Blogparade: ‚Wertschätzung für Blogs‘ – Ja bitte!

Ich zögere. Soll ich bei Kartin Hilgers Aktion „#blogswirken – die Blogparade für mehr Wertschätzung von Blogs “ mitmachen?

Was habe ich als kleines Blog in meiner Nische mit einer überschaubaren Zahl an Abonnenten und Lesern groß beizutragen? Was kann ich dazu erzählen?

Blogs wirken? – Ja, so etwas gibt es

Natürlich: Ich könnte mich auf sicheres Terrain begeben, meine Erfahrungen mit der Testudowelt-Seite schildern, einem Informationsportal für Schildkrötenhalter, das ich seit 2011 betreibe. Dort erscheint jede Woche ein Beitrag (gelegentlich auch öfter), es gibt eine verlässliche Zahl an Stammautoren, die Seite hat sich etabliert. Aber das hat mit dieser Seite sehr wenig zu tun, daher finden Sie das Beispiel, das Blog wirken, unter diesem Link auf der Testudowelt-Seite. Dieses Blog wirkt – und ich bin sehr stolz darauf.

Die Testudowelt-Seite ist eine feste Größe unter den deutschsprachigen Schildkrötenhaltern und steht heute quasi als digitales Special Interest Magazin ganz gut da: Über 130.000 Besucher im vergangenen Jahr, über 220.000 Aufrufe sind für diese sehr spitze Zielgruppe Zahlen, die beweisen, dass es gelungen ist, eine auf einem Blog basierende Plattform über Jahre lebendig zu halten und ihr eine gewisse Relevanz zu geben.

Und was hat das mit dieser Seite hier zu tun?

Nichts.
Ich bin nicht so naiv, zu glauben, dass dieses Blog hier wirkt. Nicht wirklich.

  • Als ich im Januar Beschwerde darüber führte, dass ich gar keine Renates mehr treffe und spekulierte, dass mein hartnäckiges Anschreiben gegen diese Gattung Mensch vielleicht nicht folgenlos war, war das ironisch. Und ich denke, das wissen meine Leserinnen und Leser auch.
  • Schon gar nicht dürfte mein Hohn über Spam-Mails  dazu geführt haben, dass es weniger wurden – da hat wohl der Filter besser gegriffen.
  • Auch hat mein Beitrag, Irgendetwas über Laptops zu schreiben, nicht dazu geführt, dass ich seltener obskure Angebote bekomme, Artikel auf meiner Seite zu lancieren.
  • Ich glaube auch nicht, dass die Rewe meinen empörten Beitrag über in Plastik verpackte Reklamezettel zum Anlass genommen hat, mit diesem Unfug aufzuhören. So vermessen bin ich nicht, auch wenn seit einigen Monaten bei uns der Rewe-Prospekt samstags ohne Plastiktütchen im Briefkasten landet.

Fazit: Mein Blog wirkt nicht. Ich beeinflusse keinen öffentlichen Diskurs, ich liefere keine (oder nur sehr sehr wenig) nachhaltige, verwertbare Informationen, vor allem steuere ich nicht das Kaufverhalten meiner Konsumenten – zumindest hat mich das hier installierte Affiliate-Programm noch nicht so reich gemacht, dass ich kaum mehr weiß, was ich vor lauter Guthaben noch beim großen Onlineversender bestellen sollte. Wie gesagt: Mein Blog wirkt nicht.

Trotzdem bloggen!

Ich denke, ich liege nicht falsch, wenn ich behaupte, dass wir kleinen Blogger enorm viel Zeit, Herzblut, Leidenschaft und Freude in unser Blogs investieren. Hin und wieder investiere wir darüber hinaus tatsächlich auch einiges an Geld: Manche Investition hätte ich nicht getätigt, wenn ich sie nicht für einen Blogbeitrag als notwendig erachtet hätte, manchen Umweg wäre ich nicht gefahren, wenn ich nicht auch hier etwas für mein Blog hätte tun wollen. Die Betreiber der großen Blogs, die sich monetarisieren, mögen darüber die Köpfe schütteln und sich scheckig lachen, die Influencer auf Youtube und Instagram gleich sowieso.

