Schade, dass du schließen musst – Abschied vom Freibad

Irgendwie ist es doch jedes Jahr das gleiche Spiel. Voller Ungeduld erwarte ich im Frühjahr, endlich wieder draußen schwimmen zu können; gerne im Freibad, noch lieber aber im Freiwasser.
Viel zu kurz kommt mir immer die Saison vor und tatsächlich ist sie ja das auch. Zumindest die Freibadsaison macht gerade mal ein Drittel eines Jahres aus.
Und wenn dann das Ende eingeläutet ist, kann ich nicht genug bekommen, ich kann nicht loslassen, will es nicht. Warum nur schließen die Freibäder immer so früh?

Schade, dass ihr schon schließen müsst

Dass in der Kreisstadt das Freibad termingerecht Mitte September schließen musste, damit das daneben liegende Hallenbad ebenfalls termingerecht wieder geöffnet werden konnte, ist nachvollziehbar. Vor allem, wenn der Hallenbadbetrieb an Schulschwimmen, Vereinstraining, VHS-Kurse etc. gekoppelt ist. Da kann man nicht einfach das Freibad länger auflassen und dafür das Hallenbad erst später wieder öffnen. Beides nämlich wird mit gleichen Anlagen und gleichem Personal betrieben.

Schicht in Erding Mitte September. Das war's für 2019

Anders verhält es sich zum Glück in Taufkirchen/Vils. Hier ist der Freibadbetrieb allein am Wetter gekoppelt. Man macht früh im Mai auf und beendet die Saison erst, wenn das Wetter so übel ist, dass kaum mehr einer kommt. Am Anfang der Saison allerdings wird das große 50er Becken nicht in Betrieb genommen und das Becken wird auch im Herbst vorzeitig gesperrt, nicht mehr beheizt und steht nicht mehr zur Verfügung. Damit wird viel Energie gespart und trotzdem der Betrieb noch aufrecht erhalten. Schließlich ist das Nichtschwimmerbecken 30 m breit und im tieferen Bereich werden extra Schwimmerbahnen abgesperrt. So soll es sein. Aber auch hier ist heute Schluss. Am letzten Tag gewährt die Gemeinde allen Besuchern freien Eintritt – Ehrensache. Da bin ich dabei. Und all die anderen auch.

Nichtschwimmerbecken in Taufkirchen. Mit Schwimmerbahnen

Es ist Matthäi am letzten.

Mehrfach beschlich mich bei den Besuchen in den vergangenen Tagen das wehmütige Gefühl, es könne für dieses Jahr das letzte Mal gewesen sein. Nun ist es soweit. Mimimi. Verschwenderisch strahlt die Sonne, die Blätter der Jungfernreben sind längst leuchtend rot gefärbt.

Leuchtend rote Jungfernrebe in Taufkirchen

Das Ende ist nah.

Ich will das nicht, obwohl es unausweichlich ist.

Warum nicht?

  • Weil ich Veränderungen grundsätzlich nicht ausstehen kann?
  • Weil das Ende der Freibadsaison ein weiteres unübersehbares Zeichen ist, dass der Sommer endgültig „am Arsch“ ist?
  • Weil ich mich nicht wirklich auf die Hallensaison freue? Auf die Enge, die vielen Menschen, das Gedränge auf der Sportbahn?
  • Weil gerade in den letzten Tagen die Freibäder immer einen ganz besonderen Reiz haben (es ist relativ leer, das Wasser ist geheizt, die Sonne brennt nicht mehr so vom Himmel)?
  • Weil wie zum Trotz die Herbstsonne alles gibt und man sich tatsächlich nur in Badehose im Freien aufhalten kann ohne Gefahr zu laufen, dem todbringenden Männerschnupfen zu unterliegen?

Das alles – und noch viel mehr.

In Erding hat das Freibad längst geschlossen

Dabei bin ich gar nicht so oft im Freibad gewesen, 20 mal in diesem Jahr und dabei habe ich etwas mehr als 80 Kilometer zwischen den Kacheln zusammengebracht. Viel, viel öfter war ich in Seen und Weihern.
Aber Freibad ist eben Freibad.

Taufkirchen - die Freibadsaison ist zu Ende

Wo sonst wird man nachhaltig darauf aufmerksam gemacht, wenn man einem rückenpaddelnden Rentner die Bahn kreuzt, weil er die Diagonale schwimmt, dass man selbst schuld sei? „Ich schwimme hier jeden Freitag. Immer um 11 Uhr und immer auf der Bahn hier“ – Schild hin oder her. Also Bahn frei!

Sportliche Schwimmer - Schild in Taufkirchen

Das reicht ja wohl als Grund, auf Kollisionskurs zu gehen. Wusste ich bisher auch noch nicht, aber die Argumentation hat mir gefallen ich werde sie mir zu eigen machen.

Nein – ich will an diesem Abschiedstag versöhnlich sein. Schade, dass ihr schließen müsst.

Ich habe die Saison genossen. Und ich habe vermieden, an klassischen Schönwettertagen, wenn es sich im Freibad lagert und quetscht, dort hinzugehen. Crowding, Aggression, Streitereien, Überfüllung, Stress, Gewalt, Terror, Schließung, Räumung, über die diesen Sommer medial und social-media-mäßig völlig überzogen diskutiert wurde, mit Übertreibungen und Lügen gehetzt und Stimmung gemacht wurde, habe ich nie erlebt. Ich weiß nicht einmal ob das in den Bädern hier überhaupt ein Thema ist oder sie Inseln der Glückseligkeit sind.
Für mich jedenfalls waren sie es – einen Sommer lang.

Ende der Freibadsaison - noch einmal in Badehose in der Sonne liegen

Und im nächsten dann wieder.


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