Sonntag, das ist,… (17) über Kästchen brüten

Sonntag, das ist, über Kästchen brüten. Wie so ein alter (weißer) Mann. Denn in meinen Vorstellungen ist das Lösen von Kreuzworträtseln untrennbar verbunden mit diesem Altsein. Weil meine Oma das immer schon machte, als wir Kinder waren und meine Oma war nach meiner Erinnerung einfach nur alt. Und das von Anfang an. Außerdem muss man ein gewisses Alter und das damit verbundene Wissen mitbringen, wenn man Sachen abgefragt wird, die in den Generationen unter mir einfach niemand (mehr) weiß, die nicht mehr relevant sind, so sie es denn je waren, weil sie komplett aus der Zeit gefallen sind: Vorname der Dagover zum Beispiel. Denn mit unglaublicher Konstanz tradieren sich längst vergessene Politiker:innen wie Schauspieler:innen über die Kreuzworträtseljahrzehnte dahin.
Jetzt also ist es soweit. Jetzt pflücke ich aus der Wochenendbeilage unserer Zeitung das fast ganzseitige Rätsel und zücke den Stift, trage wissenssicher den fränkischen Hausflur (Ern) ein oder Kurbäder in Belgien (Spa), von denen ich einfach nur aus diesen Rätseln etwas weiß, schon seit Kindertagen als meine Oma genau das gleiche eintrug. Mehr weiß ich nicht von Ern oder Spa, bei letzterem zumindest nichts über die tatsächliche Stadt.
Und weil ich mutig bin, ignoriere ich die Empfehlung meines Vaters, der auch hin und wieder Kreuzworträtsel löste, dazu einen Bleistift zu verwenden. Denn, wenn man was falsch macht, kann man radieren und neu ausfüllen. Das sieht dann ordentlicher aus, als wenn einer, so wie ich, seine Rätsel mit Kugelschreiber ausfüllt und dann Fehler überkrakeln muss. Vielleicht mache das mit Kuli aber jetzt auch aus purem, Jahrzehnte andauerndem Trotzverhalten. Oder auch, weil es scheißegal ist, ob das hinterher ordentlich aussieht, zumal die Zeitung am Montag im Altpapier landet, niemandem vorher vorgelegt wird und erst recht niemand die Rätselseite aus der Papiertonne herauszieht und kontrolliert, ob alle Kästchen im Rätsel schön ordentlich und dann auch noch richtig ausgefüllt sind. Gelegentlich gönne ich mir den Luxus, bei einem Vierfarbkugelschreiber sogar gleich die rote Mine auszufahren und im Rätsel herumzufuhrwerken. Rot ist die Farbe der Korrekturen, das weiß jede/r aus der Schulzeit, was für eine ungeheure Chuzpe, ausgerechnet diese Farbe zu verwenden.
Und da wir gerade dabei sind: Ein weiterer kolossaler Regelverstoß ist es, einfach mittendrin anzufangen statt oben links in der Ecke und dann systematisch über die Seite Kästchen um Kästchen zu füllen. Aber mal hier, mal dort und dann wieder ganz woanders was einzutragen: So was geht gar nicht. Die eigene Regel, nur dann ein Wort einzutragen, wenn es sich mit einem anderen schneidet, also keines einfach so in der „Luft hängt“, ist kolossal mutig, und kolossal unsystematisch. Warum mache ich das? Weil ich es kann.

Besser als genau lesen übrigens. Denn wenn ich gefragt werde, wie im Heer technische Truppenteile heißen, ist die richtige Antwort natürlich Pioniere. Und nichts anderes. Denn es stand da was von technischen und nicht von tschechischen Armeeangehörigen. Wie ich mich auch schwer wundern musste, warum Emden eine niederländische Küstenstadt sein soll, weiß ich doch, dass Emden in Deutschland liegt. Aber es wurde auch nach einer niedersächsischen und nicht niederländischen Stadt gefragt. Das kommt eben dabei raus, wenn man nicht hochkonzentriert bei der Sache ist und den Blick schnell schnell über die Käschen sausen lässt.
Egal.

Ach übrigens: UN-Generalsekretär +2018. Wie hieß der nochmal? Und wie schreibt der sich?


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3 Antworten

  1. Carola sagt:

    Generalsekretäre sind Endgegner. Aber Lil kam mir sofort aus irgendeiner Hirnecke geschossen