Ortswechsel: Vollzug
Hatte ich eigentlich schon Vollzug gemeldet? Nein?
Dann sei das hiermit gemacht.
Denn der Ortswechsel, von dem ich Ende April schrieb, dass es Zeit würd, ist mittlerweile vollzogen. Zur Unzeit. Damals nämlich, bei wunderbarstem Wetter gierte ich so sehr auf Open Water Schwimmen, zumindest Open Air sollte es sein. Es war der letzte Hallenbadtag in Erding – und ich wollte raus. Vollzug halt!
Postwendend aber mit der Sommer-Schließung des Hallenbads rauschten die Temperaturen erst langsam, dann immer rasanter in den Keller. Die Betreiber des Taufkirchner Freibads focht das nicht an, sie haben bereits geöffnet, wenn auch bisher nur das Nichtschwimmerbecken. Aus Energiespargründen bleibt das Große noch zu, die wenigen Badegäste, die angesichts der „für die Jahreszeit zu kühlen Wetters“ trotzdem kommen, lassen sich bequem in dem einen Becken unterbringen. Selten, dass es mal mehr als 10 Leute im Becken hat.
Es ist aprilig, mal Regen, mal Sonne, mal Wind, mal denkt man, dass es gleich zu schneien beginnt.
Groß genug ist das Nichtschwimmerbecken, dann schwimmt man auf der abgetrennten Bahn eben nicht 50 Meter bis zur Wende, sondern eben 30. So breit ist nämlich das Becken.
30 Meter sind ja immerhin fünf mehr als im Hallenbad und so kommt man bei drei Kilometern auf 100 statt auf 120 Bahnen. Dreieinhalb kann man allerdings nicht schwimmen, vier schon gar nicht, es sei denn, man bricht irgendwann auf der Bahn ab, kehrt um und hofft, dass man, um den letztgenannten Fall zu nehmen, genau den Punkt findet, da man umkehren muss. Der nämlich liebt auf der 134sten Bahn nach 16,66666… Metern. Das macht dann 133X 30m + 2 x 16,666…m also vier Kilometer.
Derweil ist man vermutlich dermaßen bematscht im Kopf vor Rechnen und Zählen, dass es sinnvoller ist, so einen Blödsinn erst gar nicht anzufangen und entweder, um eine glatte Zahl mit ordentlich geschwommenen Bahnen zu erreichen, drei oder sechs Kilometer schwimmt. Nur ist das eine etwas wenig, das andere arg viel. Alternativen dazwischen gibt es nicht, denn das würde vollkommen krumme Zahlen in die Statistik drücken, die man beim nächsten, spätestens übernächsten Mal wieder ausgleichen muss.
Man(n) kann – Sie sehen es – sich also mächtig viel Probleme machen.
Ein paar Mal war ich bereits in Taufkirchen, hatte den Neoprenanzug im Gepäck, den ich dann aber schamvoll im Auto zurück ließ. Niemand schwimmt dort im Neo (ok, einmal war einer da), vor allem nicht die drei Damen meines Alters, die unermüdlich hin und her brüsteln und dabei die Kranken- und Sterbegeschichten ihrer Eltern lautstark über die Wasserfläche schallen lassen. Da würde ich mich ja schämen, im Neo.
Also schlüpfe ich in die Badehose, stehe frierend wie ein Schneider einen Moment am Beckenrand, weil ich mich als anständiger Badegast vorher abgeduscht und nass zum Becken begeben habe. Ich gleite ins Wasser, das mir ebenfalls reichlich frisch vorkommt und starte meine hundert Bahnen.
26 °C verkündet ein Aushang die Wassertemperatur. Und das sind es wohl auch. Zumindest bestätigt fas der Schwimmmeister auf Zuruf eines DLRG-Trainers, der vor Kursbeginn selbst ein paar schwimmen möchte. Da der Mann nicht glauben will, dass es so warm ist, bittet er, der Schwimmmeister möge doch mal schauen, wie warm das Wasser wirklich ist. „26,1 °C“, lautet die Antwort. Ok, hätten wir das auch besprochen.
Die Luft ist mindestens zehn Grad kälter, das hält die Massen aus dem Freibad daheim. Die Sonne brennt mir ins Genick, 10 Minuten später treffen mich Regentropfen an selber Stelle, es fühlt sich an, wie leichte Nadelstiche. Gut, dass ich das Handtuch schnell noch von der Bank am Beckenrand unters Vordach geräumt habe. Abtrocknen mit nassem Handtuch ist auch etwas, was niemand braucht.
Nach drei Kilometern, einer ausgiebig heißen Dusche und zurück in meinen Klamotten sitze ich ein paar Minuten in der Abendsonne, die sich wieder sehen lässt, bestätige, dass es wirklich für die Jahreszeit zu kühl ist, viel kühler als im vergangenen Jahr und denke, wie nah ich heute an der Grenze zur Unzurechnungsfähigkeit ich eigentlich gewesen sein muss. Denn noch am gleichen Morgen hatte gedacht: „Freibad? Bin ich bekloppt? Ich fahre nach Markt Schwaben, da hat die Halle noch auf.“
Was mich dazu bewogen hat? Ein Blick auf das Thermometer an der Haustür mit freundlich grüßenden 6 °C in der Früh.
Trotzdem führte mich der Weg nach Taufkirchen. Aus einem einfachen Grund: Ich habe im Moment auf Halle keinen Bock mehr.
Also Vollzug wiederholen und ins Freibad – zur Not im Neo. Bei 7 °C Lufttemperatur und Dauerregen am Sonntag geschieht genau das (und ich bin nicht der Einzige, der im Neo Bahn nach Bahn krault).
Mir doch egal, wenn ein paar Ladies tiefenenspannt nur im Bikini schwimmen. Andere Leute sind für mich kein Maßstab. Und im Bikini steige ich sowieso nicht ins Wasser.
Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Gern dürfen Sie den Artikel auch verlinken.
40 Bahnen sind 4,5 km ohne grosses Rechnen 🙂 und Abbruch und 2x 40 Bahnen an zwei Tagen sind dann 90 und dann ist die Nachkommastelle wie ein wunder weg. Das ist gelebte Mathematik mein lieber Bruder LOL
Ähm… Bei 30m sind 40 Bahnen nach meiner Rechnung 1,2km.
Oder lebe ich in einem anderen Zahlensystem?