallene oder am Fluss Verunglückte und so weiter… Da passe der Schwedenstein doch sehr gut.
Das ist zwar richtig, mein Interesse für alte Steine ist allerdings eher Mittel zum Zweck – der Mann braucht ein Ziel, wenn er raus geht, einfach planlos in der Landschaft herumlaufen ist nicht gerade das, was mich hinaustreibt. Also der Schwedenstein.
Vorab lese ich im Netz, dass das Original um 1500 hergestellt wurde, nicht ganz klar ist, wozu der Stein gedacht war und er jetzt im Münchner Stadtmuseum steht. Im Wald zwischen München-Waldperlach und Putzbrunn steht lediglich eine Replik.
Gut, schauen wir uns eben die Replik an. Das ist mal was Anderes als immer nur durch unsere eigenen Wälder zu stapfen, da, wo wir mit jedem Baum mittlerweile per Du sind.
Die Replik ist nicht besonders spektakulär, aber der Hund, der mal wieder zu Gast ist, braucht Bewegung. Und die brauche ich auch. Und frische Luft.
Der Weg führt von einem Sportplatz an der Putzbrunner Straße in Waldperlach direkt hinein in den Perlacher Forst – so ganz stimmt das nicht. Ausgangspunkt ist eigentlich ein Parkplatz am ehemaligen Kieswerk Mächler, das dermaßen viele Bildmotive liefert, dass ich das in einem Extrabeitrag gezeigt habe.
Es geht Richtung an der alten Kiesgrube entlang und irgendwann entscheide ich, dass wir den gewählten Weg verlassen über einen alten Kieshügel hinunter in die renaturierte Grube steigen.

Am Ende der Grube liegt ein kleiner Weiher, der zunehmend verlandet, ein erhaltenswertes Biotop für eine ganze Reihe heimischer Vögel- und Insektenarten, im Winter ist davon freilich nicht allzu viel zu sehen.

Es gab Diskussionen um den Teich, der auch ein begehrtes Spaziergangziel ist, im Sommer dort oft viel Müll liegt, der teuer entsorgt werden muss und für die Erhaltung des Biotops viel Geld in die Hand genommen werden muss, damit es ohne natürlich Zufluss nicht irgendwann als veralgtes, stinkiges Kleingewässer verlandet und verendet. Das Gelände aber befindet sich in Privatbesitz, das macht es nicht leichter. Ein sinnvolles, nachhaltiges Konzept fehlt und es wird so schnell auch keines kommen.

Schneeregen zieht plötzlich von Westen heran, es ist ungemütlich, hält uns aber ebenso wenig ab, durch den Wald zu streifen, wie eine ganze Reihe anderer Menschen, viele mit Hund, einige auf dem Fahrrad, einige im Lauftraining.

Westlich hinter der ehemaligen Kiesgrube schließt sich ein Forst an…

… in dem ich auch die Replik des Schwedensteins finde. Fast bin ich überrascht, also ich ihn erst sehe, als ich fest davor stehe Farblich hebt er sich nicht gerade von den Fichtenstämmen ab. Was bitte habe ich erwartet? Ein wenig enttäuschend ist diese Steinsäule, aber das Original ist auch nicht viel aufregender – zumal historisch dazu wenig gesagt, anekdotisch und legendenbehaftet allerdings viel darüber schwadroniert werden kann. Was ist seine Geschichte, was seine Funktion? Nichts genaues weiß man nicht.
Schade.

Schwedenstein im Perlacher Forst

Schwedenstein im Perlacher Forst

Schwedenstein im Perlacher Forst

Auf dem Rückweg zum Auto lugt sogar die Sonne zwischen den Wolken durch – warm es ist es nicht, sie hat noch nicht viel Kraft und der Wind ist sehr frisch. Das glänzende Licht, der Dunst, der regennasse Wald – alles zusammen ergibt eine unwirkliche Stimmung, fast wie in einem Fantasyfilm. Hier ließe sich bestimmt noch manch anderer Mythos fabulieren und phantasieren… Irgendwas mit Zwergen vielleicht. Oder Elben. Oder Hobbits?

Und dann, schon wieder fast am Ausgangspunkt, just als ich die Kamera fotografierbereit in der Hand halte, bricht rund 150 Meter vor mir plötzlich ein Reh aus dem Wald, springt über den Pfad und ist im selben Augenblick wieder verschwunden.

Die Hündin und ich sind beide viel zu überrascht, um zu reagieren. Sie bellt nicht mal und ich habe leider den Bruchteil einer Sekunde zu spät abgedrückt.


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2 Antworten

  1. Inga sagt:

    Du warst in meinem Spaziergebiet unterwegs. Den Schwedenstein fand ich auch unspektakulär. Im sommerlichen Wald war es fast zu dunkel, um zu fotografieren. Aber der Stein wirkte ein bisschen mystischer. Das Kieswerk habe ich auch schon bewundert. Ist aber ein echt bayerischer Lost Place, alles sauber und verrammelt!
    Wenn es dich interessiert, schau doch mal bei mir:
    https://wanderlustig2019.wordpress.com/2020/09/13/corona-pilgern-auf-belanas-spuren-wandeln-corona-pilgrimage-walking-in-belanas-footsteps/
    Sehr sehenswert ist auch die Kirche in Keferloh, im Sommer Biergartenbesuch in der Nähe möglich.

    • Lutz Prauser sagt:

      Danke für den lieben Kommentar und den Link. Ich habe es mit großem Vergnügen gelesen. Es ist sicher nicht das letzte Mal, dass ich diese Gegend auf Fotomotive hin besuche.