Kam ein Vogel geflogen…
Kam ein Vogel geflogen. Schon das stimmt nicht. Denn er wurde gefahren. Er trug auch keinen Zettel im Schnabel, keine Mutter wollte grüßen, meine schon gar nicht – sie hat, seit sie 1999 gestorben ist, nurmehr wenig von sich hören lassen oder Grüße geschickt und wenn, dann sicher nicht auf Zetteln mit Hilfe kleiner Vögel.
Trotzdem – oder gerade deshalb.
Morgens, als wir aus der Tür des Hauses treten, liegt ein Päckchen auf der Bank, direkt neben der Tür. Der Nikolaus kann es dort nicht abgelegt haben, der ist lange durch. Es war wohl eher der DHL-, Hermes- oder sonst eine Pakettustellerin, die des Klingelns nicht mächtig oder willig war. Oder es lag da schon, als wir im Dunkel des Vorabends heimkamen und von uns einfach übersehen wurde.
Wie dem auch sei – es lag geschützt, uneinsehbar von der Straßenseite genau dort, wo die Bot:innen ihre Päckchen immer hinlegen. Wenn wir überhaupt mal welche bekommen. Sowas kommt gelegentlich vor, wenn auch weniger in der Weihnachtszeit, in der wir versuchen, ein Maximum unserer Einkäufe im stationären Handel vor Ort zu erledigen.
Paketfahrer:innen haben einen Knochenjob, einen Scheißjob könnte man auch sagen, und jedes Päckchen, das wir nicht verschicken oder geschickt bekommen, ist eine winzige Entlastung. Denn im Moment sind es, so hörte ich es in einem Radiobericht, über 200 Päckchen pro Tag. Bei 10 Arbeitsstunden wären es 20 pro Stunde. Was kaum machbar ist. Also bleibt es nicht bei 10 Stunden.
Dieser Vogel aber, der kam per Päckchen und das war gut und richtig so. Er war bestellt, bezahlt und fand so seinen Weg direkt aus einer Ausstellung den Weg zu uns. Anders hätte es nicht funktioniert.
Gemalt hat ihn Anita Scheidig, die ich nicht nur als engagierte Schildkrötenhalterin und Betreiberin einer Auffangstation im Fränkischen kenne sondern mittlerweile auch als Künstlerin. Denn Anita Scheidig malt und stellt ihre Bilder immer wieder bei Facebook vor. Das sind dann mal die guten Seiten der Sozialen Medien, genau dafür nutze ich sie.
Anita war es auch, die im Sommer ein Foto als Gemälde adaptierte, wovon hier zu lesen ist.
Als der frierende Sperling im November ins Netz und damit meine Aufmerksamkeit fand, wusste ich: Ich werde Anita anschreiben und fragen, ob sie ihre Bilder auch verkauft. Diesen Vogel wollte ich unbedingt haben, ob nun für mich/uns selbst oder als Geschenk, das war mir noch nicht klar. Aber es passt so wunderbar in die adventliche Zeit und zum Schmuddelwetter draußen, nachdem der Schnee dahingeschmolzen ist – gut gerüstet, mit fast schon trotzigem Blick, durchhaltewillig bis zum Frühling.
Anita verkauft zum Glück ihre Bilder, das zeichnet ihre Professionalität aus. Sie kann sich von ihren Werken trennen, malt nicht nur für sich selbst und für ein Foto vom Bild im Netz, um anschließend die Werke im Atelier oder Keller zu stapeln.
Und das ist gut so, das wäre auch viel zu schade.
Also befindet sich der Spatz jetzt von seiner überaus guten und schützenden Versandverpackung befreit im Warmen hier im Haus. Im Moment steht er im Rahmen auf der Fensterbank schräg neben meinem Bildschirm. So habe ich ihn gut im Blick.
Derweil die lebenden Artgenossen draußen im Garten vor dem Fenster Tag für Tag über das Vogelfutterhaus herfallen. Auch die habe ich im Blick.
Derweil auch draußen die bedauernswerte DHL-Botin weiter von Haus zu Haus hetzt…
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Die Arbeitsbedingungen der DHL Boten in der Adventszeit sind schrecklich. Ein echter Scheißjob – da passt der Kraftausdruck. Das Bild vom Vogel aber hätte mich auch zu einer Bestellung bewogen. Es ist sehr, sehr schön!
Der Vogel samt seiner wärmenden Utensilien ist wunderschön anzusehen – aber er muss doch wohl ein wenig kühl stehen oder hängen, sonst schwitzt er doch!
Gruß aus dem stürmisch-kalten Berlin