Betr.: Wildtiere fotografieren (Teil 2): Blitzlicht
Dieser Beitrag ist Teil der Reihe über Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit beim Bloggen. Bitte beachten Sie die Linksammlung am Ende des Beitrags, denn das Thema „Wildtiere fotografieren“ kommt in einer eigenen kleinen Serie innerhalb der Reihe zur Sprache. Es ist zu komplex, um es in nur einem Blogpost zur Sprache zu bringen.
Im Blog des Weltenbummlers perpetual fragments fand ich einen interessanten Beitrag über die Ethik und Wildtierfotografie der ursprünglich als 8 Common Ethical Mistakes in Wildlife Photography (And How to Fix Them) von Ellyn Kail auf Feautre Shoot veröffentlicht wurde.
Ein äußerst spannendes Thema, zu dem es sich in der Tat lohnt, Gedanken zu machen. Was mich betrifft, habe ich eine klare Meinung zu den meisten Punkten, die dort Erwähnung finden und ich halte damit nicht hinterm Berg.
Hier Teil 2.
2. Unüberlegter Einsatz von Blitzlicht
„Je nach Einsatz und Tierart kann der Blitz negative physische, emotionale und/oder verhaltensbezogene Auswirkungen haben. Leider gibt es Bilder, bei denen solche potenziellen Auswirkungen anscheinend nicht berücksichtigt oder ungerechtfertigterweise ignoriert wurden“ zitiert der oben verlinkte Blogpost den Fotografen und Naturschützer Douglas Gimsey. Das bringt es auf den Punkt.
Dem kann ich mich uneingeschränkt anschließen. Damit könnte der Fall erledigt sein. Ich möchte das aber trotzdem gerne etwas näher begründen, auch wenn das für mich ebenfalls weniger eine Frage der Ethik als der der Biologie und ganz simpler Praxis ist. Vielleicht schaffe ich es, den einen oder anderen Leser zu überzeugen, in Zukunft bei der Fotografie von Tieren den Blitzmodus auszuschalten. Dann wäre es die Zeilen wert gewesen.
Ich weiß nicht, wie die oben fotografierte Gottesanbeterin auf ein Foto mit Blitz reagiert hätte. Ich weiß auch nicht, ob es schädlich für ihre Facettenaugen ist, ob das negative Auswirkungen gehabt hätte. Aber genau deshalb, weil ich das nicht weiß, probiere ich das gar nicht erst aus. Das Gleiche gilt für den Tintenfisch, den ich in einem Becken im Meeresaquarium von Tregastel entdeckt, lange beobachtet und ausdauernd fotografiert habe.
Rücksicht, Anstand und Tierliebe gebieten es, dann eben nicht zu blitzen. So einfach ist das.
Neben dem Aquarium in Tregastel besuchten und besichtigten wir in der Bretagne auch die Oceanopolis in Brest (mein Blogbeitrag dazu hier) Aquarien gehören zu den immer wieder besuchten Orten während unserer Urlaube – über Zoobesuche spreche ich unter Punkt 5 später in der Serie. Hier geht es zunächst um die Frage der Blitzlichtfotografie.
Eine albinotische Meeresschildkröte schwamm hinter einer zentimeterdicken Glaswand umher, ließ sich absinken, stieg zum Atemholen wieder an die Oberfläche, um hernach wieder mit ein paar Flossenbewegungen in tiefere Schichten des Beckens zu gelangen.
In Brest wie in Tregastel verzichtete ich wie üblich kategorisch auf den Einsatz eines zugeschalteten Blitzes. Licht und Helligkeit erhalten die Fotos nur durch die Beckenbeleuchtung. Dies Licht ist konstant und es reicht aus. Hinweistafeln, nicht mit Blitz zu fotografieren, wie man sie gelegentlich in anderen Aquarien und Zoos findet, die aber auch in vielen alten Kirchen mit Rücksicht auf die dort enthaltenen lichtempfindlichen Kunstwerke hängen, suchte ich hier leider vergebens.
