Spaziergänge (#38): Zig Farben in einer Stunde
Was kann man schon von einer Landschaft ohne Farben erwarten, die bretteben ist, zersiedelt, intensiv von Landwirtschaft genutzt und noch dazu im Winter, wenn alles matschig braun ist?
Nichts. Zumindest nicht viel.
Der nördliche Landkreis Erding ist so eine Landschaft- kiesig, moosig, erdig.
Eigentlich gibt es keinen Grund dorthin zu fahren, es sei denn, zum Friseur zu gehen oder im Sommer einen der dortigen Kiesweiher zu besuchen oder eben, weil man zum Flughafen München unterwegs ist.
Im Winter reduzieren sich die Gründe noch mehr…
…vor allem, wenn es tagelang geregnet hat, alle Wege matschig sind, wenn sie nicht für schwere landwirtschaftliche Geräte befestigt wurden. Nein – da muss man nicht hin.
Noch dazu, wenn das fortwährende Brausen der nahegelegenen A 92 einen monoton nervigen Grundton verursacht, der nur dann überlagert wird, wenn wieder ein Flieger über Zustorf im Anflug auf den Flughafen ist – und das ist eigentlich auch ein Dauerzustand. Und wenn dann plötzlich noch ein Graupelschauer aufzieht, möchte man einräumen, dass es total blödsinnig ist, dort spazieren zu gehen. Trotzdem.
Zwischen Zustorf und der Autobahn liegt ein Weiher, eine ehemalige Kiesgrube, nicht besonders nicht groß, nicht besonders aufregend. Ein paar Mal zum Schwimmen war ich dort, zum Spazierengehen aber noch nie.
Und mangels besserer Ideen schnappe ich meine Kamera, wollen doch mal sehen, ob man den See zu Fuß umrunden kann.
Ja, kann man. Der Südteil ist ein geschütztes Biotop, ansonsten führt der Weg sehr dicht am Weiher entlang, immer wieder bietet die Ufervegetation im Sommer kleine Durchlässe zu Bade- und Picknickplätzen, im Winter, um sich ans Wasser zu stellen und zu schauen.
Und hier erlebe ich mein blaues Wunder. Oder mein braunes, mein graues, mein gelbes, mein türkisenes… Was mir erst hinterher beim Sichten der Fotos so richtig auffällt – alle paar Meter ändern See und Landschaft ihre Farben. Weil das Wetter sich im Minutentakt zu ändern scheint. Sonne, Wolken, Graupel, Wind, dann wieder Windstille, blauer Himmel und Schäfchenwolken. Ein Wetter wie im April.
Die nachfolgenden Bilder sind alle innerhalb einer Stunde entstanden, alle auf einem Weg, der nicht mal zwei Kilometer lang ist. Selten habe ich einen so schnellen Wechsel von Licht und Farben erlebt wie an diesem Dreikönigstag 2022 am Zustorfer Weiher.
Wenn das kein Grund ist, da vorbeizufahren und die Kamera mitzunehmen, weiß ich es auch nicht…
Eine Liste aller Beiträge der Serie Spaziergänge samt Verlinkung finden Sie auf der Unterseite Die Serien dieser Seite im Überblick
Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.
Wenn Sie mir spontan einen Kaffee spendieren wollen, weil Ihnen dieser Beitrag gut gefallen hat, dann klicken Sie bitte auf den Kaffeebecher. Mehr dazu hier.
Wenn Sie mehr von mir und meiner grantigen Stimmungslage lesen wollen, dann empfehle ich dieses Buch: Renate und das Dienstagsarschloch , das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können.
Mehr von meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer finden Sie in meinem Buch Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , das Sie ebenfalls in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können.