Last Christmas – die schlimmste Belästigung

Was, so wollte ich zeitgleich per Abstimmung von meinen Bubbles auf Twitter und Mastodon wissen, ist die schlimmste mediale Belästigung der Vorweihnachtszeit. Abzustimmen galt es (jeder bitte nur ein Kreuz) über:

  • Der kleine Lord
  • Last Christmas
  • Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
  • Feliz Navidad

Das Ergebnis bot keine Überraschung. 39% auf Twitter (von 197 abgegebenen Stimmen) und 47% auf Mastodon (von 91 abgegebenen Stimmen) empfinden Last Christmas als die ärgste Belästigung. Dem würde ich mich, wollte ich an meinen eigenen Abstimmungen teilnehmen, anschließen.

Bei Twitter geht es dann so weiter: 24% entfallen auf Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, 22% auf Feliz Navidad und 15% auf Der kleine Lord.

Meine Mastodon Bubble sieht das ein wenig anders: 26% sind von Feliz Navidad am meisten genervt, 16% votierten für Drei Haselnüsse für Aschenbrödel und 10% für Der kleine Lord.

Vielleicht liegt diese Grundübereinstimmung darin, dass ein gewisser Teil der Followerschaft identisch ist, prozentual auf Mastodon deutlich höher als auf Twitter. Aber ich glaube das nicht.

Es liegt wohl eher daran, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden und demzufolge die Birnen in beiden Umfragen gewinnen. Denn die beiden TV Formate Der kleine Lord und das in den Dritten rauf und runter genudelte Drei Haselnüsse für Aschenbrödel kann selbst ein eher durchschnittlich geschmacklich gebildeter Mensch per Klick aus seiner Welt entfernen. Einfach nicht einschalten – schon hat man Rund-Um-Verschonung. Zur Not beim Fehlklick auf der Fernbedienung aus- oder umschalten. Will sagen: Das kitschtriefende Rührstück mit der blonden Nervbratze lässt sich ebenso vermeiden wie das cineastisch vollkommen missratene Laientheater-Märchenspiel. Das anzusehen muss man schon wollen.

Belästigung

Anders Feliz Navidad, was zumindest auf Mastodon als noch nerviger als Drei Brödel für Aschennudel empfunden wird. Und anders als Last Christmas, quasi der Hundehaufen der Weihnachtsmusik: Omnipräsent, unvermeidbar, auf Dauer unausweichlich, eklig und irgendwann erwischt es eben doch jeden.
Schließlich müsste man sich schon in freiwillige Isolation begeben, denn auf Weihnachts- und Christkindlmärkten wird das ebenso rauf und runter geduldet wie im Radio, in Kaufhäusern auf Firmenweihnachtsfeiern etc. Meist sind diese beiden nervtötenden Gesänge noch gepaart mit der geschmacklich nicht ganz so argen aber mittlerweile auch vollkommen überpräsenten Ankündigung von Chris Rea, zu Weihnachten nach Hause zu fahren. Soll et. Mir doch egal.
Jedes Jahr frage ich mich, wer das eigentlich hören will, für wen das eigentlich gespielt wird, wenn es nahezu alle einfach vollkommen nervig finden.

Es ist immer wieder mein Ansporn, durch den Auswahl geeigneter Radiosender, der Blockade automatisch abgespielter Videos in den sozialen Medien, einer größtmöglichen Distanz von den Teilen der Weihnachtsmärkte, auf denen Musik gespielt wird und gezieltem Aufsuchen beschallungsfreier Einkaufsmöglichkeiten eine Saison zu überstehen, ohne diese drei Songs hören zu müssen.

Tja! Und dann das:

Die erste (und bisher einzige) Volldröhnung erwischt mich am Wochenende des ersten Advents. Ich bin geladen zum sehr gemütlichen Glühweinumtrunk im Winterzauberwald in München-Bogenhausen. Der Nachmittag verläuft witterungstechnisch vom Sonnenschein über arge Bewölkung bis hin zum Dauerregen. Als es dunkel wird ziehen sich die wenigen Besucher unter die Vordächer der Essstände und in die Glühweinzelte zurück.
Die meisten Familien, die mit kleineren Kindern gekommen sind, für die es zwei Karusselle und eine Eisenbahn gibt, sind bereits wieder daheim. Längst steht die Eisenbahn, beide Karusselle aber drehen sich noch immer unaufhörlich, doch sind nahezu alle Tiere und Fahrzeuge unbesetzt. Nur ein kleines Mädchen sitzt in einem Auto.
Die Mutter steht mutterseelenallein daneben. Gut beschirmt mit der einen, den Kinderschirm in der anderen Hand haltend.
Feliz Navidad dröhnt es über den regennassen Platz. Niemanden interessiert das – weil eben fast niemand da ist. Aber mir stand plötzlich die Frage im Sinn, was die Menschen in meinem digitalen Umkreis am meisten nervt. Feliz Navidad oder Last Christmas, Der kleine Lord oder drei Haselnüsse für Aschenbrödel?
Derweil scheppert Jose Felciano blechern aus den Lautsprechern des Karussells in Endlosschleife sein „Feliz Navidad ,Prospero año y felicidad“.

Belästigung

Wenigstens spielen sie nicht Last Christmas, denke ich. Es besteht also noch ein wenig Hoffnung.


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