Der zweite Angriff auf die Big Five: Im Eibsee

Der zweite Angriff auf die Big Five (Sie erinnern sich? Die mir noch fehlende Seen-Prominenz) zielte auf den Eibsee. Das schafft dem Königssee, Kochelsee und Walchensee noch einige Tage, sich noch etwas weiter aufzuwärmen, was mir nur sehr recht ist.
Den Eibsee zu besuchen, geht nicht ganz ohne Grübeln und vielleicht eine Spur schlechtes Gewissen. Viel ist diesen Sommer über Übertourismus geschrieben worden, zumindest empfinde ich das so. Vielleicht spielt mir Google allerdings auch mehr und mehr davon aus. Die Massen, die die Hot Spots fluten, die Einheimischen, die ihrem Unmut Luft verschaffen und Änderungen fordern, die Kommunen, die versuchen der Konfliktsituation Herr zu werden mit zum Teil wenig effizienten Mitteln und Regelungen: Iseltwald, Dubrovnik, Palma, Hallstatt, Sizilien, Barcelona, Venedig sowieso.

Tretboot Steg im Eibsee

Aber auch Grainau am Fuß der Zugspitze. Täglich wälzt sich eine Blechlawine hinauf zum Eibsee, um sich dort zu vergnügen und/oder von dort hinauf zur Zugspitze zu fahren. Dauer- und Rückstau im Ort sind die Folgen, am Wochenende und auch in den Ferienmonaten unter der Woche. Das provoziert Unmut bei den Einheimischen. Da hilft auch nicht, denen wie immer wieder der Spruch, nicht die Hand zu beißen, die einen füttert, vorzusetzen: Was heißt, man lebe doch sehr gut vom Tourismus und müsse das in Kauf nehmen.
Ins gleiche Unmutshorn stoßen auch die Urlaubenden, die genervt reagieren, wenn sie von Grainau hinauf zum Eibsee stundenlang im Stau stehen. Wer nach 10 Uhr kommt, hat bei gutem Wetter kaum mehr eine Chance auf einen Parkplatz. Verkehrsplanerische Projekte mit Weitsicht, um solche Probleme zu lösen, sind in Bayern eher Mangelware. Die durch und durch autohörige Landesregierung (wie weiland auch das CSU geführte Bundesministerium) hat kaum zukunftsweisende Konzepte. Straßen, Parkplätze und Kreisverkehre – mehr kommt da nicht.
Es ist aber auch zu schön da oben, um nicht hinzufahren, und so mache ich mich zähneknirschend frühmorgens auf und damit Teil des Problems. Eine Anreise mit den Öffentlichen hätte mich über 4 Stunden Fahrzeit gekostet (einfach!) – also doch das Auto.

Bergpanorama am Eibsee

Noch liegt morgendliche Stille über dem See – über dem Parkplatz nicht, als ich hinaufkomme, stehen nur noch 180 zur Verfügung, vielleicht noch eine Stunde, dann sind die auch belegt. Im April war ich bereits zum Fotografieren hier und habe nach geeigneten Badeplätzen Ausschau gehalten.

Einsamer Stad U Paddler auf dem Eibsee

Die ersten Stand-Up-Paddler sind unterwegs, auch Tretboote, geschwommen wird eher wenig, zumindest nicht weiter draußen. Der anvisierte Badeplatz am Südufer liegt noch im Schatten der Bäume und der Zugspitze. Für mich ist das weniger ein Problem, ich bin ja nicht zum Sonnen sondern zum Schwimmen hier, wie andere, die komplette Zeltlager errichten.
Ein wenig Eile ist geboten, die Wetterapp wie auch der Bayerische Rundfunk haben für Mittag Gewitter an den Alpen angekündigt. Also genau hier. Noch ist davon aber wenig zu sehen.

Eibsee

Wetterumschwünge kommen schnell und wenn die angekündigt sind, sollte man auf der Hut sein – vor allem auf und im Wasser. Daher ist mein Ziel, nur zu den kleinen Inseln am gegenüberliegenden Ufer zu schwimmen. Hin und zurück sind das vielleicht eineinhalb Kilometer, das sollte locker machbar sein bis es Mittag ist und der Himmel sich eintrübt. Bleibt das Gewitter aus, geht eventuell noch etwas mehr.
23 °C meldet Wassertemper.org mit den Wassertemperaturen zahlreicher Badeseen. Ich weiß nicht, woher die Daten stammen, ob sie verlässlich sind und präzise gemessen wurden, aber in der Vergangenheit hat es weitgehend gestimmt, was ich dort gelesen habe, warum also sollte es hier anders sein? Angenehm kühl, aber nicht kalt. So mag ich das.

