Nordstrand? Südstrand? Alles sehr verwirrend

Nordstrand? Südstrand? Hä?
Doch von Anfang an.
Wie oft ist das so, dass der kleinere „Bruder“ der zweite Sieger ist?

Und damit meine ich nicht etwa irgendwelche innerfamiliäre Rangfolgen von wem auch immer. Damit meine ich nur, dass Seen und Weiher, die dicht beieinander liegen oft den gleichen Namen führen – und der kleinere der beiden zumeist das schlechtere Schwimmrevier darstellt. Beim Notzinger Weiher ist es definitiv so, dass der kleinere gegen den größeren vollkommen abschmiert, beim Ostersee gibt es offiziell nur den großen und statt des kleinen Dutzende anderer Seen drum herum, in den meisten ist Baden oder Schwimmen per se verboten. Damit ist der Große automatisch der Bringer.

Und beim Pullinger?
Elegant zieht man sich in Pulling, westlich von Freising aus der Affäre: Offiziell gibt es den großen Pullinger Weiher, den ich bereits kenne, und den kleinen. Baden darf man in beiden. Soweit recht einfach.
Aber die Einheimischen nennen den Kleinen den Nordstrand, den großen den Südstrand. Denn der kleine liegt nordwestlich vom Großen, Liegewiese und Kiosk sind dort auf der Nordseite, beim Großen lagert man sich hingegen am Südufer. Da die beiden Weiher aber vom Kieswerk getrennt sind, gehören Nordstrand und Südstrand nicht zum selben Gewässer.
Alles klar?

Und um das Ganze noch weiter zu verwirren: Natürlich hat der kleine im Norden auch ein Südufer, und der große im Süden auch ein Nordufer, an beiden, also am Nordufer vom Südstrand und am Südufer vom Nordstrand ist erheblich weniger los, falls wer an einem der beiden Weiher ein ruhiges Plätzchen erspähen möchte. Also: Nicht verwechseln: Nordufer und Nordstrand sind nicht dasselbe.

Ruhige Plätze hat es allerdings weder im Norden noch im Süden. Dafür sorgen neben der ausgelassen fröhlich lärmender Menschenschar, die beide Weiher im Sommer besucht, vor allem die im Landeanflug befindlichen Flugzeuge.

Der Münchner Flughafen ist verdammt nah. Keine fünf Kilometer weiter östlich setzt Flieger auf Flieger auf der Landebahn wieder auf.
Manchmal donnert alle paar Minuten eine Maschine über die Köpfe der Naherholungssuchenden. Die allermeisten Menschen ignorieren das, sie sind das mittlerweile gewohnt und ein fluglärmbelasteter Weiher ist allemal besser, als gar keiner und manchmal erfolgt ja auch der Anflug aus der anderen Richtung und es bleibt ruhig.
Zu all dem ist das Kieswerk Kronthaler (ein weiteres dieses Unternehmens), das sich zwischen den Weihern befindet, noch in Betrieb. Unter der Woche herrscht dort eifriger LKW-Verkehr, gut zu hören und gut zu sehen an den Massen an Staub, die die Fahrzeuge im furztrockenen Sommer 2022 aufwirbeln.

Womit über den kleinen Pullinger nahezu alles Erwähnenswerte gesagt ist.
Auf die Idee, auch den kleinen zu beschwimmen, komme ich überhaupt erst, als ich ein Bild vom Marzlinger Weiher bei FB hochlade und als Kommentar „Ich war im kleinen Pullinger“ bekomme. Nehme ich den also auch noch mit, dann bin ich umso schneller bei Freiwasser Nr. 100.

Knapp 400 Meter trennen das Nordufer am Nordstrand vom Südufer, für ein paar Mal hin und her ist das eine akzeptable Strecke. Spannend ist das aber nicht.

Wie so oft zieht es mich nach dem Schwimmen noch zu Fuß um den Weiher, im Westen führt ein schmaler Trampelpfad am Ufer entlang.

Fast schon ist es idyllisch, fast schon kann man sich voller Phantasie ganz woanders hindenken. Aber das Buschwerk am Ufer ist kaum 20 Meter breit, da fällt es doch etwas schwer, sich in seinem Kopfkino irgendwelche Seen in einem ganz anderen Teil der Welt auszumalen, an denen man gerade entlang trappert.

Und da schon wieder der nächste Flieger über den Pullinger Weiher braust, behält eben doch die Wirklichkeit die Oberhand.

Und ganz abgesehen davon: Das Kronthaler Kieswerk hat man ja auch fast immer vor der Nase oder dem Objektiv.

Aber einen großen Vorteil hat er kleinere Pullinger Weiher dann doch: Der größere scheint das deutlich attraktivere SUP-Revier zu sein. Während sich dort Brett an Brett drängt, dass man fast trockenen Fußes vom Südstrand den See überqueren kann, sind auf dem kleinen nur zwei oder drei Boarder unterwegs. Ich kann also entspannt auch ohne Boje schwimmen ohne Gefahr zu laufen, übersehen und übergebrettert zu werden. Ein Punkt für den Nordstrand.

Vielen Dank fürs Lesen.
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