Einfach nur zum Jubeln – der Staffelsee

„Endlich, endlich, endlich“, möchte ich jubeln, als ich die ersten Schwimmzüge im Staffelsee mache. Jetzt nämlich weiß ich wieder, was ich vermisst habe. Echte Seen und echte Weite, gern mit Alpenblick und Panorama, was nicht unbedingt notwendig ist, das Ganze aber entschieden aufwertet.

Morgenstimmung am Staffelsee
Denn Kiesgruben und Weiher habe ich mehr als genug in den vergangenen Monaten abgeklappert – immer auf der Suche nach mir noch unbekannten Gewässern meiner Region.
Ja, es waren auch ein paar echte Seen dabei, die aber eher klein.  Mein Fokus war einfach auf Masse ausgerichtet; die Klasse, also die wirklich schönen  Seen, die ich noch nicht kenne, kann ich nur noch an freien Tagen abklappern, denn die sind nun wirklich nicht mehr ums Eck. Das sind fast schon Tagesausflüge.
So auch der Staffelsee.

Morgenstimmung am Staffelsee

Am frühen Morgen machen wir uns auf den Weg, ein Verwandter und Freund, der mit dem Kajak seine Runde drehen will, und ich. Wir sind die ersten am Strandbad Seeblick in Uffing. Der Rasen ist noch nass vom Tau, zwei Männer kreisen mit dröhnenden Aufsitzmähern und raspeln die Wiese herunter. Ein Dritter reinigt drei Ruderboote. Mehr, so meint er wohl, wird er an diesem Tag nicht losketten und vermieten können. Das Wetter ist verhalten, 21 °C Lufttemperatur und 22 °C das Wasser.

Morgenstimmung am Staffelsee

So sagt es die Kreidetafel am Kiosk und die hat immer Recht. Zwar kündet der Wetterbericht von bis zu 29 °C Lufttemperatur, die auch im Laufe des Tages erreicht werden, aber was auf der Tafel steht, stimmt. So will es das Gesetz.
Und wer wäre ich, klugscheißerisch das in Frage zu stellen. Schließlich bin ich nur ein Fremder hier, ein Tagesgast, ein Tourist, der Kioskbesitzer mit der Kreide ist aber ein Hiesiger, ein Einheimischer, der wird im Zweifel besser wissen, wie warm See und Luft sind.

Morgenstimmung am Staffelsee

Meine Schwimmrunde führt mich von dem ganz im Norden gelegenen Uffing zunächst nach Osten und dann am Ostufer entlang nach Süden. Ich umschwimme Seerosenteppiche, bewundere ein paar hochelegante Villen am Ufer, dann Wald, Liegeplätze von Segelbooten, Hütten, Stege…
Es ist einfach wunderbar, wenn der frühe Vogel den Wurm frisst, dann holt sich der frühe Schwimmer die beste Stimmung, noch liegt Morgendunst über dem Wasser, die diesige Sicht schmälert den Ausblick auf die Berge, aber das spielt, wenn man mal im Wasser ist, sowieso keine Rolle mehr.

Morgenstimmung am Staffelsee

Irgendwann biege ich dann scharf ab nach rechts – nach Westen. Die kleine Insel Mühlwörth liegt vor mir,  noch immer ist der See nahezu spiegelglatt – von den Wellenbewegungen, die ich beim Schwimmen mache, einmal abgesehen, noch immer habe ich das Gefühl, ganz allein zu sein. Herrlich!

Morgenstimmung am Staffelsee

Irgendwo hier muss vor einem Monat ein Schwimmer eine leblose 78-jährige im Wasser entdeckt haben, eine Frau, die nur noch tot geborgen werden konnte, auch etwas, was ich als Schwimmer nicht erleben möchte. Wie muss man sich dabei fühlen, wenn man, wie am Hetzlingsdorfer Weiher im Unterallgäu, plötzlich pinkfarbene Badeschuhe unter sich entdeckt und bemerkt, dass da noch eine Frau drinsteckt?
Nein danke.

Als mir die Meldung dazu in den Sinn kommt, schaue ich mich reflexartig nach meiner Schwimmboje um, wohl wissend, dass sie am Platz ist. Sie vermittelt ein gewisses Gefühl an Sicherheit, auch, um gesehen zu werden, denn vom Westufer, vom Gemeindebad aus sind die ersten Gruppen Stand-Up-Paddler aufgebrochen, auch sie halten Kurs auf die Insel.
Und nicht zuletzt wird irgendwann auch das kleine Ausflugsschiff vorbeituckern, ich kenne die Zeiten nicht, wann es in Uffing anlegt, aber ich weiß, dass ich die Route kreuzen muss.
Das Schwimmen rings um die kleine Insel ist zu schön, als dass ich mir weiter Gedanken über anderer Leute Badeunfälle machen möchte.  Ich unterbreche das Schwimmen, schaue, gehe ein paar Schritte im flachen Wasser und halte Ausschau nach dem Ausflugsboot. Ein paar SUP-Paddler sind mittlerweile auch angekommen, sie winken freundlich, was ich ebenso freundlich erwidere. Vom Strandbad dringen die ersten Stimmen fröhlicher Kinder über das Wasser.
Es wird Zeit, weiterzuschwimmen, 22 °C Wassertemperatur sind realistisch, da wird das Rumstehen mit der Zeit etwas frisch.
Das Ausflugsschiff näher sich auch irgendwann, weit genug entfernt ist es noch, es legt in Uffing an, als ich gerade das Wasser verlassen habe.

Morgenstimmung am Staffelsee

Der Staffelsee ist wirklich traumhaft – er könnte nur so rund 30 Kilometer näher sein und mich nicht nötigen, um ihn zu erreichen, quer durch München fahren zu müssen. Trotzdem bin ich ganz sicher, dass ich da noch öfter hinfahren werde. Denn ich kenne erst einen kleinen Teil des See. Den Norden.  vielleicht geht es das nächste Mal dann von Murnau aus ins Wasser. Oder in der Schweinebucht. Die gibt es da nämlich auch. Nicht nur auf Kuba.

Morgenstimmung am Staffelsee

 


 

 

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4 Antworten

  1. manni sagt:

    Kenne den Staffelsee eigentlich ganz gut aber leider nicht vom schwimmen ! Der Kochelsee ist ja auch gleich um die Ecke und der Walchensee zwar ein bisschen weiter aber in dem bin ich schon geschwommen ! Klar die Alpenkulisse tut ihren positiven Eindruck noch dazu !

  2. piri sagt:

    Den Staffelsee habe ich auch ohne schwimmen in traumhafter Erinnerung!

  3. Das mit dem Staffelsee kann ich dir rundum nachfühlen.
    Und deine Nr. 1 muss ich mir wohl wirklich mal ansehen bzw. anschwimmen!
    Viele Grüße!

    • zwetschgenmann sagt:

      Es wäre mir ein Vergnügen, danach davon in Deinem Blog zu lesen. Oder – oh Zufall – man trifft sich vor Ort.

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