13.03.2025: Fastenkalender (09) – Ehrlich bei Bildern
„Da ist die Welt noch in Ordnung, man spürt die Ruhe ich liebe Bayern“ schreibt mir Hans K. als Kommentar zu einem meiner Fotos. Veröffentlicht hatte ich es im Sommer – Sie ahnen es – bei Facebook in der Gruppe Traumhaftes Bayern.
Aber ich will ehrlich sein!
„Nun ja,“ antworte ich also. „Das Foto zeigt nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit. Ich umgehe mit meinen Fotos z.B. weitgehend touristische und Ausflügler-Unruhe, wie sie einfach im Moment überall in den Bergen und an den Seen herrscht. So wie es auf den meisten meiner Fotos aussieht, ist es in Wahrheit eher selten.“
Fotos lügen – auch meine.
Fotos manipulieren – auch meine.
Ich weiß das und ich nutze das. Ich zeige oft Idylle, wo eigentlich keine ist. Ich lasse Menschen weg, wo viele sind – natürlich nicht immer, aber oft. Das ist unehrlich und manipulierend. Und es ist beabsichtigt, denn genau solche Reaktionen wie die oben genannte möchte ich haben: Lob, Zustimmung, vielleicht auch ein wenig Dankbarkeit von dem, dessen Seele das Bild gerade gestreichelt hat. Meine kleine Eitelkeit?
Aber befriedige ich damit nicht auch das Bedürfnis derer, die in solchen Communities genau das sehen wollen? Eine idyllische, heile Welt und nichts anderes? Ist das nicht auch vollkommen legitim?
Es weckt Sehnsüchte nach Orten, die nicht so sind, wie sie scheinen, vielleicht lockt es sogar den einen oder anderen dahin, der dann möglichweise enttäuscht ist. Aber wer will schon Fotos von überfüllten Parkplätzen, überquellenden Mülleimern am Wegrand, Menschenmassen auf Spazierwegen, einem Zementwerk im Hintergrund oder oder oder…
Das bewusste Ausblenden von Wirklichkeiten ist in der Fotografie ein oft diskutiertes Thema: Es ist eben immer nur ein Teil der Wirklichkeit, die ein Bild zeigt.
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Kommentare unter diesem Beitrag sind herzlich willkommen.
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Wenn ich Landschaft, Gebäude, Kunst, Tiere, Pflanzen, … fotografieren will, versuche ich auch immer, möglichst keine Menschen drauf zu haben, auch wenn ich dafür warten muß (nicht immer zur Freude meines Mannes 😀 )
Schwierig nicht nur da, wo es voll ist, sondern auch wo fast alle anderen Selfies machen – aber zum Glück haben zB in Chiang Mai die asiatischen Touristen irgendwann gemerkt, daß die komische Deutsche wartet, bis mal keiner neben der Säule steht, und dann andere für ein Selfie anstehende Menschen kurz gebeten, für mich zu warten 😀
Ich finde, es ist die Aufgabe des Fotografen, Blickwinkel zu präsentieren, die nicht die Wirklichkeit einfach verdoppeln. In welche Richtung auch immer. Von Dokumentationen mal abgesehen. Touristische Fotos sind für mich seit den letzten Diaabenden tabu. Die Erinnerung an das tolle Schloss kann ich tausendfach im Internet nachschauen. Es gilt, den Moment zu finden, in dem es im Nebel zu verschwinden droht und die Geister erscheinen. Ich versuche mich gerne mit ungewöhnlichen Details zu.B.