Ach, Angela, ach Johann, ach Regina, ach Michael
Feedback – so wichtig. Und so freue ich mich über jede Rückmeldung in den einschlägigen Facebook-Gruppen, zeigen sie doch, ob ich auf dem richtigen Weg bin oder dem Holzweg. Oder auf beiden bzw. keinem. Dazu mal wieder ein paar Beobachtungen.
Angela S.
Angela S., nennen wir sie mal so, mag nicht, was ich in der FB Gruppe Traumhaftes Bayern schreibe. Also tut sie ihren Unmut kund und ich freue mich darüber, denn wieder einmal betrachte ich das als Steilvorlage, das Thema hier aufzugreifen. Ohnehin ist diese Gruppe für mich ein unerschöpflicher Quell für Blogposts und eine wunderbare Reibungsfläche und Spielwiese. Davon war hier schon öfter die Rede und wird es wohl auch immer wieder mal sein.
Angela also missfällt, dass ich Anfang Juni in der Gruppe drei Fotos hochlade und dazu schreibe: „Heute mal drei kleinere Gewässer in Oberbayern, an/in denen ich in den vergangenen Tagen zum Schwimmen war: Lauser Weiher, Erlensee und Echinger See. Es müssen ja nicht immer die Big Five sein… Die kennt ja sowieso jeder.“
Angela S. nämlich findet es nicht in Ordnung, Geheimtipps auszuplaudern, damit am Ende diese Orte auch so überlaufen sind, wie all die anderen Hot Spots. Ich möchte ihr allerdings unterstellen, dass sie nicht einen der drei von mir gezeigten sowie erwähnten Seen jemals besucht hat. Sie weiß nicht wirklich irgendetwas darüber. Sonst hätte sie sich diese Zurechtweisung gespart. Statt dessen könnte sie ja die Zeitungsgruppe Ippen harsch angehen, die nahezu wöchentlich im Münchner Merkur gedruckt wie digital „echte Geheimtipps unter Bayerns Badeseen“ verrät, an denen es nicht überlaufen ist. Nur, dass das in Wahrheit keine Geheimtipps sind, denn zum Beispiel am Hollerner See nördlich von München ist es genauso voll wie am Karlsfelder oder am Feldmochinger.
Angela bemängelt also, dass ich den Erlensee ausgeplaudert habe. Die dort ansässige Erlebnisgaststätte allerdings sorgt selbst im ureigenen Umsatzinteresse dafür, dass wirklich jeder weiß, dass es See samt Wirtschaft gibt. Selbiges Ziel verfolgt auch der am See gelegene Campingplatz. Geheimtipp? Pustekuchen.
Im Gegenteil: Es geht dort zu wie am Stachus, wie man hierzulande gern sagt: Menschenmassen pilgern von Rosenheim aus zum Erlensee, Dauercamper haben ihr Domizil eingerichtet, Urlaubende schlagen dort ihre Zelte auf, warum auch immer.
Auch der Echinger See nördlich von München ist kein Geheimtipp, dazu ist er schlicht nicht relevant genug. Er liegt am Rand der Gemeinde Eching, heute mehr oder weniger in der Einflugschneise des Münchner Flughafens. Eching ist den meisten nur bekannt, weil dort der erste und lange Zeit einzige Ikea im Großraum München war. Vom See hingegen weiß kaum einer was, das gebe ich gerne zu. Zu einer kurzen, traurig-tragischen Berühmtheit gelangte er 2022, als ein 25jähriger Besucher des Brass Festivals in ihm ertrank. Das war’s dann aber auch. Die ehemalige Kiesgrube ist nicht weiter erwähnens- oder sehenswert; es sei denn, man wohnt dort. Geheim? Vielleicht, aber ein echter Tipp? Eher nicht.
Und der Lauser Weiher?
Von ihm liest man in diversen Schwimmführern und Baderatgebern, auch findet man ihn immer wieder auf den Listen diverser Internetseiten bayerischer Medienunternehmen. Ein besonders begehrtes oder attraktives Ausflugsziel ist der Weiher allerdings nicht. Es gibt zwar einen Badeplatz, aber keinen Biergarten am Ufer, nicht mal einen Kiosk, keinen Spazierweg um den See, keine Nahverkehrsanbindung, nur sehr wenige Parkplätze, dafür umso mehr Knöllchen für alle, die einfach am Straßenrand ihr Auto abstellen. Das ist nicht gerade attraktiv, wenn man aus der großen Stadt kommt oder in Bayern urlaubt. Zudem gibt es zig bessere Alternativen.
