Irgendetwas über Laptops
„Schreib doch mal was über Laptops…“ nagt die Gier in mir. Sirenengleich bearbeiten die inneren Stimmen mein Gemüt und fordern mich säuselnd auf, mein Blog direkt ins Verderben zu steuern…
„Warum sollte ich das tun?“ stelle ich vernunftbegabt, verantwortungsvoll und kritisch die Gegenfrage. Ich begründe das damit, dass ich zwar ein solches Gerät mein eigen nenne, aber nicht viel davon verstehe.
Ich bin weder IT-ler noch EDV-ler, weder Laptophändler noch –instandsetzer, nicht mal -schrauber. Also ein ganz normaler Nutzer. Meine Beschränktheit, was das Thema angeht, ist so groß, dass ich sogar den Duden befragen muss, ob es korrekterweise nun der oder das Laptop heißt. Onkel Konrad lässt übrigens beides zu, was mich aber auch nicht weiterbringt.
Mehr als: Hab ich, nutz ich, mag ich kann ich zum Thema nicht beitragen. Glauben Sie im Ernst, ich wüsste nur annähernd, welche Grafikkarte darin steckt, welcher Prozessortyp, wie hoch der Arbeitsspeicher und der Festplattenspeicher ist?
Das kann ich alles nachschauen, will ich aber nicht. Hauptsache das Teil verrichtet seine Dienste. Der Computer ist nichts besonders, aber auch nicht so alt, dass sich Technologiemuseumsleiter alle Finger nach diesem Exponat ablecken würden. Mehr will ich nicht.
Nun winkt aber eine freundliche Firma aus Berlin mit einem Honorar bestehend aus einer Bargeldzuweisung und einem Softwarepaket, wenn ich nur irgendetwas über Laptops schreibe. Das ist die eine Bedingung. Die andere ist, dass ich in diesem Beitrag einen Link platziere: Nämlich diesen hier auf den Laptoptest der Seite Netzsieger.de.
Theoretisch wären also schon jetzt beide Voraussetzungen erfüllt und ich könnte der Firma in Berlin eine Rechnung stellen und mich für diese Verlinkung bezahlen lassen. Denn mir kann es völlig egal sein, ob diese Linkplatzierung den Netzsiegern (ups – schon wieder ein Link) auch nur einen Leser bringt.
Klicken Sie – oder klicken Sie nicht. Das liegt bei Ihnen.
„Was ist denn schon dabei?“ trällern verführerisch die Sirenen in mir. „Das ist doch leicht verdientes Geld. Außerdem machen das alle. Zier Dich nicht so. Schreib halt irgendeinen Schmarrn über Laptops und setz den Link auf Netzsieger.de.“
Es könnte mir eigentlich egal sein, ob ich mit solchen versponserten Beiträgen meine Glaubwürdigkeit aufs Spiel setze, wenn ich in Zukunft hemmungslos auf Gaming-Plattformen, Onlinewettbüros und -casinos verlinke…
Gegen Geld natürlich.
Natürlich. Angebote gibt es regelmäßig.
Ich muss nicht mal kenntlich machen, dass der Beitrag gekauft ist. Die Grenzen zwischen redaktionellem Inhalt und Werbung sind sowieso trotz aller Ehrencodices fließend geworden und nicht wenige Blogger lassen sich mit Barem oder Produkten für ihre Advertorial-Texte entlohnen, sobald sie ins Visier der einschlägigen Vermarkter geraten sind.
Darum werden die auch alle was – und ich nicht.
Vielleicht sollte ich einfach nach diesem Beitrag mein Honorar abrufen und mir das Webdesigner-Software-Paket schicken lassen, das zu nutzen ich wahrscheinlich zu blöde bin. Damit wäre der Fall erledigt. Der freundliche Mensch der Agentur hatte ja geschrieben, dass es schnurzpiepegal ist, was ich über Laptops schreibe: „Hauptsache der Artikel spiegelt dich und deine Seite wieder.“
Und das tut er ja wohl.
Authentisch für mein Blog ist, zu erzählen, dass ich ein Angebot erhalten habe, das abzulehnen mir schwer fällt. Wenn ich es denn überhaupt kann. Wer weiß schon, ob die Firma, die Beiträge akquirieren und Links platzieren will, nicht irgendwie mit Don Vito verbandelt ist?
Und wer weiß, ob ich überhaupt noch einmal gefragt werde, etwas gegen Geld zu schreiben und einen Link in den Text zu schmuggeln? Nutze die Gelegenheit, vermutlich ist es die letzte nach diesem Text.
Dabei hieß es doch so schön in der Kontaktaufnahme-Mail „…auf meiner Suche im „Internet-Dschungel“ bin ich auf deine Webseite zwetschgenmann.de gestoßen und war von deinen sympathischen Texten sofort angetan. Die Liebe und Arbeit die du in deinen Blog investierst ist beim lesen deutlich spürbar…“
Hach <3
Ich hoffe, der Gute ist von meinem sympathischen Text, meiner Liebe und Arbeit zu meinem Blog noch immer angetan, sollte ich den Link nach Berlin schicken und mein Honorar einfordern.
Immerhin hatte er ja versprochen, mir redaktionell freie Hand zu lassen. Und über Laptops habe ich ja geschrieben… irgendwas halt.
PS: Für die Suchmaschinen und den ganzen SEO-Krempel noch einmal Laptops, Laptops, Laptops schreiben, aber das war’s dann wirklich. Jetzt ist die Focus-Keyword-Dichte im Text groß genug. Und der Link lautet Netzsieger.de.
Vielen Dank fürs Lesen.
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Peinlich.
Wer bzw. was genau:
– Blog?
– Beitrag?
– Autor?
– Angebot?
100%
Ich bekomm auch immer öfter solche Angebote und ich frage mich immer ob die das wirklich ernst meinen und wie sie ausgerechnet auf meinen Blog kommen, wenn man doch nach zwei Beiträgen sofort sieht, das er überhaupt nicht geeignet ist…
Meistens stell ich dann recht hohe aber angemessene Forderungen und höre nie wieder was von ihnen
Auch eine coole Strategie… werde ich einfach mal so übernehmen. Ich finde diese Angebote meist ja eher so absurd wie witzig, dass ich einfach mal drüber schreiben wollte.
Hahaha sehr cool gemacht ?
Hast doch alles erfüllt ?
Klasse! Ich wünschte, ich könnte so schreiben!
Beste Grüße
Ulrike
Vielen herzlichen Dank für das nette Kompliment. Ich gebe aber gerne zurück, dass Du Dein Licht nicht unter den Scheffel stellen musst. Ich bin nicht unbedingt der Reiseblogg-Leser<, habe aber zum Beispiel geradee mit großem Interesse Deinen wirklich guten Beitrag über Reiseblogger-Selfies genossen, den zu lesen ich übrigens nur empfehlen kann: https://bambooblog.de/2016/10/15/selfie-reisebloggerpose-und-so/.
Hach, Du bist das! Hatte jetzt gar nicht sofort die Verbindung hergestellt! Auch Dir danke für Deine netten Worte!
LG
Ulrike