Sonntag, das ist,… (20) the Smell of Meat in the air

Sonntag, das ist, the smell of meat in the air. Denn der Nachbar grillt. Das tut er oft und gerne. Das kleine Haus, das er gemietet hat und mit unterschiedlichen Mitbewohnern nutzt, ist viel zu eng, als dass es ausreichend Raum für wochenendliches Daytime-Leben bieten könnte, also verlagert er nahezu alle Aktivitäten nach draußen in den winzigen Garten vor dem Haus.
Außerdem stammt er aus Südosteuropa, was (Klischee an!) bedeutet, dass das Leben sowieso viel intensiver im Freien stattfindet, zumindest, wenn es das Wetter zulässt.
Sonntags weht dann gerne erst mal blauer Dampf und hernach ein verführerisches Aroma frischen Grillguts herüber. Mich stört das nicht, schon allein aus dem Grund, weil wir selbst gern am Wochenende grillen.
Bei ihm wie bei uns allerdings wird der Grill angeschmissen und befeuert, wenn für die meisten anderen die Zeit für Kaffee und Kuchen gekommen ist. Nun ist meines Wissens niemand in der Nachbarschaft begeisterter Fan von sonntäglichen Kaffeetafeln auf der Terrasse, obwohl die meisten bei ihrer Wochenendernährung eher konventionellen Tagesabläufen folgen: Frühstück, Mittag, Kaffee(?) und abends Brotzeit.
Wenn also gegen 15 oder 16 Uhr der Duft von gegrilltem Fleisch in der Luft hängt, dann kann das nur von uns oder eben vom Nachbarn kommen. Da wechseln wir uns herzlich gern ab.

Stören tut sich niemand daran. Dabei is Grillen ein Quell steter Streitigkeiten, wie man immer wieder in der Zeitung lesen kann. Mal beraten Anwält:innen von Mieter- und Vermietervereinen die Zeitungsleser:innen, wie die Rechtslage beim Grillen in puncto Nachbarschaft ist, mal liest man von Streitigkeiten, die in Handgreiflichkeiten enden.
Wir sind weit entfernt von all dem, aber ich kann mir vorstellen, dass das Grillen im Mehrparteienhaus auf dem Balkon oder der Freifläche hinter dem Haus Anlass für solche Streitereien geben kann – allzumal dann, wenn das Grillen exzessiv wird, zu inakzeptabel später Stunde erfolgt, sich Völkerscharen einfinden usw. usw. – oder wenn der Grillmeister seine Nackensteaks oder Fischfilets auflegt und der Vegetarier nebenan meint,  allein vom angewehten Aroma, akuten Brechreiz zu bekommen.
Sonntag ist halt auch, wenn überall in den Siedlungen wie den Wohnblocks die Menschen nachbarschaftlich eng aufeinander hocken; Menschen, die sich sonst die ganze Woche kaum sehen. Was vielleicht auch besser so ist…
Sonntag ist halt auch, wenn die Eigentümer:innen ihr kleines hart erspartes Reich in Form eines Reihenhauses samt Handtuchgarten gegen jegliche Bedrängnis von nebenan verteidigen, und sei es, den Grillrauch. Dann werden gerne mal die Messer gewetzt, auch im übertragenen Sinne.
Während der Grillrauch die Grundstücksgrenzen passiert, blicke ich dankbar nach links und rechts über den Zaun, nach hinten und vorne, wo nur die Straße vorbeiführt. Und ich freue mich, dass wir es mit den Nachbarn recht gut getroffen haben. Es ist zumeist friedlich bei uns in der Vorstadt, viel friedlicher als in so manchen engen Neubaugebieten, an denen sich erst die Bausparkassen und nachher die Rechtsanwälte eine goldene Nase verdienen.
Leben und leben lassen – und sich möglichst nur um seinen eigenen Kram kümmern.
Denn mit Nachbarn ist es irgendwie wie mit der Verwandtschaft oder den Kolleg:innen in der Firma. Man kann sie sich nicht aussuchen.
Käffchen?
Nö!
Plopp!
Prost!


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