Die Lust an der der puren Provokation

Ja, ich gebe es zu, es war die pure Provokation. Denn natürlich weiß ich, dass so manchem Menschen das Schwimmen im Freiwasser nicht geheuer ist. Da wäre zum einen eine gewisse Ablehnung vor allem bei Süßgewässern, weil man eben nicht sieht, was sich um einen herum noch so bewegt. In vielen Fällen ist das Wasser alles andere als klar. Und so manch eine/r schwimmt eben nicht oder nur sehr ungern im Trüben.
Friedlicher Weiher - doch im Wasser lauert die Provokation

Nicht besser macht es das Wissen, dass man eben nicht allein ist im Tümpel, Teich, Weiher oder See. Im  Gegenteil. Völlig unbegründet kommt gern mal ein tiefempfundener Ekel dazu, kulturell geprägt und in den Seelen vieler Zeitgenossen eingebrannt. Schütteln und Schaudern, wenn da nur ein einziges Wesen mit im Teich ist.

Ein krummer Steg - auch eine Provokation

Und, als wäre das nicht genug, eben die Angst; vor Hechtbissen oder Zerkarien, Blutegeln, Blaualgen oder dem Waller (Wels), der oft genug der Legende nach in der Tiefe lauert und nur darauf wartet, einen unbedarften Schwimmer völlig überraschend zu sich herabzuziehen und ihm den Garaus zu machen. Das Thema hatte ich hier schon öfter, außer bei Blaualgen ist mir eigentlich persönlich ziemlich schnuppe, wer oder was sonst noch im See ist. Ich jedenfalls fühle mich da weniger belästigt und schon gar nicht bedroht.


Nehmen wir Karpfen als Beispiel: Als ich am Erlsensee (Loaner See) im östlichen Landkreis Erding eine nette Schwimmrunde einplane, weiß ich, dass sich hier Karpfen in großer Menge im Wasser tummeln. Der mittlerweile ganz schön schräge Steg (endlich ein Motiv zum Motto für #JedeWocheEinFoto, quasi auf den letzten Drücker) ist für die Karpfen ein gut gelernter Fütterungsort, steht doch direkt daneben ein Automat mit Fischfutter. Hier wird selbiges gern von Familien gezogen und von den Kindern ins Wasser geworfen. Schon wenn die fetten Fischlein die Vibration im Wasser spüren, weil ein Mensch den Steg betritt, kommen sie angeschwommen. Weit reißen sie ihr Maul auf – denn nicht selten gilt es: Essen fassen. Und nur der frühe Fisch fängt das Futter.
Provokation - Karpfen im Weiher

Übrigens, Falls es jemand nicht weiß: Als Jungfisch ernähren Karpfen sich von Zooplankton, später hauptsächlich von am Boden lebenden Kleinlebewesen wie Würmern, Schnecken oder auch Insektenlarven – will sagen: Ich gehöre null-komma-null in das Beuteschema von Kollege Cyprinus. Und wenn ich noch so langsam schwimme: Als zum Verehr geeignete Schnecke wird er mich trotzdem nicht identifizieren. En Karpfen stellt trotz größtem, zur Schau gestellten Appetit am Steg für einen Schwimmer ein paar Meter weiter keine Bedrohung dar.

Ein solches Foto wie das nachstehende und versehen mit dem Zusatz „Ok, ich werde gleich nicht der Einzige im See sein…“ in allen Social Media-Kanälen zu posten, ist trotzdem eine Provokation. Das weiß ich. Es fordert zur Reaktion heraus – und so geschieht es auch. Die einen witzeln („Besser nicht ohne Badehose ins Wasser!“), die anderen schütteln sich („Ihhh!“). Es gibt Leute, die anmerken, im Leben würden sie nicht schwimmen und andere teile mit, sie wüssten schon, warum sie nur und ausschließlich im Freibad schwimmen.
Sollen sie, es ist ihr gutes Recht.
So wie es das Recht der Karpfen ist, in ihrem ureigenstem Wohnzimmer im sonnenbeschienen, warmen Wasser herumzudümpeln und auf Futter zu warten. Irgendeiner wartet eben immer.

Karpfen, die pure Provokation

Aber vielleicht sollte man sich öfter mal vergegenwärtigen, wenn man ins Wasser steigt: Unser Schwimmrevier ist Fischleins Wohnzimmer.
Sie gehören dahin, wir eher weniger, wir sind dort nur zu Gast und haben uns entsprechend zu verhalten, ob nun in einem Naturschutzgebiet oder nicht.

Sich das sich selbst und anderen in Erinnerung zu rufen, ist auch eine Provokation, aber eine notwendige. Eine amüsante noch dazu.


Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.

Wenn Sie mir spontan einen Kaffee spendieren wollen, weil Ihnen dieser Beitrag gut gefallen hat, dann klicken Sie bitte auf den Kaffeebecher. Mehr dazu hier.

Wenn Sie mehr Bilder von mir sehen wollen, dann empfehle ich das Fotobuch Im Süden – Bilder eines guten Jahres, das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können. Ebenfalls dort erhältlich sind die grantigen Geschichten Renate und das Dienstagsarschloch und das Buch von meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , Alle Bücher sind auch über die ISBN in der stationären Buchhandlung bestellbar.

Diesen Beitrag weiterempfehlen:

Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann

Subscribe to get the latest posts sent to your email.

3 Antworten

  1. Oli sagt:

    Ha ha ha ha… da diente wohl mein Kommentar auf Mastodon als Trigger für diesen Artikel. :-D Danke! :-p

    • Lutz Prauser sagt:

      Als einer von mehreren. Die Reaktionen in den Schwimmgruppen waren aber auch wieder sehr erheiternd.

  2. Naya sagt:

    Ich find das total cool, wenn man im und am Wasser beim Schwimmen Tiere beobachten kann:
    Fische neben oder unter mir, Libellen oder andere Insekten direkt über der Wasseroberfläche, …
    Nur Quallen brauch ich nicht. Aber die sind in Seen ja eh kein Thema.
    Von daher: ja, doof, wenns trüb ist. Aber nicht, weil dann ja alles neben und unter mir sein könnte, sondern weil sich das, was da ist, dann so schlecht beobachten lässt.
    Hab aber auch schon öfter festgestellt, dass viele meine Sichtweise nicht teilen :D