Aber gerade letztere haben, wie allen voran Cathy Hummels, die ganze Influencer Szene derart in Misskredit gebracht, dass man heute als Blogger vielleicht eine Ehrenerklärung abgeben sollte: Ich nehme kein Geld – von niemandem. Und auch keine Produkte! – zumindest, wenn man seine Authentizität, Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit und redaktionelle Unabhängigkeit herausstellen will.

Bevor wir uns falsch verstehen: Es geht mir nicht darum, Bloggerkooperationen in Grund und Boden zu verdammen. Es geht darum, dass durch das Fehlverhalten von Abgreif-Bloggern und sogenannten Influencern auf Instagram und YT die Reputation des Bloggens nachhaltig beschädigt wurde.
„Bloggen wird oft als Tätigkeit unterforderter Hausfrauen abgetan, die, gierig auf Produktproben, laienhaft geschriebene Reviews ins Netz blasen. Was für ein schräges, böses Bild. Blogs werden gern genommen, wenn wer billig was unterbringen will“, schreibt Katrin Hilger in ihrem Aufruf zu dieser Blogparade. „Und Blogs sind nachhaltig. auch nach Jahren sind gut verschlagwortete Artikel auffindbar und bleiben relevant. Sie sind nicht so schnell konsumierbar wie ein Foto, das gesehen wird, Like drunter, fertig. Blogs müssen gelesen werden. Aber ihr Angebot, ihre Tipps bleiben auch nachhaltig im Netz. Blogs sind oft so aufwändig produziert wie Zeitschriften. Fotos, Texte sind hochwertig und lange recherchiert.“
Das stimmt.

Wertschätzung für Blogger? Ja bitte

Hier spricht übrigens auch nicht der Neid eines Bloggers, dem vom Kuchen „Blogger Relations“ nur selten mal ein Krümel übrig bleibt. So vermessen bin ich gar nicht, dass ich glaube, in meiner „Liga“ mit diesem Blog Geld zu verdienen. Denn das, was mir angeboten wird, ist nachgerade lächerlich:  Ich will nicht regelmäßig versponsorte Beiträge über Online-Casinos veröffentlichen oder mit Produktempfehlungen und -links vollgestopfte Texte zu eher zweifelhaften Nahrungsmittelergänzungen ins Netz stellen, bei denen niemand glaubt, dass ich das Zeug wirklich jemals probiert habe – geschweige denn, dass es auch hält, was es verspricht. Und so rüde, wie ich bisweilen in der Buxenparade über Badehosen schreibe, dürfte wohl kaum ein Hersteller mir je ein Exemplar gratis schicken, damit ich dieses hier zum Thema mache und bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Fotos davon hochlade.
Selbst die in der Serie der Lesetipps erwähnten Bücher habe ich alle gekauft – und sie finden nur Eingang in die Reihe, weil sie mir wirklich gut gefallen haben und ich sie als lesenswert erachte. Und nicht, weil mir ein Verlag ein Rezensionsexemplar mit der Bitte um gefällige Besprechung geschickt hat. Denn nicht selten gehen solche Angebote mit der Bedingung einher, das Ganze nicht als Werbung/Advertainment zu kennzeichnen. Aber damit ist Glaubwürdigkeit des Autors und damit des ganzen Blogs ist verdammt schnell im Eimer.
Und das ist es mir nicht wert. Ich bin kein Influencer, will und werde nie einer sein.  Ich schreibe, was und worüber ich will. Das ist meine persönliche Freiheit. Und die nehme ich mir.

 

Foto. Thorsten Geier

Ich wünsche mir allerdings die Wertschätzung der Leserinnen und Leser. Und ich glaube, dass ich die bei einigen erlangt habe. Zumindest hoffe ich das.


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