Challenge 2017 (Teil 7): Langbürgner See – Bisher der Beste von allen!

„Entschuldigung. Sind Sie von hier, kennen Sie ich aus?“ Die Frau schaut etwas hilflos aus. Zwei Touristen im Status vollkommener Orientierungslosigkeit stehen am Ufer. Ein Ehepaar, Mitte 50 aus Ulm.
Die Angesprochene, eine ältere Frau, die mit ihrer Enkeltochter gerade zum Schwimmen gekommen ist, bejaht, nur um gleich darauf die nächste Frage der Urlauberin zu verneinen:
„Nein, das ist nicht der Eggstätter See. Das ist der Langbürgner See.“
Die Touristin, die sich das schon gedacht hat, bemerkt aber auch eine gewisse Ratlosigkeit bei der Einheimischen. Und schon bin ich unvermittelt in das Gespräch mit hineingezogen. Ich will gerade meine Seenquerung beginnen – einmal vom nördlichsten zum südlichsten Zipfel und zurück.
Der Eggstätter See, so erklärt die Frau, sei ihr von der Pensionswirtin in Bad Endorf empfohlen worden. Man sei dort auf Urlaub und wolle heute nicht unbedingt zum Chiem- oder Simssee.

„Den Eggstätter See gibt es eigentlich nicht. Es gibt einen Pelhamer See, da müssen Sie in diese Richtung…“ Ich rudere mit dem Arm durch die Luft. „Oder den Hartsee. Da müssen Sie in diese Richtung…“ Dabei schwenke ich den Arm weiter ostwärts. Eggstätt liegt direkt am Hartsee, daher wird sie wohl diesen See gemeint haben.
Nun übernimmt die Einheimische wieder, erklärt den Weg nach Eggstätt, erwähnt eine Straßenkreuzung, an der sie sich links halten müssen. „Sonst fahrn’s nach Seeon.“
„…wo auch ein wunderschöner See liegt“, flechte ich ein und gemeinsam preisen wir den Fremden die Vorzüge dieser beiden Seen.
Hier könne man aber auch schwimmen, erwähnt die Frau, das sei ein Naturschutzgebiet, und wir seien ja wohl auch ein Bestandteil der Natur. Ich schaue an mir und meiner himmelblauen Quicksilver-Badehose herunter (urlaubsbraun wie ich bin, darf ich die tragen), und finde: Stimmt. Ich bin auch ein Teil der Natur.
„Aber hier gibt es halt keine Liegewiese, keinen Strand, kein Wirtshaus, kein Biergarten… Das gibt es aber alles am Eggstätter See.“
„Und am Klostersee in Seeon gibt es das auch alles.“
Die Ulmer bedanken sich und verabschieden sich.
Kaum sind sie gegangen, sagt mir die Frau, dass es schon richtig war, die Touristen an den anderen See zu schicken.
„Sonst wird es hier zu voll.“
Ich schaue mich suchend um. Die ältere Frau, ihre Enkeltochter und ich – im Wasser vielleicht ein halbes Dutzend Leute, am Ufer vier oder fünf Paare Badeschlappen. Von Fülle kann man da ja wohl nicht sprechen.
„Aber wenn man erst mal im Wasser unterwegs ist, draußen auf dem See, da ist es doch wunderbar leer. So weit schwimmt doch kaum einer“, wage ich eine schwache Erwiderung.
„Aber hier am Ufer wird es sonst zu voll. Da sollen die Touristen doch lieber an die anderen Seen fahren. Und wir haben den hier für uns.“ Verschwörerisch zwinkert die Frau, die ich nie zuvor gesehen habe, zu. „Und auf dem Parkplatz wird es dann auch nicht so eng.“
Sie wünscht mir einen schöne Schwimmrunde und folgt ihrer Enkeltochter ins Wasser. Auch ich mache mich auf.
Während die Ulmer sich zum nächsten See aufmachen und ich aus der Bucht auf den See hinaus Richtung Insel schwimme, frage ich mich, wieso mich die ältere Frau wie selbstverständlich zu den Hiesigen gezählt und mir ein Existenz- und Schwimmrecht zugesprochen hat. Ich bin kein Chiemgauer, ich spreche nicht mal bayerisch… Das muss sie doch gemerkt haben. Dann habe ich eine kühne Idee:
Das nächste Mal empfehle ich diesen Leuten, zum Tegernsee zu fahren. Der ist so geranienbalkon-ausflugsdampfer-biergarten-bayerisch aufgmaschelt und von Zwiebeltürmen und Bergen umwuchert, dass er aussieht wie ein Teil einer überdimensional liebevoll für Betrachter arrangierten Modellbaulandschaft. Sollen die Touristen doch dahin fahren. Da wird es ihnen sicher gefallen. Da quietscht es bestimmt auch ganz wunderbar jodelig. Ich brauche das alles nicht. Mir gefällt es hier besser.
Den Rest meiner 4 Kilometer sinniere ich darüber, dass ich durchaus wieder mal mein persönliches Ranking meiner Lieblingsseen aufstellen könnte. Das Letzte ist ja auch schon zwei Jahre her. Seitdem habe ich neue Seen kennengelernt und einige öfter besucht, was in der Platzierung möglicherweise zur Auf- oder Abwertung führen kann.
Platz 1 bleibt unverändert. Davon habe ich mich gerade erst wieder überzeugt. Es soll ja Leute geben, die behaupten, der Tegernsee ist einfach der beste See von allen! Aber die haben eben eine von den dortigen Bergen sehr eingeschränkte Sichtweise.
Offen gestanden glaube ich ja nicht nicht mal, dass es der Tegernsee in meine Top 5 schaffen wird. Daher wird, sollte ich mir 2018 wieder eine Aufgabenliste schreiben, der Langbürgner See garantiert mit drauf stehen – wie schon 2015, 2016 und 2017…


challenge2017-kopieAlle Aufgaben im Überblick:
Erledigt: 5.000 am Stück, Fremdes Hallenbad, Erster im Erdinger Freibad, 4 neue Seen (Notzinger Weiher, Bibisee, Starnberger See, Fremdes Freibad, Tegernsee statt Ammersee, Langbürgner See,
Noch offen: Jahressoll 455 km / Rollwende üben / 4 neue Seen – einer noch / Chiemsee-Querung / Chiemsee Extratour / Drei Badehosen wegschmeißen / Vollmondschwimmen / Goldene Stunde


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