Als Tourist daheim (#14): Weitere fünf Seen an einem anderen Tag / Teil 2

Teil 1 der Tour, um weitere fünf Seen an einem Tag abzuklappern, finden Sie hier.

3. Chiemsee

Es gibt wohl keinen See in Bayern, an bzw. in dem ich so oft fotografiert habe, wie den Chiemsee, klammere ich mal den heimischen Kronthaler Weiher aus. Aber ich war noch nicht überall am Chiemsee schwimmen und noch nicht überall mit der Kamera unterwegs.
Seebruck zum Beispiel habe ich öfter durchfahren, habe noch nie angehalten, geschweige denn Bilder gemacht.

Die Gelegenheit ist günstig, denn ich komme sowieso hier vorbei, in der Vorsaison ist wenig los, Parkplätze gibt es en masse, Menschen hingegen nicht.
Ein Absperrschild an einer Kette untersagt mir, den Dampfersteg zu betreten, was ich geflissentlich ignoriere.

Grimmig schauen mich zwei Arbeiter an, die vom Boot aus den Steg inspizieren, sie sagen aber nichts, was besser ist, denn herausreden, dass ich Kette und Schild nicht gesehen habe, könnte ich mich sowieso nicht.
Für ein paar schnelle Bilder langt es, dann sehe ich zu, dass ich Land gewinne.
Für Fotos muss man manchmal Dinge tun, die man nicht tun darf oder nicht tun sollte – zumindest, so lange man sicher sein kann, anderen oder sich selbst dabei keinen Schaden zuzufügen, sieht man mal davon ab, dass ich auf dem Rückweg vom Steg fast über die Absperrkette stolpere: Ich will zwei Menschen ausweichen, die sich da etwas ungeschickt mittig platziert haben, wo die Kette am tiefsten durchhängt und nicht einen Millimeter zur Seite gehen. Es scheppert gewaltig.
„Mein Gott, habe ich mich jetzt erschrocken!“, mault mich die Frau an, als hätte sie mich nicht kommen sehen. Aber meine Laune ist zu gut, um zurückzupampen, sie hätte ja auch mal einen Tick zur Seite gehen und Platz machen können.

Ein wenig schlendere ich noch am Ufer entlang, aber ich werde unruhig. Ich will weiter und hinauf zu Löden- und Mittersee, denn sie sind ja das eigentliche Ziel des Tages. Zudem kommt der kleine Hunger und da ich auch kein Geld in den Parkautomaten geworfen habe, nur um 15 Minuten zu fotografieren sollte ich vielleicht doch besser jetzt…

Aber Halt: Was sehe ich da?
Ein Ruderboot in weiter Ferne. Einsam bzw. allein allein.
Das ist genau das Motiv, dass ich für die Fotoaktion JedeWocheEinFoto zum aktuellen Thema Allein allein nutzen könnte.
Ein Dutzend Fotos sind schnell gemacht bevor es endgültig über Traunstein, Siegsdorf und Ruhpolding zum Lödensee geht.

4. und 5. Lödensee und Mittersee

Neue Freunde hoffe ich hier zu finden: Den Löden- und den Mittersee, zwei der drei Seen aus dem entsprechend Drei-Seen-Gebiet genannten Alpental zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl. Den dritten im Bunde, den Weitsee, kenne ich bereits, dort war ich im Sommer 2022 zum Schwimmen, schön war’s und unbedingt wiederholenswert.

Little Canada wird das Tal gern mal genannt, und ich kann überaus gut verstehen warum. Allerdings frage ich mich, ob in Canada an äquivalenter Stelle in Kanada auch dermaßen viele Menschen mit Hunden oder E-Bikes unterwegs sind wie am Löden- und am Mittersee.


Nicht, dass ich ein Problem damit habe, aber es fällt mir vom ersten Moment auf, wie viele Hundeführer:innen hier spazieren gehen oder wandern.
Die meisten Hunde laufen leinenlos, rennen geworfenen Bällen und Stöcken hinterher, um selbige aus dem Wasser wieder herauszuholen. Einige sind dabei recht distanzlos, nicht gerade ein Traum für Hundephobiker:innen, andere Vierbeiner sind perfekt erzogen und bleiben auf Abstand gegenüber Fremden.

Etwas mehr als eine Stunde dauert die Umrundung von Löden- und Mittersee, den Abstecher zum Weitsee spare ich mir. Die Stunde wird natürlich mächtig verlängert durch endlos viele Fotostopps.


Am Mittersee befindet sich eine kleine Hütte, einen Moment sinniere ich, ob ich eine Pause machen soll, aber ich hab vor nicht allzu langer Zeit erst in Ruhpolding vor einem Café in der Sonne gesessen und außerdem wird die Hütte, gerade als ich mich nähere, von einem Trupp E-Biker:innen in Beschlag genommen. Es ist eine laut schnatternde, fröhliche Meute, denen ich gerne das Feld überlasse. 

Badeplätze und Möglichkeiten sind schnell ausgemacht, wenn ich im Sommer wiederkomme, weiß ich, wo ich ins Wasser hüpfen kann und werde.

Löden- und Mittersee sind durch einen Wasserlauf verbunden, ich denke, dass ich dort nicht schwimmen werde, die Region ist Naturschutzgebiet, mein Respekt verbietet, die „Grenzen des geduldeten Badestrands“ exzessiv zu überschreiten, aber schauen wir mal, wie das im Sommer hier gehandhabt wird.

Unvermeidliche Steinmännchen stehen wieder mal am Ufer. Ich habe schon öfter zu ergründen versucht, wozu das gut sein soll. Auch so ein esoterisch angehauchter Schnickschnack von Leuten, die es zudem nicht lassen können, Orte so zu verlassen, wie sie sie vorgefunden haben. Sie müssen eben auch ihre „Duftmarken“ lassen.

Für mich ist die einzig akzeptable Begründung, solche Männchen hinzustellen, dass sie vielleicht als Kinderbelustigung und zugleich -geschicklichkeitsübung dienen. Aber ich wage zu bezweifeln, dass nur Kinder diese Figuren errichten. Also stehen sie da rudelweise, bis der nächste stärkere Wind oder ein durch sie hindurch tobender größerer Hund sie wieder umwerfen wird.

 

 


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