Ebsee Berge

Rein ins Nass – es ist doch etwas kühler als erwartet, aber auszuhalten, im Uferbereich schwimmen die Ersten, das macht Mut.
Mit der Boje am Leib errege ich einige neugierige Blicke, auch wenn ich zunehmend mehr Menschen sehe, die mit Boje schwimmen, ist das für viele scheinbar noch immer ein ungewohnter Anblick.

Selfie im Eibsee

Die Insel mit dem kleinen Hütterl ist schnell erreicht. Hier ist das Wasser flacher und wärmer. Tretboote und SUPs umkreisen die kleinen Inseln, ich muss ein wenig aufpassen, verlasse mich aber darauf, mit der Boje besser gesehen zu werden und so ist das dann auch.

Insel mit Hütterl im Eibsee

Schön ist es hier, einfach wunderschön. Würde nicht von Norden die Wolkenwand heranziehen, ich würde mich jetzt gern noch Richtung weiterer kleiner Inseln aufmachen, aber das halte ich für wenig klug. Besser, erst zurückzuschwimmen, dann bin ich auf der richtigen und damit sicheren Seite.

Eibsee

Auf dem Rückweg schwimme ich direkt auf die Zugspitze zu, ich muss immer wieder das Kraulen unterbrechen und schauen. Es ist überwältigend. Dunst schiebt sich vor die Berge, lange kann es nicht mehr dauern, bis sie wolkenverhangen sind.

Zugspitze

Als ich dem Ufer näher komme, ist die Wolkendecke geschlossen, ein erstes Donnergrummeln ist zu hören.  Lange wird das hier nicht mehr gut gehen und trocken bleiben. Meine Entscheidung war richtig.

Zugspitze aus dem Eibsee heraus

Beim Abtrocknen, Umziehen und dem Zusammensuchen meiner Sachen verliere ich keine Zeit. Zwar kommen noch immer massenhadt Leute, zwar wandern und radeln Völkerscharen um den See, ich aber laufe jetzt lieber dem Strom entgegen und zurück zum Parkplatz. Wenn’s scheppert und alle plötzlich aufbrechen, wird es beim Verlassen des Parkplatzes ein Chaos geben. Die Ausfahrt ist ein Nadelöhr, alles sehr eng gebaut und dicht beparkt. Also verzichte ich dieses Mal auf eine Brotzeit im Biergarten oder auf der Terrasse des Restaurants, wie ich mir das eigentlich gedacht hatte.
Ich habe jetzt andere Pläne. Zielstrebig kehren auch die Tretboote zum Steck zurück, die SUP-ler:innen bleiben in Ufernähe. Der Himmel lässt für die nächste halbe Stunde nichts Gutes mehr erahnen.

Gewitter im Anmarsch
Kaum sitze ich im Auto und fahre Richtung Grainau fallen die ersten schweren Wassertropfen auf meine Windschutzscheibe. Allerdings nicht so viel, dass ich nicht doch einen weiteren See ansteuere. Dort, so der neue Plan,  werde ich das Gewitter abwarten, schließlich soll es am Nachmittag schon wieder aufklaren. Und dann könnte ich da dann auch schwimmen. Was aber eine andere Blog-Geschichte ist.

Und dann waren’s nur noch drei der Big Five…


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5 Antworten

  1. Jörg sagt:

    Vielen Dank für das Mitnehmen zum Schwimmen. Die Gedanken, Teil des „Übertourismus“ zu sein, kenne ich sehr gut. Früher dachte ich „wenn die Kinder gross sind und ich mich nicht an die Schulferien halten muss, dann wird es besser“
    Nicht wirklich. Irgendwo sind immer Ferien.
    Auch wenn man nicht zu den angesagten Spots will, ist man Teil der Sache. Aber als Alleinreisender ist man wenigstens selbst verantwortlich wie man mit der Natur und den Einheimischen umgeht.
    Ich wünsche dir auf jeden Fall weitere angenehme Aufenthalte und Erlebnisse.
    Und: Die Boje ist sehr gut. Man wird gesehen und zur Not auch gefunden. Ich schwimme oft im Rhein (dieses Jahr nicht ist mir zu gefährlich).
    Grüsse
    Jörg