Neben dem Wohl des Tieres ist Blitzen in solchen Momenten auch aus fotografischen Gesichtspunkten ein Fehler. Die Scheiben reflektieren das Licht und machen in aller Regel das Foto unbrauchbar. Natürlich bedarf es dann einiger Übung und eben doch Geduld, um solche Fotos zu machen.
Der sicherste Weg ist hier nun mal nicht, schnell ein paar Schnappschüsse abzufeuern. Die hier gezeigten Aquarienfotos entstanden, in dem ich mein Handy vollkommen flächig von außen an die Scheibe drückte, so dass keinerlei Streulicht von der Seite hinzutreten und unerwünschte Lichtreflexionen verursachte. Und Spiegelungen im Glas lassen sich so auch vermeiden.
Dann stört mich auch das Blitzlichtgewitter der anderen nicht. Es bleibt die Beleuchtung durch die Aquarientechnik übrig – mal mehr, mal weniger stark. Mal gefärbt, mal nicht.
Ruhige Motive so zu fotografieren ist relativ einfach, Tiere in großer Bewegung eher schwieriger, aber nicht unmöglich. Die Kunst ist es, die möglichen Wege der Tiere einzuschätzen, um dann am richtigen Platz seine Kamera oder sein Handy fest gegen die Scheibe zu drücken, wenn es – wie in diesem Fall eine Kompassqualle – direkt vor der Linse vorbeischwimmt. Das produziert zwar endlos viele Bilder, die man gleich wieder löschen muss, aber das eine oder andere ist dann doch dabei.
Den Rest besorgt später daheim eine gute digitale Schere: Das störende Drumherum im Bild wird abgeschnitten, unter Umständen ein wenig an Helligkeit, Kontrast und Farbe „rumgespielt“. Mit einer Systemkamera hätte das auch funktioniert, aber so war es wesentlich einfacher.
Tierfotografie geht eben nicht nur husch, husch. Es ist sinnlos, so wie es manche Menschen versuchen, an den riesigen Becken vorbeirennen, schnell ihre Fotos machen, meistens noch geblitzt und wieder verschwinden. Hier aber liegt ein Grundproblem. Die schnelle instagramable Schnappschussfotografie lässt sich kaum mit angemessener, ethischer und intelligenter Tierfotografie vereinbaren. Und die Ergebnisse bleiben in aller Regel dürftig. Auch etwas, das man lernen muss.
Manchmal würde ich gerne wissen, was bei solchen Bildern herauskommt. Außer der Enttäuschung der Fotografierenden.
Außerdem: Bei Blitzlicht im Amateurgebrauch geht die Brillanz der Farben verloren.
Nun fotografiert man Tagpfauenaugen wie auf dem gezeigten Bild in aller Regel tags und nur bei gutem Wetter, sonst sieht man die Schmetterlinge nämlich nicht.
Den scheuen Silberreiher aber, den ich am Spätnachmittag im Winter auf einem Feld in unserem Landkreis lange vom parkenden Auto aus beobachtet und ins Visier genommen habe, hätte ich kaum anblitzen können, dann nämlich wäre er sofort weggeflogen. So aber blieb er stehen und erlaubte eine ganze Fotoserie, auch wenn es den Bildern etwas an Schärfe mangelt. So lichtstark war das Tele dann doch wieder nicht, dass es hätte besser gelingen können.
Neben all den Aspekten von Tierethik und Tierwohl ist es nämlich auch eine ganz banale, praktische Erfahrung, dass es Tiere gibt, die von Lichtblitzen erschreckt und aufgescheucht werden und dann das Weite suchen. Und schon ist es mit den Möglichkeiten der Fotografie schlagartig vorbei.
Und wenn das Licht gar nicht mehr „mitspielen“ will, sind Silhouetten vielleicht auch mal ganz stil- und reizvoll.
Blitz aus – fertig. So hätte man es auch kürzer sagen können.
Der nächste Teil geht kommenden Montag online.
Text und alle Bilder: Lutz Prauser. Alle Rechte beim Autor
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Da bin ich ganz bei dir ! Kein Blitzlicht