Die Kirche im Dorf
Ich sitze in einem Sessel und schaue aus dem Fenster, immer gelber wird der Himmel, wild toben Schneeflocken vor der Scheibe.
Scheißwetter.
Anders kann man es nicht sagen. Wir haben bereits März und ich bin sowas von bereit für diesen Frühling, aber der rührt sich nicht.
Das Wetter gebärdet sich widerborstig: Es ist kalt, windig, mal schneit es, dann kommt wieder die Sonne durch. Fast wie in so einem richtigen April. Die Fachabteilung für Witterungsverhältnisse im Bezirk Oberbayern gehört umgehend entlassen.
Die Lichtverhältnisse draußen werden immer sonderbarer. Es ist höchste Zeit, das Buch zur Seite zu legen, im Galopp die Treppe herunterzusprinten, sich die Jacke überzuwerfen und in die Schuhe zu schlüpfen.
Ein Griff nach der Kamera, ein zweiter nach einem Schal, der dritte nach dem Haustürschlüssel. Und raus in den Schneesturm.
Ich muss mich beeilen, selten halten so sonderbare Licht- und Wetterverhältnisse lang an. Im Laufen schließe ich die Jacke, dicke Schneeflocken fallen auf mich herab. Schal und Kameragurt verheddern sich.
Die Nachbarin winkt mir aus dem Tankstellenshop während ich vorbeihaste. Sie kennt das schon.
Eine Minute später stehe ich wieder am Feldrand und fotografiere. Und fotografiere. Und fotografiere.
Das hier:
Wie immer im Bild: Die Kirche St. Martin in unserem Dorf. Ich habe sie sehr oft fotografiert. Im strengen Winter...
Und im Herbst bei einem Friedhofsspaziergang für eine Blogparade.
Manchmal „kippt“ bei extremem Weitwinkel der Turm, es lässt sich kaum verhindern.
Langsam merke ich aber selbst, dass ich für das schnelle Wetterfoto immer das gleiche „Setting“ benutze. Also immer den gleichen Standort und immer die gleiche Blickrichtung. Es geht eben in erster Linie ums Wetter und nicht um eine malerische Kulisse. Trotzdem ist kein anderer Platz spontan und vor allem so schnell erreichbar, der ein einigermaßen schönes Bild verspricht und nicht nur ein paar Häuser und eine Dorfstraße.
Natürlich ist dann auch immer die gleiche Kirche mit im Bild, denn ich stehe immer am Feldrand mit Blick übers Dorf Richtung dem Westen, dem Sonnenuntergang entgegen – wie so ein poor lonesome Cowboy far away froom home.
Mal in aller Weite, mal herangezoomt, mal mit Gewitter, mal mit Saharasand, mal mit Mond. Die folgenden Bilder habe ich alle im Blog schon einmal in den vergangenen Jahren gezeigt. Ich stelle sie noch einmal zusammen, um das sich über die Jahre wiederholende Grundmotiv deutlich zu machen.
Enorm stört mich nach wie vor die Überlandstromleitung, die quer übers Feld führt. Gelegentlich retuschiere ich sie weg. Machbar, aber lästig.
Ich liebe Gegenlichtfotografie. Und Sonnenunter- wie auch -aufgänge kommen als Bildmotiv immer ziemlich gut an. Da kann man schon mal mehr Bilder machen und herzeigen.
Varianten gibt es wenige, die Kirche ist fast immer zu sehen – die lasse ich im Bild. Und im Dorf.
Nur ganz selten schwenke ich die Kamera etwas weiter in nördlicher Richtung, dann entstehen am gleichen Ort auch mal kirchturmlose Fotos, von denen ich behaupte, die hätten genauso gut in Afrika oder im Westen der USA aufgenommen werden können. Und da gibt es nun mal keine barocken Zwiebelturmspitzen.
Ein Blick auf die Fotos zeigt: Irgendwie ist es immer das Gleiche.
Und doch jedes Mal anders.
Und immer wieder schön – finde ich zumindest. Darum stehe ich oft genug auch einfach nur da und schaue. Und staune.
Vielen Dank fürs Lesen.
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Das Wetter ist hier auch für den A ….
Kann und muß besser werden .
Hoffentlich. Ich habe das Wetter langsam satt.
Auch wenn es immer wieder dieselben Motive sind, so sind sie doch jedes Mal anders. Ach, da juckt es mich doch, meine Kamera reparieren zu lassen. Doch man braucht auch Zeit zum Fotografieren und leider habe ich diese gerade nicht. So schaue ich mir deine Fotos gerne an.
Da hoffe ich, mit den Fotos ein wenig Freude zu bereiten.
Vielleicht kehrst Du ja auch irgendwann zu diesem Hobby zurück. Es ist so schön und so kreativ.