Im Weltwald: Japan und die Rocky Mountains – nur ein paar Schritte entfernt

Im Weltwald: Hinweissteine

Natürlich sind Japan und die Rocky Mountains nicht nur ein paar Schritte entfernt. Rund 10.000 Kilometer trennen das amerikanische Gebirge und den ostasiatischen Inselstaat. Nicht so im Weltwald in Kranzberg, im Landkreis Freising. Dort sind es nur ein paar Schritte, die man vom Japan-Teil des Weltwaldes machen muss, um in den amerikanischen zu gelangen. Seit den 80er Jahren wächst auf rund 200 ha Fläche dort der Wald, geteilt in diverse amerikanische, asiatische und europäische Zonen – ein ambitioniertes Projekt der Bayerischen Staatsforsten und zugleich ein wunderschönes Spazierganggelände.
Es ist nach Raisting die zweite Fototour mit Olaf: Zwei Männer, zwei Kameras, zwei unterschiedliche Blickwinkel – ein gemeinsames Ausflugsziel. Dieses Mal eben der Weltwald in der Nähe von Freising.
Ich verbinde das mit meinem Bestreben, die Region nördlich von München näher und besser kennenzulernen, der herbe Norden, der so viel mehr zu bieten hat, als man gemeinhin denkt. Immer wieder stöbere ich das Netz nach spannenden Ausflugszielen für Spaziergänge, Schwimmrunden und vor allem Fotoexzesse durch. Denn anders kann ich es kaum nennen, was Olf und ich dort veranstalten: Fotografieren, fotografieren, fotografieren, während wir am Weiher entlang spazieren, Noramerika erkunden, Europa streifen, den französischen Pavillon, Rosengarten und das Salicetum auslassen und durch die chinesischen Wälder Richtung Japan vordringen.

Im Weltwald: Wunderschöner Wald

Hervorgegangen ist der Weltwald aus dem Versuch Ende des 19. Jahrhunderts, große Anbauflächen für Weiden zu schaffen und diese wirtschaftlich zu nutzen. Dazu wurde auch die Ortschaft Oberberghausen geopfert, die Bauern zum Hausverkauf gedrängt und der Ort zugunsten wirtschaftlicher Interessen einfach platt gemacht. Heute erinnert ein Holzskulpturen-Ensemble im Wald daran.

Im Weltwald: Skulpturenensemble

Das mit dem Weidenanbau erwies sich als Flop. Es wurde wieder aufgeforstet mit allerlei exotischem Gehölz und irgendwann entstand dann das Konzept des Arboretums, ein Anbau- und Versuchsgarten zu Forschungszwecken und schließlich der der Öffentlichkeit zugängliche Weltwald.
Zunächst der Beweis der Nähe der Rockys zu Japan.
Hier die Rockys: Dem Spielplatz, ganz im Look eines Indianerlagers und eines Forts gegenüber steht ein mächtiger Totem. Nicht ganz passend, den Totems dieser Art befanden sich mehr an den Küsten, vor allem, wenn ein Weißkopfseeadler dargestellt ist. Aber das sind lässliche Details, die die Besucher des Spielplatzes wenig interessieren dürften. Sie mögen die Atmosphäre und das, was der Ort in ihren Köpfen auslöst…

Im Weltwald: Totem am Spielplatz

Rund 500 Meter weiter befinden wir uns am Rand des Asia Gartens plötzlich in Japan:

Im Weltwald: Asiatische Anmutung

Auch hier sind die Dekobauten nicht ganz passend bzw. stilecht, weil natürlich das rotlackierte Stahlgebilde zwar sicher witterungsbeständiger aber nicht annähernd so elegant ist wie die Originale in Holz. Was aber ein anderes Thema ist.

Im Weltwald: Asia Garten

Damit genug der Nörgelei der grumpy old men. Großartig nämlich sind zum Beispiel die vereinzelten Holzskulpturen im Weltwald. Seien es im Asia Teil die Koi im Reisfeld, die ich ausgiebig fotografiere…

Im Weltwald: Kois im Reisfeld

Im Weltwald: Kois im Reisfeld

Im Weltwald: Skulptur

oder am Übergang von Europa zur chinesischen Heng-Shan-Region die Skulptur einer kopflosen Frau. Die zu fotografieren gestaltet sich als enorm schwierig. Die Maserung des Holzes nur annähernd ins Bild zu bringen, ihre Form von 3D auf 2D zu transferieren ist eine knifflige Angelegenheit.
Diese sicherlich drei Meter hohe Skulptur würde sich, so erwähne ich, auch gut in unserem Garten machen – auch auf die Gefahr hin, dass uns einige Nachbarn in unserem bayerischen Dörflein dann endgültig für vollkommen exaltiert und übergeschnappt ansehen würden.
Ich könnte es ihnen nicht mal verdenken.
Diese Symbiose aus Wald und Holzkunst finde ich allerdings für wunderbar gelungen, also bleibt die kopflose Frau, wo sie ist, ich begnüge mich damit, sie in Bytes zerlegt auf der Speicherkarte „mitzunehmen“.
Wie so vieles anderes auch – deshalb sind wir schließlich hergekommen. Flüchtig überfliegen wir die eine oder andere Informationstafel. Derer gibt es reichlich, wer seine botanischen Kenntnisse erweitern will, ist dort bestens aufgehoben. Das eine oder andere möchte auch ich dann noch in Erfahrung bringen, ein weiterer Besuch wird notwendig sein, dieser erste diente dazu, sich zunächst einmal einen allgemeinen Überblick zu verschaffen und auf Fotoexkursion zu gehen ohne eine besondere Aufgabenstellung vor Ort.
Hier eine kleine Zusammenstellung meiner Ausbeute. Wie so oft richtet sich der Blick meiner Kamera dabei viel öfter auf das Detail als auf das große Ganze. Und wie so oft schaffe ich es, alles so aussehen zu lassen, als seien wir die einzigen Spaziergänger dort gewesen. Ganz so war es allerdings nicht.
Hinweisschilder auf dem Parkplatz und entsprechende Hinweise im Netz auf Ausweichparkflächen lassen im Gegenteil darauf schließen, dass es am Wochenende bei schönem Wetter recht zugeht dort.
Verstehen kann ich es ja.

Im Weltwald: Zierkohl

Im Weltwald: Schmetterling

Im Weltwald: Zweige

Im Weltwald: Buchentrieb

Im Weltwald: Knospende Herkulesstaude

Im Weltwald: Himbeeren

Im Weltwald: Weiher

Im Weltwald: Schilf im Sonnenlicht

Das „Herzstück“ des Weltwaldes bilden zum einen das Botanikum, das ich mir für den zweiten Besuch aufgehoben habe, und zum anderen das einzige Überbleibsel des Ortes Oberberghausen: Die kleine Kirche St. Clemens.
Wie bei der Wüstung des Dorfes Fröttmaning, reichte wohl auch hier die Traute nicht, das Dorf vollständig dem Erdboden gleichzumachen. Kirche und Friedhof blieben mitten im Wald stehen und wurden – da nutzlos geworden – dem Verfall preisgegeben.Im Weltwald: St. Clemens

Was es rings um die Kirche St. Clemens zu sehen gibt, lesen Sie hier in einem eigenen Beitrag.


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