Direkt vom Kieswerk: Ein Mineralgemisch für himmlische Wege

Ein Mineralgemisch für himmlische Wege – so warb in den 70ern die Kieswerk Werbung der Münchner Firma Mächler für ihre ganz spezielle Klostermischung: „das ideale Material für die Anlage von Verkehrswegen, Tiergehege, Parkanlagen, privaten Gärten, Auffahrten zu Schlössern und Villen, aber auch Friedhöfen, befestigte Flächen von Marktplätzen sowie Fahrbahnbankette. Die Klostermischung ist einfach zu verarbeiten ohne Zusatzstoffe und überzeugend durch enorme Standfestigkeit.“

Na bitte.

Ganz profan aus der Erde geholt wurde der Kies in einer riesigen Grube südöstlich von München am Rand der Stadt zwischen Waldperlach und Putzbrunn. Gegründet hatte das Kieswerk Heinrich Mächler 1884, rund hundertundzwanzig Jahre wurde Stein um Stein der Erde entnommen, doch irgendwann war Schluss mit dem weißen Gold.
An die Firma Mächler erinnert heute noch das einstige Gebäude des Kieswerks, in dem das Gestein veredelt wurde. Obwohl es zunehmend verfällt, ist das Bauwerk noch immer imposant. Bei einem Spaziergang zum Schwedenstein (Bericht hier) starte ich hier meinen Weg, nicht ohne zuvor das alte Gemäuer ausgiebig fotografiert zu haben.

Das alte Kieswerk Mächler

Ganz sicher ist es ein Eldorado für Urban Explorers und Freunde der Lost Places Fotografie.

Das alte Kieswerk Mächler

Das Gebäude aber ist videoüberwacht und verrammelt, das Betreten verboten, es herrscht, so mahnen auch Hinweisschilder, Lebensgefahr. Schade, aber besser ist das.

Das alte Kieswerk Mächler

Und davon abgesehen hat sich auf dem einstigen Gelände Mächlers heute eine Baumaschinenfirma niedergelassen. Das Gelände ist eingezäunt, das Tor außerhalb der Betriebszeiten verschlossen und während der Betriebszeit herrscht reges Treiben auf dem Platz. Das sind schlechte Karten für jemanden, der sich verbotenen Zutritt verschaffen will. Einfach mal kucken gehen ist da nicht…

Das alte Kieswerk Mächler

Ich will auch gar nicht da herumschleichen – ich will nur von außen schauen und dann durch die alte Kiesgrube Richtung Schwedenstein spazieren und wieder zurück.
Auch wenn das Grubengelände renaturiert wird, ist natürlich deutlich zu sehen, was hier passiert ist. Die Topographie der Landschaft, die Hinterlassenschaften der Firma, der Bodengrund:
Hier war ein Kieswerk.

Noch ein weiterer unübersehbarer Hinweis erzählt von der Geschichte dieses Geländes: Eine Nassrohrtrommel, 1960 von Krupp in Rheinhausen gebaut. Einst wurde in ihr Kies gemahlen und zerkleinert – veredelt für die Nutzung auf himmlischen Wegen oder so.
Heute steht die Trommel aufgebockt auf Beton als Denkmal zwischen der Kiesgrube und dem ehemaligen Werksgelände. Schön wäre, wenn man auf einem Hinweisschild Spaziergängern erklärt, was es damit auf sich hat.

Das alte Kieswerk Mächler

Das alte Kieswerk Mächler

Ein kleines Stück weiter hat man auf alten Schienen ein paar Loren und weitere Maschinen aus dem Kieswerk aufgestellt. Ich mag diese Art des Erinnerns und Erzählens von dem, was einst hier war, was die Menschen beschäftigt und ihnen Arbeit gegeben hat.

Mein ganz persönliches Highlight allerdings entdecke ich, als ich nach dem Spaziergang wieder am alten Kieswerk angekommen bin. Einen grummeligen Zwerg, dem man auf den Brettern des Anbaus einen Platz beschert hat. Hach <3, da teilt aber jemand mit mir die Liebe zu skurrilen Details.

 


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1 Antwort

  1. piri sagt:

    Der Gartenzwerg gefällt mir am besten. Ich habe eine kleine Sammlung Zwerge. Klein nicht nur der Anzahl wegen!

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