Schwimmen gehen in Zeiten von Corona? (#02): Freiwasser als Alternative
Das Freiwasser hat mich wieder.
Endlich.
Wenn (noch) die bayerischen Freibäder wegen Corona gesperrt sind, sucht man sich eben Alternativen.
So ganz stimmt das nicht, denn Seen und Weiher haben mich schon seit 09. Mai wieder. Nach den ersten zaghaften Ausflügen zum Wiflinger, dem Kronthaler und dem Pullinger Weiher habe ich den Pfingstmontag genutzt, um im Chiemsee zu schwimmen. Irgendwie ist es immer das Meer der Bayern, in dem ich die Freiwassersaison in den richtigen, den großen Seen starte.
Corona hat auch hier – auch wenn manch einer zu diesem Thema nichts mehr hören oder lesen will – Folgen.
Einigermaßen befremdlich kommt mir vor, dass die Liegewiese des Strandbads in Felden abgesperrt ist, der weitläufige, parkartige Uferbereich hingegen allerdings nicht.
Also lagern sich viele Ausflügler, die den Tag am See verbringen wollen, eben dort. Wie üblich führt die Reduzierung der Fläche zu unnötiger Verdichtung. Also haben sich Einige die Absperrung ignorierend auf der Liegewiese am Strandbad niederlassen. Da ist Distanz möglich.
Dann gibt es kein Halten mehr und die Wiese ist unter Einhaltung großzügiger Abstände gut gefüllt. Anders als in anderen Bundesländern läuft aber hier am Pfingstmontag nicht die Polizei auf, um großzügig Daten für Bußgeldbescheide aufzunehmen (so geschehen am hessischen Raunheimer Waldsee am gleichen Tag).
Die Reaktanz gegenüber den Corona-Maßnahmen scheint deutlich größer zu werden – vielleicht, weil eine kolossale Unsicherheit herrscht, was man denn nun darf und was nicht. Vielleicht auch, weil es nicht nachvollziehbar ist, dass zum Beispiel in Felden der Beachvolleyballplatz gesperrt, der Sandfußballplatz aber offen ist.
In manchen Regionen sind Seen und Weiher gesperrt, was angesichts einer Gerichtsentscheidung kaum nachvollziehbar ist, denn Seen sind keine Sportstätten und die Infketionsgefahr bei dem meisten Wassersportarten, ob nun Schwimmen, Surfen oder Stand-Up-Paddeln ist verschwindend gering, da man ja den Sport ohnehin alleine betreibt, während Pulks von Joggern mittlerweile wieder Parks und Waldwege bevölkern. Vieles muss man nicht verstehen, will man vielleicht auch nicht mehr.
Und selbst wenn man die Freizeit-, Naherholungs- oder Strandbadbereiche sperrt, um Rudelbildung zu vermeiden, was noch nachvollziehbar ist, dürfen die Gewässer selbst genutzt werden. Und ein Weg durchs Gestrüpp am Naherholungsgebiet vorbei zum Wasser lässt sich fast immer finden, auch wenn es dort kaum Möglichkeiten zum Umziehen oder Deponieren der Garderobe gibt.
Da ich aber nicht unbedingt durch Schilf und andere Ufervegetation stapfen will und auch den Naturschutz zu seinem Recht kommen lassen will, sehe ich zu, dass ich zügig ins Wasser komme. Meiner zurückgelassenen Schwimmtasche samt Jeans und T-Shirt am Ufer wird man schon kein Bußgeld verpassen – und ich selbst bin ja im Wasser weit weit weg von allen möglichen Virenschleudern.
Schnell schieße ich allerdings noch ein „Vollvermummungs-Selfie“ samt Totenkopf-Schwimmabzeichen-Schnutenpulli. Später wird man mir via Facebook, wo ich das Bild teile, mitteilen: „Irgendwie hat das was von Banküberfall. Ich würde Dir sofort den Tresor öffnen…“
Mag sein, das eine solche Maskierung für einen Überfall geeignet wäre. Aber es wäre eine ganz schön blöde Idee; schließlich steht auf den personalisierten Head-Kappen der Name ja auf beiden Seiten.
Wie dem auch sei – Maske runter. Ab ins Wasser. Es ist schon fast gute Tradition, die Saison in den Seen mit dem Chiemsee zu beginnen. Das Wasser ist frisch, um nicht zu sagen deutlich kälter als erwartet und um einiges kälter als in den Weihern. Das ist dann wohl der Grund, warum trotz blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein kaum jemand im Wasser unterwegs ist.
Doch.
Ein paar Wagemutige schwimmen ein paar Meter; eine junge Frau, auch im Neo und mit Boje, kreuzt meinen Weg. Das war’s. Es hat sich mehr als ausgezahlt, dieses Jahr einen neuen Neoprenanzug gekauft zu haben, den ich sogar ganz allein schließen kann.
Selbst am (abgesperrten) Ufer und ein Stück weiter nördlich am (nicht abgesperrten) Badeplatz Schöllkopf und am (ebenfalls nicht abgesperrtem) Strand vom Panorama-Campingplatz Harras sind kaum Kinder zu sehen, die am Wasser spielen.
Dafür tummelt es sich auf dem Wasser umso mehr: Angler in Ruderbooten, Segler, Surfer, Paddler – und Stefanie, die treue Freundin, das Ausflugsboot, das zwischen Bernau und Herreninsel verkehrt.
Alles also wie immer. Einmal mehr bin ich davon überzeugt, dass in solchen Gewässern selbst in Ufernähe Schwimmen mit Boje unbedingt sinnvoll ist. Safety first.
Dass ich Abstand halte ist ganz unabhängig von Covid-19 Ausdruck meines Bedürfnisses nach körperlicher Unversehrtheit. Eine Kollision mit einem Segelboot dürfte unter Umständen nicht nur sehr schmerzhaft sein sondern auch eine weitaus größere Gefahr als mit einem Corona-Spreader im Chiemsee. Denke ich mir so mit meinem laienhaften Wissensstand. Und vermeidbare Badeunfälle sollte man auch vermeiden. Mit Rücksicht auf Wasserwacht oder DLRG, viel mehr aber noch im eigenen Interesse.
Ach so. Den Mundschutz lasse ich beim Schwimmen weg. Corona und gesticktes Totenkopf-Abzeichen hin oder her.
Sonst wird das Atmen im Wasser arg schwierig. Und unter Wasser erst recht…
Aber das ist es sowieso.
Vielen Dank fürs Lesen.
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Du kannst Dich da noch realitiv sicher bewegen. Schau Dir die Chaoten an. Riesige Ansammlumngen. Große Klappe, nur Forderungen, keine Ahnung, aber dafür ohne Maske. Noch ne Frage? O.K. Schau nach Göttingen.
Oder die Freikirchler in Hessen, die Baptisten in Hamburg…