Einiges davon möchte ich Angela S. erklären und ihr sagen, dass ich mitnichten Geheimtipps verbreite. Letzteres schaffe ich gerade noch, aber dann bin ich ratzfatz geblockt. Sei’s drum.
Kann ja auch gut sein, dass Angela S. es in Wirklichkeit gar nicht um die Sache sondern nur um ihre eigene Selbstdarstellung als Empörte ging. Dann wäre sie auch so eine, die andere öffentlich schilt, wenn die etwas in ihren Augen nicht Korrektes gemacht haben. Ich werde es wohl nicht mehr herausfinden und eigentlich ist das ja scheißegal.
Johann B.
Als wäre es das gewesen, drehe ich ein paar Wochen später den Spieß um und zeige in der gleichen Gruppe Bilder vom Tinninger See, dem Naturerlebnisweiher Halfing und dem Weiher in Weng. Dieses Mal erwähne ich bewusst nicht, wo das ist. Ich schreibe: „Fahrt ihr alle mal an die schönsten Seen Deutschlands, ob nun Königs-, Walchen-, Eib-, Staffel-, Hinter- oder Chiemsee. Und ich klappere zum Schwimmen und Fotografieren die ab, die außer ein paar Einheimischer kaum einer kennt geschweige denn besucht… Inklusive der vielen Baggerweiher wie hier im LK Rosenheim und LK Freising.“
Wieder falsch. Kackt mich doch Johann B. an: „Dann würde ich halt diese Infos für mich behalten.“ Und er belehrt mich: „…man kann diese Fotos auf Google hochladen und die KI sagt dir dann, wo das ist. So werden aus Geheimtipps Trampelpfade. Fundorte von Steinpilzen behält man in der Regel auch für sich.“
Was heißt: Ich hätte die Bilder gar nicht erst zeigen sollen. Die Kiesgruben sind also quasi die Steinpilze unter den Badeplätzen.
Aber es geht mir wieder nicht um das Ausplaudern von Geheimtipps (es sind nämlich keine) sondern darum, auf die vielen Weiher und Seen ringsum aufmerksam zu machen, die echte Alternativen zu den überlaufenen Touri Hotspots sind, vor allem, wenn man es einfach nur nett und entspannt haben will.
Johann B. von einem unterstützt, der selbst zu feige ist, seine Meinung unter Klarnamen zu schreiben. Gams Wuidara, so nennt sich der Kollege, kommentiert: „Ich frage mich sowieso, WARUM manche Leute ihre Bilder im Internet posten müssen?“. Die Antwort gibt er sich gleich selbst: „Wollen die nur Aufmerksamkeit und Likes erheischen – oder was sonst? Und dann zusätzlich die Plätze NICHT verraten, wenn jemand explizit danach fragt… WENN ich für den eingeschränkten Bereich meiner FREUNDE (selten genug) solche Bilder reinsetze, werden die Orte dazu garantiert nicht von diesen Leuten breitgetreten… Alles Andere ist m.E. pure Dummheit.“ So ist es: Pure Dummheit. Meinerseits natürlich. Natürlich!
Regina H.
Die dritte Scharte ziehe ich mir bei Regina H. ein, einer ihrem Profil nach Schlierseerin. Auf meinen Blogbeitrag über das Schwimmen im Eibsee wiederholt sich eine Diskussion zum Übertourismus, zumal ich zugebe, auch ein Teil des Problems zu sein – wie eben jede/r, der zu diesen Hotspots fährt. Längst hat das Sommerthema, das es bis ins ZDF Heute Journal gebracht hat, wie mich Outdoorblogger Uli Strelzing von Auf-den-Berg.de, informiert, auch im Traumhaften Bayern seine Kreise gezogen. Das Gemecker auf Tourist:innen wie Ausflügler:innen nahm zeitweilig mächtig Fahrt auf, nicht selten mit ungewöhnlich scharfer und unangemessener Aggressivität und Polemik; wie eben bei Regina H. Und die Urlauber:innen pampen zurück.
