Brille kaputt – Warum ich zum Optiker meines Vertrauens gehe

Es macht Klong und dann liegt meine Brille am Boden. Dass dabei ein Glas herausspringt und verloren geht, merke ich erst gar nicht – nicht mal, als ich die Brille aufsetze. Ich wundere mich weder über die Klarheit und den Durchblick durch das Gestell noch über die Unschärfe. Das liegt daran, dass ich auf dem rechten Auge im Gegensatz zum Linken sehr scharf sehe und das Glas hier eigentlich fast nur aus optischen Gründen in der Fassung ist. Abe was soll ich machen?
Als Monokelträger ist man heutzutage ja nicht mehr State of the Art.

Es ist schon etwas skurril, aber es bedarf erst des Hinweises meiner Frau zwei Tage später (!), dass mir ein Brillenglas fehlt, bis ich bemerke, was alle anderen um mich längst gesehen aber mir verschwiegen haben. Nun denne. Nehme ich halt die Ersatzbrille – ein älteres Modell und begebe mich auf Suche.

Auch bei meiner Nachfrage im örtlichen Schwimmbad, nachdem ich alle anderen Orte, an denen das Brillenglas theoretisch sein könnte, bedauert man zutiefst, zeigt mir eine Sammlung gefundener Brillen, aber ein einzelnes Glas hätten sie nicht entdeckt. Und dann, welch Wunder, klinget abends gegen 21.30 Uhr das Telefon. Die freundliche Dame von der Schwimmbadkasse ist in der Leitung. Man habe nun doch das Brillenglas gefunden. Heureka!
Tags drauf hole ich es ab, nachdem ich mich schon damit abgefunden hatte, mir eine neue Brille zu kaufen. Natürlich beim Optiker meiner Wahl – einem Brillen- und Schmuckgeschäft in der Erdinger Innenstadt. Eines von gefühlt einem Dutzend, aber eben eines, das keiner Kette angehört sondern inhabergeführt ist. Das macht es nicht unbedingt zu einem Schnäppchenmarkt, aber ich schätze dort Service und Beratung. Brillen gehören zu den wenigen Produkten, bei denen ich das unbedingt notwendig erachte.

Tags drauf betrete ich mit der Brille, die einen Riss im Rahmen im Mittelteil hat und dem Glas den Laden. Schnell ist mein Problem geschildert.

„Ja, wir können das Glas wieder einsetzen, lange wird das vermutlich nicht halten“, zeigt mir die Optikerin am Gestell die Bruchstelle. Dass die Brille überhaupt angebrochen ist, muss ich mir selbst zuschreiben, denn besonders pfleglich gehe ich damit nicht um. Vor allem nicht, wenn ich damit durchs Gebüsch krieche, um Viecher zu suchen und zu fotofrafieren.

„Aber wissen Sie was? Wenn die Gläser noch in Ordnung sind…“ (und das sind sie), „versuche ich, das Mittelteil nachzubestellen. Die Bügel sind ja auch noch in Ordnung, dann wird das Ganze nicht sehr teuer.“ Die entsprechende Gestellnummer ist in der Kundendatenbank schnell gefunden.
Das bedeutet, dass ich etwa ein Achtel des Preises einer neuen Brille auf den Tisch legen müsste. Und Brillen sind ganz schön teuer, wie jeder weiß, der so eine besitzt. Zuzahlungen von der Kasse? Ich lach mich tot.

Das nenne ich einen großartigen Service, auch wenn dieser Plan schnell zum Scheitern verurteilt ist, denn weder das Mittelteil alleine noch das ganze Gestell sind noch lieferbar.
„Das wird nicht mehr produziert!“ bedauert die Verkäuferin nach einem Telefonat. Dann aber hat sie eine geniale Idee, bei der ich mich wieder mal bestätigt fühle, dass bestimmte Dinge eben nicht online gekauft werden sollten – und vielleicht auch nicht bei den Brillensupermärkten schräg gegenüber oder fast nebenan. Ich wage nämlich zu bezweifeln, dass man mir dort das Gleiche vorgeschlagen hätte.
„Ich zeige Ihnen jetzt einfach mal alle Gestelle, in die die Gläser auch passen. Vielleicht finden wir ja eines, das Ihnen gefällt.“

Ich bin baff – ich dachte allen Ernstes, für jedes Gestell müssten Gläser individuell angefertigt werden.
„Im Prinzip ist das auch so, aber mit ein klein wenig schleifen hier und da bekommen wir die Gläser auch in andere Gestelle. Kein Problem. Wir haben bestimmt ein Dutzend Fassungen vorrätig, in die wir Ihre Gläser einbauen können.“

Mit dem wiedergefundenen Glas in der Hand sucht sie in kürzester Zeit tatsächlich rund 10 Fassungen zusammen und schon bald habe ich mich für eine entschieden.
Letzten Endes zahle ich also nur das neue Gestell, ein wenig Werkstattarbeit und das war’s. Das ist ein Bruchteil im Vergleich zu einer komplett neuen Brille, die ich ja im Prinzip jetzt habe – bis eben auf die Gläser. Aber die tun’s ja noch und die sind das Teuerste an der Brille. Weiß vielleicht auch nicht jeder, dass man bei irreparablen Schäden am Gestell nicht immer gleich eine ganze neue Brille kaufen muss. Und sagt einem vielleicht nicht jeder Verkäufer, denn der hat in im Moment das schlechtere Geschäft gemacht, aber über Kundenzufriedenheit langfristig natürlich das Bessere.

Support your local dealer?
Unbedingt.

So geht Service.
So geht Beratung.
So geht Nachhaltigkeit.

Und ich bin dankbar dafür.


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2 Antworten

  1. Brille kann ein teurer Spaß sein. Kenne ich.

  2. Belana Hermine sagt:

    Unser Optiker vor Ort ist über uns als Kunden auch nicht überbordend happy und berichtet durchaus gern von denen, die ein oder zweimal im Jahr eine neue Brille kaufen, weil sie mit der Mode gehen wollen/müssen. Aber er akzeptiert unser Kaufverhalten und unsere Kaufentscheidungen und bedient uns fachlich gut und angemessen freundlich. Also gehen wir immer wieder hin, wenn’s Not tut.

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