Als Tourist daheim (17): Vorstoß ins Blaue Land / Teil 1

„Und wo ist da der Maisinger See?“ moniert Kollegin P., als wir auf die Seen in Oberbayern zu sprechen kommen und ich ihr eine Auswahl an Fotos zeige. Vom Maisinger See und der Maisinger Schlucht sprach sie schon öfter und immer dachte ich, da müsse ich auch mal vorbeischauen. Es hatte sich bisher nicht ergeben, also fehlte er in der Bilderzusammenstellung, was ich mir umgehend zu ändern vornahm. Ohnehin wollte ich noch mal ins Blaue Land, da könnte ich auf dem Rückweg doch auch in Maising Station machen.
Es fehlt mir an Bildern vom Riegsee, in dem ich 2020 schwimmen war, die Fotos aber bei weitem nicht ausreichend und vor allem ausdrucksstark sind. Ähnliches gilt für den Staffelsee, in den ich mich 2021 warf. Es ist eben ein Unterschied, ob ich die kleine Unterwasserkamera und das Handy dabei habe oder das ganz große Besteck.
Der Plan also dieses Mal, zum Fotografieren:

  • Riegsee – am besten vom Norden aus und dann zum Südufer
  • Zwischenstopp am Froschhauser See
  • Staffelsee, Riedener Bucht, Uffing und Badeplatz Aichale
  • Deixlfurter See
  • Maisinger See

Das müsste an einem Tag machbar sein. Neben vielen Fotos erhoffte ich mir auch ein paar Erkenntnisse, wo es sich lohnt, im Sommer noch einmal zum Schwimmen hinzufahren und wo nicht.

1. Riegsee
Früh breche ich auf. Ausgekundschaftet habe ich auf Google Maps den „Aussichtspunkt Riegsee“, den gute Vorbereitung ist alles. Der Aussichtspunkt liegt zwar nicht ganz dort, wo ich das gerne hätte, aber egal. Ein hochbesternter Eintrag auf Google Maps lässt immerhin vermuten, dass es (von) dort aus was zu sehen gibt. Und ganz in der Nähe gibt es den „Parkplatz für Wanderungen am See“. Da kann ich dann mein Auto lassen, zum Aussichtspunkt laufen und von dort aus auf Motivsuche gehen.

Tour durchs blaue Land: Riegsee

Das Navi im Auto ist nicht nur dieses eine Mal überfordert mit den vielen kleinen Dörfern, die alle die gleiche Postleitzahl haben. Es würde mich wieder sonstwohin leiten. Um das zu verhindern, habe ich mir den Weg vorab eingeprägt und weiß, auch so, wie ich zum Parkplatz komme.
Diesen erreiche ich auch mühelos, ich muss nur noch ein kurzes Stück über einen Schotterweg. Auf dem aber steht ein Kieslaster, an dem kein Vorbeikommen ist. Ob missmutig oder gelassen, keine Ahnung, der Fahrer startet den Motor, als er merkt, dass ich durchaus nicht gewillt bin, umzukehren und setzt seinen LKW ein paar Meter vor und zur Seite. Dann taste ich mich an ihm zur linken und einem Graben zur rechten zum Parkplatz vor. Na bitte, geht doch.
Ich bin der Einzige dort am frühen Morgen. Da die „die unscheinbare Dame ca. 50 in einem schwarzen BMW mit TÖL Kennzeichen“ die laut Google Bewertungen (es gibt tatsächlich Leute, die auf Google Bewertungen über Parkplätze abgeben) zum Knöllchen verteilen dort hinfährt, nicht auszumachen ist, verzichte ich auf den Einwurf im Parkscheinautomaten. 4 Euro für 4 Stunden, drunter tun sie’s nicht. Ich aber schon.

Tour durchs blaue Land: Kapelle

An einem Bagger, der den Fußweg aufmatscht, marschiere ich vorbei zum angepriesenen Aussichtspunkt, der allerdings nicht annährend einen so traumhaften Blick liefert, wie ich den gern fotografieren würde. Zumindest nicht den über den See.
Das macht aber nichts, denn rund 400 Meter weiter nördlich finde ich einen wesentlich besser geeigneten Platz mit einem Blick ins Blaue Land, der ganz genau das liefert, was ich mir vorgestellt habe und weshalb ich hergekommen bin. Alles richtig gemacht.

Tour durchs blaue Land: Riegsee

Die Tage zuvor war es regnerisch, auch heute ist es zumindest am Morgen noch ziemlich kühl, aber es ist sonnig und leicht bewölkt, die Luft ist klar, noch ist kein Dunst aufgestiegen, noch ist es nicht diesig und Saharasand wurde auch noch nicht wieder angeblasen.
Das liefert eine fulminante Fernsicht – sonst hätte ich mir den Weg auch gespart.
Nach wahren Fotoexzessen an der Nordspitze des Sees kehre ich zum Aussichtspunkt zurück. Ein Stück weiter südlich stapfe ich hinunter ans Ufer, denn nördlicher, wo das Naturschutzgebiet liegt, ist das Betreten der Wiesen und Uferzone dezidiert verboten, was aber anhand der Pfade durchs hohe Gras ganz offensichtlich nicht von jedem so eingehalten wird.