  2. Uli sagt:

    Servus Lutz,
    ein schöner Artikel mal wieder! Von einem See, den ich auch ganz gut kenne, allerdings nur von drum herum. Oder war ich dort schon mal Tretbootfahren? Ich bin unsicher. Drin war ich jedenfalls nur bis zum Knie.
    Zum Thema Übertourismus: Ja, Grainau erstickt im Autoverkehr, gerade an schönen Wochenenden und beim Wintersport. Allerdings hält sich mein Mitleid mittlerweile in Grenzen. Die Leute dort wollen es offenbar so oder wollen die Zusammenhänge nicht sehen, gerade in der Verkehrspolitik.
    Auch wenn sich die Wahlentscheidung nicht nur daran festmacht, sondern eine Mischung aus vielen Faktoren ist:
    Direkt gewählter Abgeordneter ist der Ex-Bundesverkehrsminister Dobrint, einer der drei CSU Versager in diesem Amt.
    BTW 2021: 56,2% in Grainau für Dobrindt, 45,9% für die CSU.
    Im Werdenfelser Land werden seit einiger Zeit fünf Straßentunnel gebaut. Manche schon lange fertig (Farchant, Oberau, ein Segen für die Orte, die vom Durchgangsverkehr befreit sind!), andere werden noch gebaut (Kramer) oder geplant (Wank, Auerbergtunnel, Tunnelanschluß Oberammergau).
    Das Ergebnis wird sein: Die Leute kommen mit dem Auto noch schneller und leichter direkt bis nach Garmisch, Grainau und Mittenwald und verstopfen dort dann natürlich die Orte und Parkplätze. Auch der LKW-Durchgangsverkehr wird zunehmen.
    Währenddessen fährt die Bahn weiter eingleisig nach Garmisch-Partenkirchen. Auch deshalb braucht man wesentlich länger als es notwendig wäre. Dort passiert nichts und wird die Strecke wird auch in absehbarerer Zeit (innerhalb der nächsten 20 Jahre) nicht zweigleisig ausgebaut.
    Das umweltfreundliche Verkehrsmittel Bahn, dass die Ort deutlich von Autoverkehr entlasten könnte, wird damit aktiv gegenüber dem Auto benachteiligt. Und die Leute wählen weiter CSU und regen sich gleichzeitig über die Automassen auf.
    Viele Grüße
    Uli

    • Lutz Prauser sagt:

      Danke für Deinen Kommentar. Ich hab mir vorher die Bahnverbindung von Markt Schwaben mal angesehen. Das dauert über 3 Stunden einfach, mit dem Auto knapp die Hälfte. Und es nimmt mir die Option, auf dem Rückweg noch andere Seen zu besuchen (davon morgen mehr).
      Mein persönliches Highlight heute beim erneuten Check:
      MS -> München:
      „Reparatur an einem Signal: Auf der Strecke München Ost – Erding zwischen Ottenhofen(Oberbay) und Altenerding. Es kommt zu Verspätungen und Ausfällen in beide Richtungen im S-Bahnverkehr der Deutschen Bahn.“
      München -> GAP
      „Vorübergehend verminderte Geschwindigkeit auf der Strecke: Auf der Strecke München Hbf – Garmisch-Partenkirchen zwischen Tutzing und Mittenwald. Es kommt zu Verspätungen in beide Richtungen im Regionalverkehr der Deutschen Bahn.“

      Das motiviert ungemein, mit dem Auto statt der Bahn zu fahren.

      • Uli sagt:

        Ja, es zieht sich etwas, eber die drei Stunden Fahrzeit sind jetzt wegen der Stammstreckensperrung, oder? Normal sind es gute zwei Stunden, das muss man mit dem Auto auch rechnen. Zumindest auf der Rückfahrt.
        Aber ich bin schon einige Male mit der Bahn von Markt Schwaben nach Garmisch gefahren. Wenn es keine Baustellen, Signalstörungen, Stellwerksstörungen oder Personen im Gleis gibt, ist es sehr entspannt. Und mit dem D-Ticket doppelt gut!
        Zumal man nach der Wanderung im Bahnhof Garmisch auch gut gekühlte Getränke bekommt! Das perlt!

  3. Die Boje ist gut! Ein Onkel von mir ist gestorben, nachdem ihm ein Kind in einem Ruderboot gegen den Kopf gefahren ist. Blutgerinnsel im Gehirn, später Gehirntumor. Damals nicht heilbar.

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