Als Tourist daheim (#13): Der Fünf Seen Tag / Teil 1
Zwangsläufig steigt die Zahl der Seen im Regierungsbezirk Oberbayern, in denen ich geschwommen bin (derzeit 104) nicht über den Winter. Die Zahl der Seen, die ich in der gleichen Region fotografiert habe, hingegen schon. Es ist zwar nicht die allerbeste aller Ideen, fünf Seen an einem Tag abzuklappern, nur um diese zu fotografieren und dort spazieren zu gehen (oder wandern) und nicht in Einem zu schwimmen, aber ich mache es trotzdem; auch wenn ich alle fünf später noch einmal ansteuern muss/will, um die Zahl der beschwommenen Gewässer Oberbayerns nach oben zu katapultieren. 104 sind es, dabei soll es nicht bleiben,
Aber ich will nicht bis zum Sommer warten, um das Eine mit dem Anderen zu verbinden. Denn dann schaffe ich weder fünf an einem Tag noch kann ich in Ruhe fotografieren. Schließlich gibt es noch einen Grund: Seensommerbilder habe ich reichlich, Frühjahrsbilder eher weniger. Also mache ich mich im März schon mal auf.
1. Grubsee
Womit ich nicht gerechnet habe als ich frühmorgens bei Sonnenschein aufbreche, ist schlechtes Wetter. Aber schon auf dem Weg durchs Blaue Land regnet es das erste Mal. Zwar hört der Regen in der Zugspitzregion wieder auf, aber es bleibt bedeckt und wolkig. Das ist kein Bilderbuchwetter, aber vielleicht liefert gerade das eine gewisse Spannung oder Dramatik – ein Bild vom Barmsee (weiter unten), das bei Facebook erscheint, wird gar als episch bezeichnet.
Der Grubsee ist eingezäunt, der ganze See ist eine Freizeitanlage mit Kassenhäuschen, Kiosk, Wasserwacht, Kabinen, Wasserrutsche und Tretbootverleih. Eine Werbetafel preist ihn als den wärmsten See der Region an – was später im Jahr zu überprüfen sein wird. Jetzt, so lange das Badebetrieb noch nicht begonnen hat, ist der Zugang offen, also schlüpfe ich an der verrammelten Kasse vorbei ins Gelände und beginne die Seeumrundung.
Niemand ist dort, der mich daran hindert, niemand ist dort, der schon mal den Farbeimer schwingt, den Besen oder irgendwelches Werkzeug, um die Badeanlage für den Sommer aufzumöbeln. Vielleicht ist das aber im März noch zu früh. Denn hier auf über 900m über NN fängt die Saison sicher wesentlich später an als bei uns.
Grün, spiegelglatt und nur bisweilen von zwei oder drei Enten besucht liegt der See vor mir. Es herrscht eine kolossale Stille, nicht einmal von der nahegelegenen B2 ist Verkehrslärm zu hören. Ein durch und durch idyllischer Ort. Der Weg ist mit Bänken gesäumt, wären die nicht vom Regen des Vortages allesamt feucht, sie würden wunderbar zum Verweilen einladen, so aber verzichte ich auf Platznahme. Einen nassen Hintern brauche ich jetzt wirklich nicht.
Am Westufer schließt sich ein kleines Sumpfgebiet an, um das der Weg herumführt, daneben ein Zaun und dahinter noch ein Weg. Den Grubsee kann man also auch umrunden, ohne auf das Gelände zu müssen, wenn auch, wie ich später auf der Karte sehe, allerdings in weiterem Abstand, so dass man von dem kleinen See nur wenig sieht. Nun ja, das ist jetzt ja nicht mehr wichtig.
Zwischendurch lockert die Wolkendecke auf, hinter den Fichten sind die Berge zu sehen, einer ist wohl das Hirzeneck.
Bilde ich mir das ein oder kommt sogar die Sonne wirklich raus? Nein. Sie bemüht sich, aber schafft es nicht. Als ich vom Grubsee die fünfhundert Meter hinüber zum Barmsee laufe, ziehen sich die Wolken wieder zusammen.
