Freibad Pommes – Eine längst überfällige Liebeserklärung

Freibad Pommes schmecken einfach nicht. Punkt. Aus. Fertig. Da gibt es nichts zu diskutieren.
Es sei denn, man ist im Freibad. Dann nämlich schmecken Freibad Pommes göttlich. Wenn man sie dort isst, während man dort ist, weil man dort ist. Und vor allem: Nur dort!
Das ist einer der wenigen Gründe, warum ich am Wochenende bei gutem Wetter statt in den See auch gelegentlich ins Freibad gehe. Dann hat der Kiosk geöffnet. Und es gibt Pommes.

Freibad Pommes

Ein klein wenig lässt sich das kulinarische Zerrbild mit den Weinen vergleichen, die man abends im Urlaub auf der Terrasse mit Blick übers Mittelmeer genießt. Schnell sind ein paar Kisten eingepackt, zu Hause schmecken sie nur noch halb so gut oder gar nicht, man könnte sie eigentlich auch gleich ins Klo kippen ohne den Umweg durch Mund, Magen, Niere, Blase.
Bei den Pommes im Freibad zählt nicht allein der Genuss – genauso zählt das Drum Herum: Das Gekreische der Kinder im Wasser, das große Geheule, wenn eines von ihnen barfuß auf der Wiese in eine Biene getreten hat, das Trösten der Mutter und der kluggescheißerte Kommentar vom Vater: „Hab ich Dir doch gleich gesagt, dass Du Flip- Flops anziehen sollst!“ Und das Geheule des anderen Kindes, weil die Leckmuschel (ja, es gibt sie noch, ich habe vor kurzem welche beim Edeka an der Kasse gesehen) runtergefallen und mit der abzuschleckenden Seite nach unten ins Gras gefallen ist. Und jetzt klebt eine Ameise daran.

Zu den Freibad Pommes gehört der Geruchsmix aus dem gechlorten Becken (ja, ich weiß, wann und warum das riecht), der Sonnencreme (bloß nicht Tiroler Nussöl), der Fritteuse, in der Pommes und Tiefkühlschnitzel vergnüglich und gemeinsam baden.
Dazu der schrille Pfiff des Bademeisters und sein Ruf „Springen vom Beckenrand ist verboten!“, das Platschen bei jedem Sprung vom Dreier oder Fünfer, die kickenden Jugendlichen am anderen Ende der Wiese und die Rufe vom Beachvolleyballplatz, der Testosteronschub pubertierender Burschen, die vor Kraft und Selbstbewusstsein kaum laufen geschweige denn schwimmen können, das Quietschen der Mädels, wenn sie unverhofft nass gespritzt werden, weil direkt neben ihnen jemand eine Arschbombe platziert – obwohl doch das Springen vom Beckenrand verboten ist.
All das ist Freibad. Und die Krönung des Ganzen ist nun mal die Schale Fritten vom Imbiss auf einem hölzernen Klappstuhl oder einer Bierbank direkt davor.
Lassen Sie sich da ja nichts anderes erzählen.

Ob mit Mayo, mit Ketchup, Pommes rot-weiß, mit Currywurst – da bin ich ganz tolerant. Das kann jeder halten, wie er will. Das ist nun wirklich eine Frage des Geschmacks, über den bekanntlich trefflich streiten ließe, was aber vollkommen sinnlos ist. Nie wird die Mayo-Fraktion den Ketchup-Fanatikern ihren Geschmack aufzwingen – genausowenig vice versa.

Kein Besuch beim Mecces, Dönermann oder der Pizzeria nach dem Schwimmen kann da mithalten. Kein Sterne-Koch dagegen konkurrieren mit keinem noch so raffiniert komponiertem Menü. Eine Pappschale voller, billigster Tiefkühlpommes darauf ein fetter Kleks oder besser zwei aus dem Mayo-Eimer hochgepumpt. Fertig. Es ist die Belohnung für zuvor nicht endenwollende, geschwommene Bahnen.

Freibad

„Wer war die Pommes?“ schreit es von der Theke über Tische und Stühle hinweg. Der Ruf reißt mich aus den Gedanken.

„Ich!“ rufe ich, springe auf und gehe meine Pommes holen.
Während mir der Mann hinter der Theke die Schale rüberschiebt, wünscht er mir einen guten Appetit und rammt einen hölzernen Pieker in die fetten Fritten.
„Lass es Dir schmecken!“
„Jau. Mach ich!“

Freibad Pommes

„Und wer war die Currywurst?“ schreit er gleich hinterher. Noch bevor die Currywurst kommt, um selbige abzuholen, verkauft er drei Kindern ihr Langnese-Eis und einem vierten abgezählte Weingummischlangen in einer Papiertüte. Sie schieben die schwitzigen, klebrigen, abgezählten Münzen über den Tresen.
Auch das ist Freibad.

Mmmmhhh – lecker.

„Noch ’ne Currywurst!“ brüllt er, während ich den Pieker zur Seite lege, die goldgelben Fritten mit den Fingern aus der Schale fische, durch die Mayo ziehe und mir genüsslich hinter die Kiemen schiebe. Das perfekte Sommeressen. Ob nun im Frei- oder im Strandbad…

Und noch dazu so gesund!


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3 Antworten

  1. Dem kann man nichts hinzufügen. Gute Pommes zur richtigen Zeit, gut zubereitet … Mensch was will man mehr. Kurz gesagt … Lecker.
    LG Jürgen

  2. manni sagt:

    genial von dir beschrieben ! Einfach nur zutreffend

    Früher im Freibad gab es noch die Colaschlotzer ! Einfach auch der Hammer . Die waren in einem Glasbehälter das stück für 10 Pfennig. Oder die Waffeln ! Da kommt mir doch noch manches durch den Kopf

  3. Uli sagt:

    Dazu der schrille Pfiff des Bademeisters und sein Ruf „Springen vom Beckenrand ist verboten!“ – da habe ich sofort die Stimme von Fritz Eckenga im Ohr!

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