Tour durchs blaue Land: Riegsee

Es fängt also perfekt an. Ich möchte noch mehr vom See sehen und kehre zum Auto zurück. Die unscheinbare Knöllchen-Dame war nicht da.
Am Ostufer fahre ich durch den kleinen Ort Riegsee und finde südlich davon den kleinen Parkplatz, den ich ebenfalls zuvor im Netz erspäht hatte – dieses Mal bei Outdooractive.

Tour durchs blaue Land: Kanadagänse im Riegsee

Ein Pfad führt durch den etwa 100 Meter breiten Streifen aus Bäumen und Büschen direkt ans Ufer. Hier befinden sich reichlich Badeplätze, allerdings ist jeder eingezäunt oder mit Hecken, Toren und „Betreten Verboten“ Schildern versehen.
Ein paar Leute spazieren und fotografieren an einem der Badeplätze, die öffentlich zugänglich sind. Zwei Frauen sitzen auf einer Bank, ich grüße im Vorbeigehen. Sie grüßen freundlich zurück.

Tour durchs blaue Land: Bankerl am Riegsee

Ich finde freie Zugänge zum Wasser samt kleinen Stegen und Einstiegshilfen. Auf einer Wiese daneben wurden Schilder aufgestellt, dass dies keine Liegewiese sei, etwa ein halbes Dutzend Grills, die dort am Gebüsch herumliegen deuten an, dass die Riegseer das etwas anders sehen. Ob man wohl wenigstens während des Schwimmens seinen Rucksack samt Handtuch dort ablegen darf?
Alles ist so deutsch, so reglementiert.
Im Sommer werde ich das herausfinden, denn ich nehme mir vor, mal in aller Herrgottsfrühe aufzubrechen und von hier aus zum Schwimmen im Riegsee starten. Das klingt nach einem Plan – denn nur der ganz frühe Vogel wird einen freien Parkplatz finden.

Tour durchs blaue Land: Riegsee

Vom Ufer aus habe ich einen großartigen Blick über die Bucht auf den Ort Riegsee im Norden und …

Tour durchs blaue Land: Riegsee

… einen ebenso schönen hinüber nach Westen.
Die beiden Frauen, die ich vor ein paar Minuten habe auf der Bank sitzen sehen, kommen mir langsam nach. Da ich oft zum Fotografieren stehen bleibe, laufen sie bald an mir vorbei, nicht, ohne mich zu grüßen. Das verwirrt mich, es ist doch keine 10 Minuten her, dass wir uns begegnet sind. Einmal grüßen ist unbedingtes Muss, aber zum zweiten Mal wieder?

Tour durchs blaue Land: Riegsee

Egal.
Ich konzentriere mich aufs Schauen, satt sehen geht nicht. Und es wird noch schöner: Der Blick nach Süden ist überwältigend und liefert mir genau die Fotos, die ich haben will. Eindrücke wie für ein Bilderbuch.
Vor dem gewaltigen Panorama der Berge macht sich die Kirche von Froschhausen winzig klein aus.

Tour durchs blaue Land: Riegsee

Ob ich jetzt einfach hier noch eine Weile bleibe?
Ja.

2. Froschhauser See
Einen knappen Kilometer weiter südlich finde ich den Parkplatz bei Froschhausen. 30 Minuten steht man dort umsonst, länger will ich auch nicht verweilen. Diesen kleinen See im Blauen Land nehme ich quasi nur im Vorbeigehen und ohne irgendwelche Erwartungen mit.
Er ist Teil eines Naturschutzgebietes, eine Umwanderung wäre möglich, führt mich aber weit vom schilfbewachsenen und verbuschten Ufer weg, so dass ich nur an wenigen Stellen auf den kleinen See werde schauen können. Vom Badeplatz aus ist der Blick aufs gegenüberliegende Ufer zwar recht schön, aber es stehen einfach zu viele Strommasten in der Landschaft, als dass ich wirklich angetan wäre.

Tour durchs blaue Land: Froschhauser See

Nach dem fulminanten Blick auf den Ort über den Riegsee finde ich hier nichtd, was mithalten könnte.
Als ich am Badeplatz stehe, nehme ich mir vor, diesen im Sommer den auch aufzusuchen. Ich könnte vielleicht direkt nach dem Schwimmen im Riegsee noch einmal herkommen.
Plötzlich kommen schon wieder die beiden Frauen, die ich am Riegsee getroffen hatte, anmarschiert. Und ja: Sie grüßen erneut; zum dritten Mal raunen wir uns ein „Grüß Gott“ zu. Entweder machen sie das mechanisch bei jedem, ohne hinzuschauen, oder sie haben einfach ein schlechtes Erinnerungsvermögen. Vielleicht aber bin ich so unscheinbar oder wenig bemerkenswert, dass ich nicht in bleibender Erinnerung geblieben bin.
Soll ich darüber nachdenken?
Nein.
Die Froschhauser Kirche St. Leonard, die ich gerade erst vom Riegsee aus fotografiert habe, erweist sich doch als eher klein, als ich sie jetzt wieder vors Objektiv nehme. Und wieder ist das Ganze ein Bilderbuch Bayern – zum zweiten Mal heute.
Wie so oft bemühe ich Google, um ein wenig was über die Kirche zu erfahren und wie so oft, fallen mir als erstes skurrile Rezensionen auf: „Unglaublich schön und sehr lieber Service“ hat vor drei Jahren jemand über die Kirche gepostet.
Nun ja…

Tour durchs blaue Land: Froschhauser See

Teil 2 – hier

Teil 3 – hier


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