2. Barmsee
Dieses Internet, von dem alle immer reden, dass sie es überall benutzen, funktioniert mal wieder nicht, Bayern ist eben maximal fünftklassig, wenn es um Netzzugang in freiem Feld geht. Also kann ich den aktuellen Wetterbericht samt Regenradar nicht ansehen, was hilfreich wäre, denn ich will noch zum Wagenbrüchsee und damit einen weiteren See abklappern, aber auf einen kräftigen Regenguss habe ich gar keine Lust. Die Nase in den Wind (der nicht weht) und die Augen zum Himmel zu heben, hilft weniger. Es sieht sehr danach aus, dass es regnen könnte, aber eben auch danach, dass es gut geht und trocken bleibt.
Den Weg zum Wagenbrüchsee spare ich mir, was eine kluge Entscheidung ist, denn nach einem Drittel des Weges um den Barmsee regnet es einen sehr feinen Sprühregen, was angesichts unzureichender, witterungsbeständiger Kleidung ein gewisses Manko darstellt. Die Jacke aus Schafwolle ist zwar dicht, aber sie riecht eben, wenn sie nass wird, nach Schaf. Und ich gleich mit. Ich weiß, ich bin nicht passend ausgerüstet, aber angesichts heiteren Wetters vor der Haustür bin ich wohl etwas blauäugig aufgebrochen. Von Wanderschuhen und wetterfestem Kamerarucksack einmal abgesehen.
Auch die Bestimmapp lässt sich nicht öffnen. Also werde ich mich gedulden müssen, um in Erfahrung zu bringen, wie dieses lustige Blümchen am Wegesrand heißt (Leberblümchen) oder ob der Pestwurz wirklich Pestwurz oder Zypressenmoos ist (natürlich ist es Pestwurz). Ich erfahre auch nicht, dass der Kranzberg Kranzberg heißt und der daneben Brendten, weil ich mich mit Bergen so gar nicht auskenne (ich bin schließlich Wassermann und damit Seenmensch), weil ich das weder googeln noch bei Outdooractive nachschauen kann.
Die Blicke über den See sind sensationell schön. Immer wieder bleibe ich zum Fotografieren stehen.
Ein Bankerl unter dem Dach einer Schutzhütte lockt zur Pause, die ich dann auch mache. Letzter Aufruf, letzte Gelegenheit: Abbiegen zum Wagenbrüchsee, ja oder nein?
Es bleibt bei Nein, obwohl das Wetter sich noch immer nicht entschieden hat, wie es nun werden könnte.
Das epische Bild (nicht von mir so bezeichnet), würde ich jetzt gern spontan der gesamten Welt zeigen und ins Netz stellen, zumindest der Familie per WhatsApp schicken – aber wo kein Netz, da keine Chance.
Als ich den offiziellen Badeplatz erreiche und mir vor Augen führe, dass ich zum Schwimmen auch dahin werde laufen und alles mitschleppen muss, vielleicht sogar den Neo, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich nicht später einfach viel weiter vorne in den See einsteigen werde. Schließlich, so der Plan, will ich im Sommer die drei Seen ablaufen und in jeden einzelnen hüpfen. Mal sehen, wie ich das machen werde.
Längst ist die Wolkendecke wieder geschlossen und
als ich westlich des Sees durch einen Wald und zwischen den Feldern zurücklaufe kommt er doch: Der Regen.
Vielen Dank fürs Lesen.
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Sehr schön! Sieht trotz schlechtem Wetter nach einer tollen Tour aus. Du bist aber von See zu See mit dem Auto gefahren, oder ?
Sehr interessant fand ich auch deine 7 Seen Wanderung. Hast du dazu einen GPS Track und könntest du mir vielleicht einen Link senden?
Hallo Inga, ja, ich klappere die Seen mit dem Auto ab und fahre von Wanderparkplatz zu Wanderparkplatz.
Die 7 Seen Wanderung habe ich nicht getrackt. Die ist aber bei Outdooractive oder Komoot so oder in ähnlicher Form zu finden. Hemhof gehört zu Bad Endorf, östlich davon liegt die Seenplatte.
Hemhofer oder Eggstätter Seenplatte.