Ich merke an, zu keinem dieser überlaufenen Seen mehr im Sommer zu fahren, wenn ich nicht jedes größere Freigewässer in Oberbayern zum Schwimmen und Fotografieren abklappern würde. Genau darin meint Michael L. scharfsinnig ein Geschäftsmodell erkannt zu haben: „Das kommt aber dann den 80% Influenzan gleich die nur für ein paar Bilder dort hinfahren.“ (Anm.: Ich habe das so rauskopiert samt eigentümlicher Schreibweise des Wortes Influencer)
Damit liegt er gar nicht mal ganz falsch. Denn natürlich mache ich die Bilder nicht nur für mein Archiv, allerdings eben nicht zum influenzen. Dazu fehlt es schlicht an Reichweite wie auch an Absicht, massiv und gewinnerzielend Produkte, Lifestyle oder Meinungen zu propagieren.
„Bleibt doch alle da…wo ihr wohnt.. dann ist es nicht mehr überlaufen 😡😡😡“ schnauzt mich schließlich Regina H. an.
Das finde ich eine gute Idee, dann wäre ab sofort in München frei von den vielen Fahrzeugen mit MB, TÖL, DAH, FFB, MÜ, STA, EBE, RO, PAF, GAP oder ED Kennzeichen. Das ist gnadenloser Whataboutism, aber wenn die dann auch alle bleiben, wo die wohnen, dann wären Autobahn und Mittlerer Ring auch nicht mehr überfüllt. Vielleicht lasse ich das aber, schließlich sitze ich ja selbst in einem Gefährt mit ortsfremden Kennzeichen und stehe oft im Pendlerstau.
Aber zum Schliersee könnte ich ja nächstes Jahr auch mal wieder fahren. Danke Regina für die Anregung…
Michael L.
Ihm mangelt es an Verständnis für den Anlauftext bei Facebook, der ja in erster Linie nur gutes altes Click Baiting ist. Auf meine Rückfrage, ob er denn den Text überhaupt gelesen oder einfach nur lektürefrei kommentiert habe, fange ich mir dieses herzerwärmende Statement ein: “ Wenn mein Leben darin bestehen würde wild durch die Gegend zu fahren um einmal in einem See zu schwimmen wäre mein Leben nicht sehr erfüllt. Ich bin Glücklich in einem der schönsten Bundesländer zu wohnen und genieße jeden Augenblick davon. Sie fahren an den Königssee um einmal darin zu schwimmen und sich dann auch noch ein Urteil zu bilden das zeugt von höchster Intelligenz.“
Aber wo er recht hat, da hat er recht: Höchste Intelligenz trifft es durchaus. Es freut mich, dass das endlich mal wieder einer zur Sprache bringt.
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Man kann‘s eben nicht jedem recht machen! Dich schert doch das eh nicht – oder? Mach mal dein Ding so weiter, denn das ist richtig gut.
Nein, ich versuche es auch gar nicht erst, es jedem recht zu machen. Im Gegenteil. Ich liebe es sogar, Reibungsflächen zu liefern, Reaktionen zu provozieren und dann darauf entsprechend zu reagieren. Ist nicht nett, nicht fair, aber wer sich nach meinen Posts aus dem Fenster hängt, muss eben damit rechnen, dass es windig wird.
Köstlich, egal wie du es machst, irgendwer meckert immer. Einfach weiter machen und sich nicht beeindrucken lassen.
Nein, werde ich nicht. Das beeindruckt mich wenig, es ist eher so, dass es mich amüsiert und Themen liefert.
Oh ja, wer kennt es nicht. Ich hatte einmal einen Email-Austausch mit einer Dame, die mir vorwarf, dafür verantwortlich zu sein, dass halb München in „ihrem“ ruhigen Ort einfällt, um zu den bekannten Wasserfällen zu laufen. Wasserfälle, die in Fußwegentfernung von einem der beliebtesten Seen der Münchner liegen, vom Tourismusverein beworben werden, die perfekt mit Wanderwegweisern ausgeschildert sind, in Büchern und Zeitschriften vorgestellt wurden und schon vieltausendfach fotografiert und ins Internet gestellt wurden. …
Eine kurze Google-Suche ergab dann, dass die Dame offensichtlich aus München in den Ort gezogen ist. Manchmal will ich nur noch den Kopf schütteln.