Spaziergänge (#30): Ich kann das Braune draußen nicht mehr sehen…

„Mutta, nimm mich vonne Zeche, ich kann dat Schwatte nich mehr sehn!“

Kennt man – oder auch nicht, ist ja auch nicht mehr aktuell, es gibt keine Zechen mehr, nichts Schwarzes, weder Kohle noch Abraumhalde. Aber es klingt noch immer in meinem Ohr, auch wenn ich nicht mal in einer Kohlestadt ausgewachsen bin. Aber der Spruch war präsent.
In leicht abgewandelter Form möchte ich das an dieser Stelle wiederholen:

Pack ma Sonne aus, ich kann dat Braune draußen nicht mehr sehn.

Das meine ich an dieser Stelle nicht politisch, dort gilt das zwar auch, aber in diesem Kontext ist es einfach die Sehnsucht nach Frühling und frischem Grün. Denn nichts ist nervender als diese quälende Zeit, in der der Schnee geschmolzen, die Natur aber noch nicht richtig in Fahrt gekommen ist. Alles ist irgendwie graubraun, schmuddelig, lehmig, erdig, dreckig, verrottet, vom Vorjahr – also Bääh!

Da kann der Himmel noch so blau sein und der Sonne Durchlass gewähren. Das Braune dominiert und mich nervt das jetzt. Egal wo, auch im ansonsten von mir so geschätzten Sempttal.

Braune, blattlose Bäume auf einem Acker

Im Vorfrühling lasse ich mir das ja noch eingehen, aber jetzt wird es Zeit, dass es weitergeht. Ja, ich weiß: Mitte März kann man nichts anderes erwarten, wir hatten um diese Jahreszeit auch schon mächtig Schnee. Aber ich will – auch wenn wider welcher im Anrollen ist – jetzt keinen Schnee und keinen Graupel mehr. Ich will Grün. Frisches Grün.
Dazu wärmende Sonne, ein Eis auf die Hand, Vogelgezwitscher und Blühendes um mich herum.

Braune Gräser, Birken

Es macht schon kaum noch Spaß, die Kamera zu schnappen und sich in den Wald zu verzupfen. Wie gesagt: Ich kann das Braune echt nicht mehr sehen.

Vertrockneter Wasserdost

Wenigstens die Wiesen überzieht mittlerweile etwas Grün, aber das reicht einfach noch nicht, so lange die Bäume noch kahl sind und ein scharfer Wind weht.

Kahle Bäume auf der Wiese

Also mir nicht.
Meister Adebar hingegen, den ich unweit seines Horstes auf dem nahegelegenen Kirchturm bei der Jagd erwische, fühlt sich offenbar wohl.

Weißstorch auf einer Wiese

Die Tafel scheint reichlich gedeckt – und entgegen der Reiher, die schon beim leistetesten Husten Fersengeld geben, lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Erst als ich mit der Kamera schon auf vielleicht 30 Meter herangerückt bin, spreizt er seine Flügel, hüpft ein paar Meter.

Weißstorch mit gespreizten Flügeln beim Starten

Als er merkt, dass ihm diese kleine Vergrößerung des Abstandes nichts bringt und er von der Zudringlichkeit der Kamera genervt ist, zieht sich mit ein paar Schwüngen, will sagen Flügelschlägen, in die Luft zurück.

Weißstorch in der Luft über Feldern. Im Hintergrund Strommasten

Noch einmal umkreist er missmutig die Wiese, dann macht er sich davon und sucht sich einen anderen Platz zur Futtersuche. Gegen den Himmel sieht er fast Schwarz aus, so schnell kann man mit seiner Kamera aus einem Weiß- einen Schwarzstorch machen.

Silhoutte des Storches vor dunklen Wolken

Die Einzige, die das alles rein gar nichts anzugehen scheint, ist die Hundedame, die wieder einmal zu Gast ist, mich zu einem ausgiebigen Spaziergang an der frischen Luft nötigt. Ihr ist das Braune so egal wie das Grüne. Die Interessen sind andere: Immer wieder sucht sie nach Gelegenheiten, in die Sempt zu steigen.

Hund stehend im Fluß

Für sie hat der Frühling bereits begonnen. Kunststück: Sie hat ja auch ein sehr warmes Pelzmäntelchen an….

Fluss - blauer Himmel, kahle, braune, fast schwarze Bäume

Und wir müssen uns wohl noch eine Weile gedulden und das Braune ertragen.

Braune, getrocknete Schilfhalme


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1 Antwort

  1. Schöne Bilder und nachvollziehbare Gefühle!

    Wir haben einen Garten (Berlin), da gibts wenigstens schon Krokusse! (Siehe Namenslink)

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