Noch mal im Westen: Pucher Meer und Emmeringer See

…und dann geht es plötzlich Schlag auf Schlag. Noch einmal fahre ich in den Westen von München. Zwei Seen habe ich auf dem Zettel, Nr. 114 und 115 in meiner Liste. Das Pucher Meer und den Emmeringer See. Ein wenig drücke ich mich vor der weiteren Fahrt in die Berge zu den großen Seen, noch immer fürchte ich, könnte das Wasser reichlich frisch sein. Aufmerksam beobachte ich die Temperaturmeldungen im Netz, lange kann es nicht mehr dauern. Also fülle ich meine Liste weiter mit den mir nich nicht bekannten Kiesgrubenseen im Umland von München, vorzugsweise direkt nach der Arbeit. Aber es soll vorerst der letzte Ausflug zu einem neuen See in diese Richtung sein.
Jetzt heißt es: Ran an die wirklich großen für mich Unbekannten.

Pucher Meer

Mein erstes Ziel ist das Pucher Meer im Landkreis Fürstenfeldbruck. Das ist kein üppiges Schwimmrevier, aber einigermaßen bekannt in der Region. Der Vollständigkeit halber möchte ich auch hier geschwommen sein, in der Tat wurde ich schon ein paar Mal gefragt, ob da denn auch schon gewesen wäre.
Freund Alex, mittlerweile im Nürnbergischen daheim, hat einige Jahre in Fürstenfeldbruck gelebt, ihm schicke ich als Reminiszenz ein Bild vom Pucher Meer, was er umgehend mit der Bemerkung beantwortet, dass er gar keine Nackerten auf dem Bild sieht. Denn das Pucher Meer hat einen relativ großen FKK-Bereich, worauf ein Teil seiner Bekanntheit fußt. Wir zwei Boomer kalauern ein wenig im Chat, dann steige ich ins Wasser.

Das andere, was ihm einen gewissen Ruhm eingebracht hat, ist das bisweilen unverschämt schöne blaue Wasser, typisch für viele Seen und Weiher, die aus Kiesgruben entstanden sind. Der Kies ist noch da, der Kalk auch. Das macht das Wasser „karibisch“. Die Bilder geben nur halbwegs wieder, wie es in Wirklichkeit ausschaut.

Wegen der Nackerten bin ich ganz gewiss nicht gekommen, wie ich Alex noch versichern sollte. Ganz entgehen kann ich denen aber allerdings nicht. Eine Umrundung des Sees zu Fuß funktioniert nicht, ohne den FKK Bereich zu durchschreiten. Was aber auch mit Hosen geht. Augen zu und durch… Na ja, nicht ganz.

Ein Blick über das etwas hochtrabend genannte „Meer“ Richtung Westen geht eben nur von dort. Fotografieren über den See geht allerdings nur bedingt, mit Kamera schon gar nicht. Das ist vollkommen verständlich und auch in Ordnung so. Dann muss eben das Handy ran.

Schwimmen im Pucher Meer ist weder herausforderungsvoll noch ergiebig. In seiner Länge bringt es der See auf 300 Meter, das macht es unwahrscheinlich, dass ich mich noch einmal extra nach Fürstenfeldbruck begeben werde, um hier durchs Wasser zu kraulen.

Hinzu kommt, dass das dunpfe Gewummer der Musik von der Beachbar am Südufer, das über die Liegewiese schallt, eher aufdringlich ist und alles andere als eine chillige Wirkung hat, aber vielleicht habe ich das auch nur falsch verstanden. Oder bin einfach zu alt dafür…

Emmeringer See

Der Heimweg über die B 471 führt mich fast zwangsläufig am Emmeringer See vorbei. Für einen Abstecher mache ich auch hier Halt, werfe mein Geld in den Parkscheinautomaten und suche mir einen Platz auf der Liegewiese, um mein Handtuch in die Sonne zu legen.

Die Sonne allerdings macht sich rar, der Himmel ist zunehmend milchig trüb und plötzlich fröstelt es mich mitten im Juli. Der Emmeringer See ist nun auch ein kleines Gewisser, wenig spannend, wenig abwechslungsreich, so dass meine Runde eher kurz ausfällt. 200 Meter vielleicht in der Längsachse, 650 Meter im ausgeswommenen Dreieck am Ufer entlang. Das soll dann auch langen.

Die eher geringe Größe und Attraktivität machen den Emmeringer See zu einem der unglaublich vielen Naherholungsgebiete der Anwohner der umliegenden Städte und Dörfer. Andere Menschen kommen hier eher selten her. Das macht es familiär, beschaulich und entspannt. Feierabendbadegäste, Familien, viele ältere Leute… kein Trubel, kein Remmidemmi.

Etwas irritiert schaue ich, als mich bei meiner Seeumrundung nach dem Schwimmen ein wildfremder Mensch anspricht in einer Art, als würden wir uns Jahre kennen.
„Komisches Wetter heute!“ meint er und bedauert den Rudi zutiefst. Wer ist Rudi?
Das finde ich heraus, als er erzählt, der Rudi habe geöffnet, aber keiner wär da, um was zu kaufen.
Rudi ist also der Kioskbetreiber.
Der Mann will mich offenkundig in einen längeren Talk about the weather ziehen, aber da ist er bei mir falsch. Ich möchte mich nicht übers Wetter unterhalten. Eigentlich möchte ich mich gar nicht unterhalten; obwohl ich es irgendwie rührend finde, dass, glaube ich der Vertraulichkeit des Mannes, er mich nicht für einen Fremden hält.

„Ja dann, pfiad di!“ beende ich die Plauderei und gehe meines Weges, da hat er schnell einen anderen erspäht, den er mit hoffentlich etwas mehr Glück in einen Plausch hineinziehen kann.

Schafft es die Sonne an diesem Abend noch mal?

Wenn nicht – egal. Komisches Wetter heute.
Aber Morgen ist ja auch noch ein Tag.


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2 Antworten

  1. Martin Göstl sagt:

    Nun wenn schon extra das Puchermeer dran war, wäre der Abstecher zum Germeringer See, ums Eck kein Aufwand gewesen. Schade, da ja Du schreibst, in den „münchner Westen“ nicht mehr kommst…

    Grüsse

    Martin

    • Lutz Prauser sagt:

      Hallo Marttin,

      vorerst konzentriere ich mich jetzt auf die Seen in den Bergen, in denen ich noch nicht schwimmen war. Da ist noch viel auszukundschaften zwischen Königs- und Eibsee. Das hat jetzt Priorität, da die Wassertemperaturen im Moment passen.
      Wenn sich kurzfristig nach der Arbeit was ergibt, werde ich sicher wieder nähere Seen erkunden oder die, in denen ich erst einmal war, noch einmal besuchen. Germeringer, Maisinger und Gilchinger stehen ebenso auf der Liste wie zur zweiten Runde der Böhmer Weiher und der Olchinger sowie all die, die ich dieses Jahr neu erkundet habe. Die hebe ich mir auf für die Zeit, wenn es für weitere Touren zu knapp wird oder die größeren noch oder schon wieder zu frisch ist. Es gibt da noch so viele…