Happurger Stausee – Zu Besuch in Franken (Challenge 2018/3e)
Natürlich kann man sich morgens ins Auto setzen und knapp 200 Kilometer nach Nürnberg hetzen – und dann weiter und noch mal 30 Kilometer nach Happurg. Das Ganze nur, um im Happurger Stausee eine Runde zu schwimmen. Und dann am gleichen Tag wieder heimfahren.
Kann man machen – aber dann ist man ein Zigfaches länger im Auto als im Wasser. Und ein Idiot.
Ganz anders verhält es sich natürlich, wenn man diesen Ausflug macht, nicht allein, um zu schwimmen, sondern um einen guten Freund zu besuchen, den es vor Jahren nach Franken verschlagen hat. Dann nimmt man die Autobahngurkerei gern mal auf sich. Zumal besagter Freund Alex ist – genau.
DER Alex.
Der mich zum Blogschreiben verführt hat, den ganzen Krempel hier hostet, Blogumzüge organisiert hat, der mich überredet hat, ein Buch zu schreiben und überhaupt. Eben der.
Alex geht auch gern schwimmen – oft und viel. Allerdings konzentriert er sich darauf, Bahnen im nahe gelegenen Schwimmbad abzureißen, während ich ja ein großer Fan des freien Wassers bin. Und so verabreden wir, dass wir bei einem längst überfälligen Besuch meinerseits einen See ansteuern. Den Happurger See. Alex will dort ein paar Meter mehr schwimmen als das übliche Baden am Ufer.
Der Haken: an dem Tag, an dem ich in Franken bin, sieht der See kalt und abweisend aus. Die Luft schafft es kaum über 20° C, erst am Nachmittag soll es wärmer werden. Das Wasser ist etwa gleich warm und wird sich auch nicht deutlich aufwärmen, nur weil irgwendwann doch noch die Sonne herauskommt. Die Wetter-App hat uns wieder einmal schamvoll angelogen.
Wollen wir wirklich?
Ja – wir wollen. Dazu sind wir schließlich hergekommen. Ich fahr doch keine 450 Kilometer, nur um aufs Wasser zu starren…
Also los. Umziehen.
Ehrensache, dass ich heute keinen Neoprenanzug anziehe, schließlich hat Alex keinen, das wäre einfach nicht fair. Das ist Nibelungentreue.
Wäre ich allein, ich hätte keinen Moment gezögert, mich in die Gummipelle zu zwängen. Und ich hätte mich wahrscheinlich deutlich länger im Wasser aufgehalten. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. So ist es immer.
Also werfen wir uns nach gebührendem Zögern und Zittern (Alex einen Moment länger als ich) ins Wasser und starten mit der Querung des Stausees.
Es ist schon zapfig kalt, Schwimmen gelingt nur, wenn ich möglichst gleichmäßige Züge mache und atme, nicht in Kälteschock falle oder in Hektik gerate, wild um mich schlage und in Schnappatmung übergehe. Ich weiß das, bemühe mich, zwinge mich und empfinde es nach den ersten 50 Metern als gar nicht mehr so ätzend. Die Gänsehaut, die sich auf den Armen bildet, ignoriere ich genauso wie die Kälte im unteren Rückenbereich.
Alex bleibt etwas zurück, veratmet sich, entscheidet sich, zum Ufer zurückzukehren und statt der Querung lieber am Ufer entlang zu schwimmen.
Ich folge.
Weiträumig umschwimmen wir einen Angler und eine Jugendgruppe, die mit Kanus und selbstgebauten Flössen mächtig viel Spaß hat. Die Teilnehmer tragen alle Schwimmwesten, sie wissen vermutlich warum. Wir auch bald, denn alle paar Minuten geht einer der Teenager unter viel Gegröhle der anderen über Bord und landet im kalten Wasser. Triefnass muss er wieder aufs Floss hochgezogen werden.
Da es uns auch langsam ungemütlich wird, kehren wir zum Ausgangspunkt zurück. Ein Abstecher noch zum Ponton des örtlichen Seglervereins, den zu nutzen Vereinsfremden strikt verboten ist. Das interessiert uns einen feuchten Kehrricht. Es ist ohnehin niemand da, der uns daran hindern könnte. Ein paar alberne Kraftakte, ein paar alberne Bildchen und viel Gaudi später fehlen nur noch die obligatorischen Selfies im Wasser. Die machen wir dann auch noch und das soll es dann auch gewesen sein. In den Seeterrassen wartet eine zünftige Brotzeit.
Und dann – endlich – lässt sich auch die Sonne blicken.
Zu spät, einfach zu spät, ihr Timing ist heute miserabel.
Lustig war’s am Happurger See. Das machen wir noch mal.
Und Alex hat Blut geleckt. Freiwasser halte Dich bereit. Da kommt noch einer, der mitschwimmen will…
Fünf Wiederentdeckungen: noch 3 / noch 2 / noch 1
Und außerdem: Jahressoll 480 km / ein fremdes Freibad / Ranking aktualisieren / Chiemsee – ein neuer Uferabschnitt / Badehosen ausmisten / Chiemsee-Querung / Vollmond-Schwimmen / Goldene Stunde / 100km im Freiwasser
Erledigt:
Fünf neue Seen: Tüttensee, Pullinger Weiher, Haager Badesee, Kirchsee, Happurger Stausee
Fünf Wiederentdeckungen: Pelhamer See, Thenner Weiher
Und außerdem: Ein 5.000er, Völklingen – ein fremdes Hallenbad, Langbürgner See
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