Office vs. Homeoffice

Office versus Homehoffice – viel ist in den vergangenen Wochen darüber diskutiert worden, was die Nachteile und was die Vorteile sind, wenn Arbeitnehmer plötzlich die Möglichkeit haben oder sogar aufgefordert werden, in Zeiten der Corona-Krise im Homeoffice zu arbeiten.
Ob mit Jogginghose oder überhaupt mit Hose, ob am Esstisch oder vom Sofa aus – das alles ist zigfach thematisiert, das muss man nicht wiederholen. Höchstens erweitern.

Ich bin nicht unbedingt ein Fan davon, an zwei Laptops daheim zu sitzen, fahre auch gelegentlich ins Büro, um die dortige Infrastruktur (Farbdrucker, Scanner, Unterschriftenmappen…) zu nutzen.
Dann genieße ich es auch, in ausreichendem Abstand mit Kolleginnen und Kollegen zu plauschen, der Kontakt zu anderen Menschen, andere Themen und Meinungen als die innerhalb der eigenen vier Wände, ist sehr befruchtend.
Auch kenne ich jetzt die echte Haarfarbe einiger Kolleginnen, was mich zum Geheimnisträger macht und mich veranlasst, schon mal heimlich, still und leise Informationen für ein geeignetes Zeugenschutzprogramm zu sammeln, wenn alle im Mai wieder beim Friseur waren und in der vertrauten Färbung/Tönung wieder erstrahlen…

Zwei Aspekte, die ich am Homeoffice sehr genieße, möchte ich dennoch hier kurz zur Sprache bringen.

1. Mittags ab nach Griechenland

Reisen ist uns auf unabsehbare Zeit verwehrt, zumindest Reisen ins Ausland. Ein wenig tröstlich ist, wenn man dann in den eigenen Garten gehen und in der Kaffee- oder Mittagspause einen „Kurztripp nach Griechenland“ machen kann. So vergangene Woche geschehen und sozial-medial bereits erwähnt.

Schildkröte im Gehege - Pause vom Office

Zumindest kann ich mir, wenn ich mit einem Kaffee in der Sonne am Rand eines unserer Schildkrötengehege sitze, einbilden, ich wäre gerade irgendwo in einem Mittelmeerland. Es riecht nur nicht so mediterran, vor allem nicht , wenn der Nachbar gerade frisch den Rassen gemäht hat. Aber egal: Ich liebe den Geruch frisch gemähten Grases auch sehr, der Heuschnupfen allerdings auch. Weniger olfaktorisch begeistert mich, wenn der Bauer das Feld 250 Meter weiter frisch güllt/odelt und dieses nun unterpflügt. Das ist allerdings im Preis fürs Landleben enthalten.

Zum Trost zerreibe ich ein paar Blättchen Salbei, Rosmarin, Origanum und Thymian, die ich aus dem Gehege gepflückt habe, zwischen den Fingern, und nehme ein Näschen. Dann schaue ich meinen Tieren ein paar Minuten beim Sonnen, Fressen oder Paaren zu. Der Rückweg aus „Griechenland“ ins Homeoffice fällt schwer, aber der Ruf der Arbeit ist auf so kurze Distanz unüberhörbar. Und ich bin froh, dass ich auch in der Corona Zeit welche habe.

2. Während des Telefonats anderen ungeniert bei der Arbeit zuschauen

Das macht wohl jeder gerne mal, wenn er die Gelegenheit dazu hat. Zuhören, antworten, aber den Blick aus dem Fenster schweifen lassen. Wohlgemerkt: Nur den Blick – nicht die Gedanken.
Hinter unserem Büro befindet sich eine Großbaustelle, in rasender Geschwindigkeit werden dort neue Gebäude hochgezogen. Es ist dort ein Gewimmel und Gewusel an Arbeitern zu Gange. Gelegentlich aber, so sieht es zumindest für den Laien aus, arbeitet nur einer, derweil fünf oder sechs andere um ihn herumstehen und nichts tun – außer vielleicht schlaue Kommentare abgeben, so genau kann man das aus der Ferne nicht beobachten. Zu sehen hier, bei den Monatsbildern Februar KW07/20.
Aber fortwährend aus dem Fenster starren und sei es nur während eines Telefonats ist irgendwie ein Regelverstoß.
Daheim habe ich diese Möglichkeit nicht, Men at work ungeniert zu beobachten. Der Ausblick erlaubt maximal, den Nachbarn bei der Gartenarbeit zuzusehen, während man selbst am Telefon hockt und schlaue Reden schwingt.
Doch! Es gäbe da noch wen: Der schafft auch was weg, und zwar richtig. Gemeint ist Herr Amsel, der ebenfalls gerade eine Baustelle zu vollenden hat.

Kollege schafft was - Amsel im Garten. Nicht im Office

Beobachte ich halt den. Die Kamera liegt griffbereit, der Akku ist frisch geladen. Schnell sind ein paar Fotos gemacht. Und das macht den Unterschied zum Office aus. Ich kann ihm während der Arbeit nicht nur zusehen, ich kann auch hemmungslos fotografieren. So etwas könnte ich im geregelten Bürobetrieb natürlich nicht. Telefonieren und gleichzeitig jemand anderen ins Kameravisier nehmen und Fotos machen, das geht nur im Homeoffice. Also los.
So nah war der Amselmann noch nie direkt vor dem Fenster. Budgetgespräche im Ohr und im Kopf, die Kamera vor dem Auge, die Amsel vor dem Objektiv, alles kein Problem. Wie gut, dass Männer multitaskingfähig sind.

Allerdings dauert es bestimmt nicht mehr lange, bis während einer TelKo einer plötzlich fragen wird: „Sag mal, was klackt da eigentlich dauernd bei Dir im Hintergrund?“
„Ähmm… Tja…“
Hätten Sie eine gute Antwort?


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1 Antwort

  1. Naya sagt:

    Oh ja, daß ich plötzlich viel mehr von meinem Hamsterchen sehe (ihr Gehege steht neben meinem Schreibtisch) und aus dem Fenster heraus Meisen, Eichelhäher, Rotkehlchen, Tauben, … im Baum beobachten kann, das ist auf jeden Fall ein schöner Nebeneffekt!
    Dafür hab ich jetzt keine tollen Sonnenauf- oder Untergänge aus dem Hochhaus mit Rundumblick auf die Stadt mehr (aber wie zum Trost war der bei der letzten Schicht im Büro besonders schön!)

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